SZ im Dialog:Blick nach vorne

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Wie soll sich Unterschleißheim entwickeln? Wo können neue Wohngebiete entstehen und wie viel Zuzug verträgt die größte Kommune im Landkreis? Die Stadt stellt ihre Strategie vor - und will diskutieren.

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Wie wird sich die Stadt Unterschleißheim mittelfristig entwickeln? Gibt es Neubaugebiete und weitere Gewerbeflächen? Werden neue Schulen oder andere Infrastruktureinrichtungen notwendig? Mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes schafft das Rathaus derzeit die formale Grundlage für die weitere räumliche Entwicklung der Stadt. An diesem Montag werden die Rahmendaten dieses Werks bei einer Bürgerversammlung vorgestellt und diskutiert, 2017 will der Stadtrat die Anregungen aus der Bürgerschaft erörtern und das neue Grundlagenpapier verabschieden.

Im vergangenen Jahr wuchs die Einwohnerzahl auf mehr als 30 000

Die zentrale Frage bei der Zukunftsplanung wird sein, wie viele neue Wohngebiete es geben soll, wie viele Wohngebiete die Stadt noch verträgt und wo diese in der größten Kommune im Landkreis entstehen können. Unterschleißheim ist nach den Quantensprüngen der Ortsentwicklung in den Achtziger- und Neunzigerjahren zuletzt nur noch langsam gewachsen - bis auf das vergangene Jahr, als es einen überproportionalen Schub gab: Durch die Fertigstellung einiger großer Wohnbaugebiete ist die Zahl der Einwohner auf aktuell mehr als 30 000 gestiegen.

Ungeachtet dessen hat Unterschleißheim immer noch mit der Verdreifachung seiner Bevölkerung seit den Siebzigerjahren zu tun: Die jungen Eltern von damals, die sich Häuser bauten und Wohnungen kauften, sind in die Jahre gekommen, leben aber weitestgehend noch in ihren vier Wänden, obwohl die Kinder aus dem Haus sind und sie nicht mehr so viel Platz bräuchten. Daran wird sich die nächsten 15 Jahre kaum es etwas ändern, wie Untersuchungen zur demografischen Entwicklung zeigen. Will heißen: Bestehender Wohnraum dürfte weiterhin nur in geringem Maß auf den Markt kommen.

Wie viele Neubaugebiete in welchem Zeitraum entwickelt werden, wird also mindestens für die nächsten zehn Jahre die zentrale Frage in der Politik der Stadt Unterschleißheim sein. Ein Steuerkreis, bestehend aus einem externen Planungsbüro, Stadträten und Mitgliedern der Stadtverwaltung, hat potenzielle Flächen bewertet, die für eine Wohnbebauung in Frage kommen könnten. Ins Visier genommen wurden dabei ausschließlich Parzellen, die an bebautes Gebiet anschließen, also im Südwesten von Unterschleißheim sowie westlich und östlich von Lohhof-Süd. Zuvor waren Kriterien festgelegt worden, die ein etwaiges Baugebiet auszeichnen: Wie weit ist es zum Bahnhof oder Bushaltestellen? Sind Schulen gut zu erreichen? Wie steht es um die ökologische Verträglichkeit eines Standorts?

Am Ortsrand könnten weitere Wohnsiedlungen entstehen

Bestnoten erhielten zwei Freiflächen auf beiden Seiten der Landshuter Straße, südwestlich des Furtwegs. Angrenzend an den neuen Business Campus könnten die Flächen sowohl als Gewerbegebiete belassen oder zu Wohnbaugebieten umgewidmet werden. Die Planer könnten sich Wohnen an beiden Seiten des neuen Gewerbeareals vorstellen. Entstehen könnten hier Mehrfamilienhäuser und jenseits der Landshuter Straße dann eine gemischte Bebauung mit Einfamilienhäusern. Zusammen genommen könnten hier etwa 1300 neue Einwohner ein Zuhause finden.

Als geeignet erscheinen zudem Ortsrandlagen - südlich von Orionstraße, Klosterfeld und Valerystraße sowie die Freifläche zwischen Mistralstraße und dem Waldfriedhof. Hier sieht die Studie Wachstumspotenzial bei einer kompletten Bebauung für bis zu 2500 Einwohner. Auch östlich an Lohhof-Süd ließen sich demnach weitere Neubaugebiete bis hin zur Gemeindegrenze am Oberschleißheimer Gewerbegebiet Kreuzhof erschließen; je näher ans Gewerbegebiet die Flächen herangehen, desto ungeeigneter werden sie freilich eingestuft.

Eine mögliche bauliche Verbindung zwischen dem Waldfriedhof und Lohhof-Süd sieht die Studie als ungeeignet an. Ebenso hat ein potenzielles Areal südlich der Birkhahnstraße, unmittelbar angrenzend an das Oberschleißheimer Ortsgebiet nur eine Fünf auf der Schulnoten-Skala bekommen. Wohnraum für bis zu 200 Neubürger ließe sich noch südlich der Carl-von-Linde-Straße unweit des Bahnhofes Lohhof schaffen.

Während das Thema Wohnen für den Steuerkreis eine große Rolle spielt, hält das Gremium neue Gewerbegebiete in Unterschleißheim für entbehrlich. In den bestehenden Gebieten seien aktuell rund elf Hektar Baurecht ungenutzt, dazu kommt die anstehende Erschließung des Business Campus auf einer Fläche von 16 Hektar. Die Empfehlung des Gremiums: mittelfristig nicht noch mehr ausweisen. Angeregt werden eine Optimierung der Gestaltung, der inneren Erschließung und der Anbindung ans Stadtgebiet für die Gewerbeareale um die Landshuter Straße.

Weitere Gewerbegebiete hält die Studie nicht für nötig

Während Kindertagesstätten nicht als limitierende Faktoren einer Entwicklungsplanung gesehen werden, da sie zusammen mit Neubaugebieten realisiert werden, sind die Grundschulen ein Faktor, den Unterschleißheim im Auge haben muss. Die drei bestehenden Grundschulen im Stadtgebiet bieten derzeit zusammen 43 Klassen - mit Erweiterungsmöglichkeit um fünf Klassen. Ist diese bis 2020 geschafft, wären die Schulen für einen Bevölkerungszuzug gewappnet.

Der aktuelle Flächennutzungsplan der Stadt stammt aus dem Jahr 1993; er wurde seither vielfach partiell geändert. Vor Jahresfrist hat der Stadtrat eine grundlegende Fortschreibung beschlossen. Die Ergebnisse werden am Montag, 14. November, von 19 Uhr im Festsaal des Bürgerhauses präsentiert werden.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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