SZ-Adventskalender:Mit elf allein nach Teheran

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Amran will arbeiten und seine Familie zu Hause unterstützen

Von Konstantin Kaip, Pullach

Vieles von dem, was Amar (Name geändert) erzählt, ist schwer zu glauben. Etwa, dass er erst 15 Jahre alt sei. Der Jugendliche mit dem schwarzen Haar und den grüngrauen Augen wirkt älter. Und weil ihm bei der Erstaufnahme in der Münchner Bayernkaserne die notwendigen Originaldokumente fehlten, haben ihn auch die Gutachter des Jugendamts auf 17 geschätzt. Seine Geburtsurkunde aus Afghanistan sei jedoch inzwischen angekommen, sagt Amar. Jetzt werde sich sein Vormund darum kümmern, dass sein Alter im Asylverfahren berichtigt werde.

Auch dass er erst seit fünf Monaten in Deutschland lebt, ist schwer vorstellbar. Denn der Jugendliche spricht sehr gut deutsch, besser als viele, die seit Jahren hier sind. Amar aber kam erst in diesem Sommer in München an. Er lebte in der Garchinger Containerunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, bis er mit den anderen Jugendlichen und dem Team der Diakonie Oberbayern im Oktober nach Pullach in die Burg Schwaneck zog, die der Landkreis zur Notunterkunft für jugendliche Schutzsuchende gemacht hat.

Wenn der Jugendliche seine Geschichte erzählt, wird klar, dass er früh erwachsen werden musste: Er stammt aus einem Dorf in der Provinz Ghazni. Sein Vater, sagt er, war Taxifahrer. Als Amar elf Jahre alt war, ist er mit ihm zum Einkaufen gefahren. Amar war in einem Nachbarort auf einem Basar, sein Vater fuhr in eine Siedlung, wo es einen größeren Markt gab. Danach wollte er den Sohn abholen. Amar wartete lange. Sein Vater kam nie zurück. Er könne nicht sagen, ob er von den Taliban bei einem Bombenanschlag getötet wurde oder noch lebe, sagt Amar und schüttelt den Kopf. "Ich weiß es nicht." Ohne Vater wurde es schwierig. Seine beiden älteren Geschwister waren schon verheiratet, erzählt Amar. Aber es gab noch zwei jüngere Geschwister, um die sich die Mutter kümmern musste. Und Amal musste mit elf Jahren alleine in den Iran. Drei Jahre habe er in Teheran gelebt, ohne Pass, ohne Wohnung. Hin und wieder bekam er Arbeit, als Bote, als Träger, aber die war schlecht bezahlt. Nach einem Jahr habe ihn die Polizei aufgegriffen und zurück nach Afghanistan geschickt, erzählt Amar. Aber er sei gleich wieder nach Teheran gegangen. Bis er beschloss, sich auf den Weg zu machen in die Türkei, und von dort mit dem Boot nach Griechenland, dann weiter nach Mazedonien, Serbien, Ungarn. Von Budapest ging es mit dem Zug über Wien nach München.

Wenn man Amar zuhört, wie er mit seiner ruhigen Stimme von seinem Alltag in Pullach berichtet, versteht man, warum ihn Bereichsleiterin Laura Heckert von der Diakonie "unseren Vorzeige-Jugendlichen" nennt. Um 6 Uhr steht er auf, gegen 7 nimmt er die S-Bahn, der Unterricht in Riem geht von 8.10 bis 14 Uhr. Zurück in Pullach geht er nach dem Mittagessen zur Hausaufgabenbetreuung, dann gibt es Abendessen. Und danach? "Noch mal lernen", sagt Amar. Bis zur Bettruhe um 22 Uhr. Auch am Samstag sitze er über seinen Heften und Büchern. Nur am Sonntag habe er den ganzen Tag frei. Dann macht er Sport oder geht ins Internet, um mit seiner Mutter und seinen beiden Brüdern, die in Pakistan leben, in Verbindung zu treten.

Er wolle die Schule schnell und gut abschließen, sagt Amar, und dann eine Ausbildung machen: "Mechatroniker oder Krankenpfleger" woll e er werden. "Ich will einen richtigen Beruf", sagt er entschlossen. Das sei sein größter Wunsch. Dann könne er seiner Mutter und seinen zwei jüngeren Brüdern in Pakistan helfen. Damit sie auch zur Schule gehen könnten. "Sie sind noch so klein, und sie müssen arbeiten."

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