Tanz:Komplexer Zauber

Ballettschüler aus Ottobrunn stehen Ende März in einer Inszenierung von Igor Strawinskis "Feuervogel" im Prinzregententheater auf der Bühne. Das Stück verlangt ihnen schon bei den Proben einiges ab

Von Laura Zwerger, Ottobrunn

Es war der Durchbruch eines jungen russischen Komponisten in Paris und der ruhmvolle Auftritt eines begnadeten Ensembles: Vor gut einem Jahrhundert, 1910 in Frankreichs Hauptstadt, wurde das Ballett "Der Feuervogel" von Igor Strawinski mit dem Ensemble "Ballets Russes" uraufgeführt, vom Publikum begeistert aufgenommen und seither unzählige Male auf internationalen Ballettbühnen inszeniert.

Auch in München steht nun wieder eine Premiere des Stückes von Strawinski bevor, veranstaltet vom Bayerischen Rundfunk in seiner Reihe "Klassik zum Staunen". Am Freitag, 24. März, und Samstag, 25. März, erzählen Moderator Jerzy May vom BR, das Münchner Rundfunkorchester unter Karsten Januschke und Tänzer der Ballettschule Ottobrunn bei der Aufführung für Kinder ab sechs Jahren die mythenumwobene Geschichte des Feuervogels, die auf einem russischen Volksmärchen beruht: Eine Feder, die ein Leben retten, und ein Vogel im Feuergewand, der die Dämonen in den Schlaf tanzen kann. Der "Feuervogel" handelt von der wilden und zugleich geheimnisvollen Geschichte eines jungen Prinzen, von seiner Liebe zu einem Mädchen und dem finalen Sieg gegen die bösen Mächte, die diese in Gefangenschaft halten.

Das Ballettstück wird in Auszügen im Münchner Prinzregententheater gezeigt. "Hört, wie das Zauberwesen zu den Klängen des Orchesters am Himmel fliegt, mal zwitschernd, mal schreiend", wirbt der Bayerische Rundfunk für die Veranstaltung. Die tänzerische Umsetzung - und somit auch die Inszenierung des Hauptcharakters, des Feuervogels selbst - liegt bei der Ballettschule Ottobrunn, deren Ensembles auch in den vergangenen Jahren bereits gemeinsam mit dem Rundfunkorchester auf der Bühne standen.

Tanz: Schülerinnen der Ballettschule proben derzeit in Ottobrunn für ihre Auftritte im Prinzregententheater.

Schülerinnen der Ballettschule proben derzeit in Ottobrunn für ihre Auftritte im Prinzregententheater.

(Foto: Claus Schunk)

Schulleiterin Marcella Weber und Ballettlehrerin Andrea Beyer haben 26 ihrer besten Schüler im Alter von zwölf Jahren bis Mitte zwanzig für das Projekt ausgewählt. Seit Januar finden regelmäßig Proben nach der Schule und an den Wochenenden statt. Die mystische Geschichte des Feuervogels tänzerisch umzusetzen, birgt jedoch eine besondere Herausforderung. "Die Musik von Strawinski ist schwer. Er wechselt andauernd zwischen den Takten, was für ein Ballettstück eher untypisch ist", sagt Beyer.

Sie selbst habe sogar intensiven Nachhilfeunterricht bei einer Geigerin aus dem Rundfunkorchester nehmen müssen, um sich musikalisch ganz in das Stück einfinden zu können. "Aber diese Komplexität ist es auch, die das Besondere an dem Stück ausmacht - gerade im Sinne einer Zauberwelt", sagt die 59 Jahre alte Ballettlehrerin. "Man muss sich einfach von der Menschenwelt abheben."

Strawinskis Komposition gilt noch heute als richtungsweisendes musikalisches Werk zu Anfang des 20. Jahrhunderts, für die Schüler ist aber eben sein individueller Stil eine besondere Herausforderung: Sie müssen Bewegungen aus dem russischen Charaktertanz, andere Taktierungen als im klassischen Ballett und schnelle Wechsel verinnerlichen und vereinen.

Tanz: Gemischte Gruppe: Die jüngsten Balletttänzerinnen sind zwölf, die ältesten Mitte zwanzig.

Gemischte Gruppe: Die jüngsten Balletttänzerinnen sind zwölf, die ältesten Mitte zwanzig.

(Foto: Claus Schunk)

Besonders die sich durchziehende Rolle des Feuervogels ist dabei eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich gleich zwei Tänzerinnen der Ballettschule Ottobrunn stellen: Moon, 17, und Yola, 15, werden jeweils zwei der insgesamt vier Aufführungen an dem Märzwochenende tanzen.

Um sich besser in die Rolle und in das Wesen des Feuervogels einfühlen zu können, haben sie sich in den vergangenen Wochen Aufzeichnungen von verschiedenen internationalen Inszenierungen angesehen. "Der Charakter des Feuervogels erscheint weiblich und stark, aber auch kämpferisch - wie ein Vogel mit spitzem Schnabel", erklärt Yola. Er sei dabei jedoch nicht wie die anderen Ungeheuer des Stückes, die wilder, gebeugter und auch erdgebundener tanzten: "Er ist eleganter."

Mit federgespicktem Kopfschmuck und rotem Kostüm werden die jungen Tänzerinnen im Prinzregententheater auf der Bühne stehen. Eine Probe unter Realbedingungen findet erst am Tag zuvor bei der Generalprobe statt. Für viele Schüler der Ballettschule Ottobrunn ist es aber schließlich nicht das erste Mal, dass sie gemeinsam mit dem Münchner Rundfunkorchester auf der Bühne des Prinzregententheaters stehen - auch in den vergangenen Jahren wurden sie vom Bayerischen Rundfunk eingeladen, Stücke aus der Ballettgeschichte wieder aufleben zu lassen. "Das ist etwas, was ich besonders schön an ,Klassik zum Staunen' finde", sagt Ballettschulleiterin Weber. "Dass auch Laienschüler immer wieder für solch wichtige Projekte ausgewählt werden."

Die beiden Aufführungen am Freitag, 24. März, sind für Schulklassen vorbehalten. Karten für die öffentlichen Familienvorstellungen am Samstag, 25. März, können online im BR-Ticketshop unter www.br-klassikticket.de, telefonisch unter 0800/5900594 oder unter 089/54818181 sowie an der Tageskasse des Prinzregententheaters, Prinzregentenplatz 12, gekauft werden. Karten gibt es zu je sechs Euro für Kinder und zehn Euro für Erwachsene. Die Samstagsvorstellungen beginnen um 11 Uhr sowie um 14 Uhr.

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