SZ-Serie "Macht hoch die Tür":Mit Elvis zum Titel

Hohenbrunn, Sporthalle, Kostümschrank der Boogie Magic's, für Adventskalendertürchen

Im Kostümschrank der Boogie Magics finden sich verschiedene Kostüme.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Boogie Magics aus Hohenbrunn sammeln ihre Kostüme von vergangenen Wettkämpfen in einem Schrank. Dort hängen auch Weltmeister-Dressen.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Schweiz 2016: Sechs Frauen und sechs Männer wirbeln über die Tanzfläche, sie tragen Dirndl und Lederhose, es läuft die Spider Murphy Gang. Tschechien 2013: Die Männer marschieren in weißen Seemannskostümen ein, die Frauen mit Käppchen und bunten Kleidchen. Sie hopsen, springen und drehen sich zu Christina Aguilera. Norwegen 2004: Alle tragen weiße Kostüme mit Schlaghose und Glitzersteinchen und dazu läuft Elvis. Die Kostüme und die Musik sind verschieden, eines ist dafür immer gleich: Am Ende steht jedes mal fest, dass diese zwölf Tänzer die besten der Welt sind - zumindest im Boogie-Woogie.

Zwölf Weltmeistertitel hat der Verein seit seiner Gründung errungen

Die Boogie Magics aus Hohenbrunn gewannen seit ihrer Gründung 1985 zwölf Welt-, neun Europa- und 30 deutsche Meisterschaften. Erinnerungen dieser Siege kann der Trainer Michael Becht in einem Schrank im Tanzsaal Hohenbrunner Grundschule zeigen, wo der Verein trainiert. Dort hängen weiße Elvis-Kostüme, rote Dirndl, Matrosenmützen und bunte Seemannskleidchen. Eigentlich bewahrt jeder Tänzer seine Kostüme zuhause auf. In diesem Schrank warten bloß Ersatzteile auf ihren nächsten Einsatz. Sie kommen dorthinein, wenn ein Tänzer hinschmeißt oder ihm sein Outfit nicht mehr passt.

Michael Becht ist ein schlanker, großer Mann. Er kommt ursprünglich aus Schwaben, spielte sein Leben lang recht erfolgreich Handball. Bis zu seinem 40. Lebensjahr etwa, bis er sich verletzte. Becht ist sehr ehrgeizig. Er sagt häufig Dinge wie: "Wer antritt, möchte auch gewinnen." Oder: "Erfolg macht sexy." Oder: "Ich habe von der einen Kampfsportart in die andere gewechselt." Es klingt wie ein Scherz. Tanzen ein Kampfsport, haha. Aber man spürt: Becht meint es ernst. Das Verletzungsrisiko, sagt er, sei beim Boogie hoch. Man ringe zwar nicht mit einem Gegner, aber halt mit dem Partner.

Boogie gehört zu den Swingtänzen. Wenn man sich Videos davon auf Youtube anschaut, sieht so aus, wie man sich eigentlich Rock 'n' Roll vorstellt: Es wird rumgehopst, die Paare halten sich nicht steif in den Armen wie beim Wiener Walzer, sonder bewegen sich frei aufeinander zu und voneinander weg, die Musik ist mitreißend. Doch Rock 'n' Roll, sagt Becht, sei akrobatischer. Anders als beim Boogie gibt es da Salti und Hebefiguren.

Die Boogie Magics kommen bis aus Salzburg zum Training

Die Tänzer der Boogie Magics, die bei den Turnieren mitmachen, kommen nicht nur aus Hohenbrunn und Umgebung, sondern auch aus Salzburg, Landsberg, Rosenheim und Landsberg. Sie trainieren mindestens zwei, drei Mal die Woche. "Sie fahren den weiten Weg hierher, weil sie wissen, dass wir einen Anspruch haben", sagt Becht. Aber mit weniger Training würde sie das Boogie-Tanzen wohl auch gar nicht durchhalten. Bis zu 400 Mal in einer Minute berühren die Füße bei der Tanzart den Boden. Natürlich, sagt Becht, gehe es auch gemütlicher. Nicht alle der 380 Mitglieder treten bei Meisterschaften an. Viele kommen bloß einmal die Woche. Es sei zudem ein Sport, den man auch im Alter betreiben könne. Das älteste Mitglied sei lange ein 93-Jähriger gewesen, der bis vor kurzem noch mit tanzte.

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