Der Satz kommt überraschend. "Ich bin eher ein hibbeliger Mensch", sagt Thomas Müller. Der knapp 17-Jährige ist Sportschütze, und mit ihnen verbindet man vieles, aber nicht das - geht es doch um Konzentration, Präzision und eine ruhige Hand. Müller demonstriert eindrucksvoll, dass das in seinem Fall kein Problem ist. Er gehört zu den talentiertesten Nachwuchs-Schützen Deutschlands, vor einem halben Jahr wurde er in München als Teil der Ottobrunner Schützenzunft Dritter der Jugend-DM.
"Thomas ist ein Bewegungstalent", sagt seine Mutter Susanne, er erkenne die Feinheiten, die am Schießstand nötig sind, um kleinste, aber entscheidende Korrekturen vorzunehmen, "wahnsinnig gut". Müller kam durch seine Eltern, die heute noch aktive Schützen sind, zum Schießsport, zusammen mit seinem Zwillingsbruder Stefan war er von klein auf mit dabei. "Mit achteinhalb Jahren gab es dann kein Halten mehr", erzählt seine Mutter. Eine Sondergenehmigung inklusive ärztlichem Attest machte den frühen Karrierestart möglich, normalerweise muss der Nachwuchs mindestens zwölf sein, um an den Schießstand zu dürfen. Verwechslungsgefahr besteht am Schießstand aber nicht: Thomas tritt seit eineinhalb Jahren mit der Schnellfeuerpistole an, Bruder Stefan, der im Bayernkader ist, mit dem Gewehr. Wenn es ums Dartsspielen geht, machen die Zwillinge aber gemeinsame Sache: Beide sind in einem Verein und treten auch bei Wettkämpfen an.
Die Dartscheibe in Thomas' Zimmer ist eine von zwei Scheiben, auf der anderen perfektioniert er mit Trocken-Anschlägen, sprich ohne Kugeln abzufeuern, täglich die Bewegungsabläufe. "Dabei geht es um Konzentration und Technik", erklärt er. Ziel ist es, die Abläufe zu automatisieren. Müller macht derzeit eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker, sein Traum ist aber klar Olympia. Was dort möglich ist, hat ihm sein Kader-Trainer Christian Reitz vorgemacht: Reitz wurde 2016 Olympiasieger.