SZ-Serie "In den Startlöchern":Mit nassen Schuhen auf Papas Spuren

SZ-Serie "In den Startlöchern": Neue Herausforderung für die Ismaningerin Lara Holzmer: der Hindernislauf.

Neue Herausforderung für die Ismaningerin Lara Holzmer: der Hindernislauf.

(Foto: Claus Schunk)

Die 16-jährige Läuferin Lara Holzmer hat das Hindernisrennen für sich entdeckt, in dem auch ihr Vater erfolgreich war.

Von Stefan Galler, Ismaning

Bis zum Ende der ersten Runde war sie richtig gut im Rennen, hielt locker das Tempo der Besten. Dann kam der Wassergraben. "Ich musste abreißen lassen", sagt Lara Holzmer, 16, als sie sich an das erste Hindernisrennen in ihrer Karriere bei der bayerischen Leichtathletik-Meisterschaft in Ingolstadt erinnert. Am Ende hatte sie die 1500 Meter lange Strecke in 5,40 Minuten absolviert. Rang vier. "Dazu muss man aber auch wissen, dass die Erst- und Zweitplatzierte in der deutschen Rangliste auf Platz fünf und sechs liegen", sagt ihr Vater und Trainer Manfred Holzmer.

Lara jedenfalls ist seit diesem Rennen vom 24. Juni voll motiviert, sich auch in Zukunft mit dieser Disziplin zu beschäftigen, die nicht gerade zu den gängigen Wettbewerben in der Leichtathletik zählt. Auf der hochmodernen Anlage des TSV Ismaning an der Grünfleckstraße etwa gibt es zwar die breiten, 76 Zentimeter hohen Jugendhindernisse und sogar einen Wassergraben; doch der ist nicht an die Leitung angeschlossen und es fehlt der Abfluss, was es schwierig macht, mit ihm zu arbeiten.

Dabei ist genau die Gewöhnung an dieses zentrale Element des Hindernislaufes eine der großen Herausforderungen, will man in dieser Sportart erfolgreich sein. Die Landung auf der schiefen Ebene in der Nässe sind nicht jedermanns Sache: "Wir stecken ihre Füße jetzt immer samt Spikes ins Fußbad und dann läuft sie mit nassen Füßen", sagt der Vater und Lara ergänzt: "Es ist sehr ungewohnt und auch unbequem mit den nassen Schuhen."

Der Papa ist in seiner aktiven, durchaus erfolgreichen Zeit noch mit Wildlederschuhen gerannt, die sich noch mehr vollgesogen haben. "Diese Disziplin ist so brutal schwieriger als die flache Strecke", sagt er über den Hindernislauf. "Man muss ständig seinen Laufrhythmus unterbrechen, das ist im Prinzip wie Intervallläufe auf der Bahn."

Eine unrhythmische Strecke

Das sei auch ein Grund, warum die kenianischen Läufer in dieser Disziplin seit Jahren das Maß aller Dinge darstellen: "Sie laufen derart unkonventionell, das kommt ihnen bei dieser unrhythmischen Strecke sehr entgegen", sagt Manfred Holzmer. Seit 1984 kamen alle männlichen Goldmedaillengewinner über die olympische 3000-Meter-Distanz aus Kenia; auch die letzten beiden Weltmeisterinnen sind von dort.

SZ-Serie "In den Startlöchern": Vater und Tochter. Hindernisläuferin Lara Holzmer und ihr Trainer Manfred Holzmer.

Vater und Tochter. Hindernisläuferin Lara Holzmer und ihr Trainer Manfred Holzmer.

(Foto: Claus Schunk)

Bei Laras Trainingsarbeit gehe es nun auch darum, die Hindernisse noch schneller und ohne zu trippeln anzulaufen. Was die Kämpfe um die beste Position beim Überqueren der Hürden angeht, so bleibt die 16-Jährige gelassen: "Das Feld zieht sich dann in die Breite, alle scheren aus, dann kommen auch alle gut drüber."

Von drei Mädchen in der Familie ist Lara mittlerweile die einzige, die noch aktiv Leichtathletik betreibt. Ihre ältere Schwester Lea, 18, hat aus gesundheitlichen Gründen aufgehört und ist mittlerweile Übungsleiterin beim TSV Ismaning. Laras Zwillingsschwester Lotta musste nach einer schweren Verletzung ihre Laufbahn beenden. Lara Holzmer begann vor zehn Jahren mit Leichtathletik-Dreikampf und lief zusätzlich schon bald die 800-Meter-Distanz.

Frühzeitig kristallisierte sich ihre Begabung für Mittel- und Langstrecken heraus, zuletzt wurde sie oberbayerische Meisterin der U 18 über 3000 Meter - ihr bislang größter Einzelerfolg. In der Schule hat sie keine Probleme, sodass die fünf Trainingseinheiten wöchentlich derzeit nicht gefährdet sind. Denn eines stellt der Vater klar: "Die Schule hat absolut Vorrang." Bleibt die Frage, ob sie es im Kreuz hat, irgendwann Spitzensport zu betreiben und die Olympischen Spiele nicht nur im Fernsehen zu verfolgen. "Lust hätte ich schon, jetzt muss ich zusehen, dass die Leistung stimmt."

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