Straßlach-Dingharting:Straßlach vertraut den Zertifikaten

Die Gemeinde sagt Nein zu Kinderarbeit, schließt aber keine Herkunftsländer aus

Von Lenka Jaloviecova, Straßlach-Dingharting

Die Gemeinde Straßlach-Dingharting spricht sich bei Materiallieferungen für den Straßenbau klar gegen Ware aus, die mit Kinderarbeit in fernöstlichen Ländern im Zusammenhang steht. Dass die Produkte künftig nur noch aus Europa bezogen werden sollen, fand jedoch bei der jüngsten Gemeinderatssitzung keine mehrheitliche Zustimmung.

Nicht ganz zufrieden schienen Sabine Hüttenkofer und Leonhard Schlickenrieder (beide Grüne) mit dem Ergebnis ihres Antrags. Ein klares Nein zu Kinderarbeit, aber keine Festlegung auf Ware aus Europa - für Hüttenkober passt das nicht zusammen, denn ihrer Meinung nach hätte das eine auch das andere bedingt. Zwar könne man sich in dem betreffenden Land ein Zertifikat dafür ausstellen lassen, dass die Ware ohne Kinderarbeit hergestellt wurde. Jedoch finde sie diese Nachweise äußerst bedenklich und unglaubwürdig. Sie habe Angebote aus europäischen Steinbrüchen eingeholt, berichtete sie, und festgestellt: "So viel teurer als sonst sind die Steine nicht. Noch dazu kurbeln wir die eigene Wirtschaft an, vor allem, wenn wir aus Deutschland beziehen, und wir unterstützen die Umwelt, da die Anfahrtswege kürzer sind."

Lotte Gießler (BB) konnte Hüttenkofer damit überzeugen. Sie rief die Gemeinderäte dazu auf "Flagge zu zeigen". Eine Gemeinde habe eine Vorbildfunktion, und an ein Zertifikat glaube sie auch nicht. "Wo liegt eigentlich das Problem?", fragte Gießler.

Eine Antwort auf diese Frage bekam sie nicht. Stattdessen monierte Franz Beierbeck (Bayernpartei), dass die ganze Sache zwar gut sei, man selbst jedoch zu klein sei, um etwas zu bewirken. Solch einen Beschluss müsse eigentlich Bayern oder Deutschland fassen. Gertraud Schad (UWV) merkte an, man wisse nicht, ob in den ärmeren europäischen Ländern alles mit rechten Dingen zugehe, oder in diesen nicht auch Kinderarbeit geleistet werde. Zudem nehme man den Menschen ihre Arbeitsplätze weg.

Dieses Argument unterstützte Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei): "Wenn du Protektionismus betreibst, machst du die Preise kaputt und die Steine finden trotzdem nach Europa." Zudem traue er den östlichen Nachbarländern nicht über den Weg. Sie würden sich die Steine auch von woanders besorgen. Über die Zertifikate wisse er nichts.

Künftig werden die Straßlach-Dinghartinger Gemeinderäte den Zertifikaten Glauben schenken müssen. Sie haben ihre Wahl getroffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: