Statistik:Alles spitze oder was?

Der Landkreis München ist auch in neuen Rankings wieder ganz vorne dabei. Aber nicht in jeder Hinsicht

Von Iris Hilberth, Landkreis

Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat, wann immer er über sein großartiges Bayern sprach, stets den Begriff "Champions-League" bemüht. Hier spielen schließlich die Sieger. Auf Dauer langweilt das natürlich. Genauso, wie wenn man ständig Rankings erstellt und immer wieder feststellt, dass dieselben oben stehen. Der Landkreis München ist die stärkste Region Deutschlands, hat die Zeitschrift Focus gerade wieder hausfinden lassen. 401 deutsche Kreise und Kreisstädte hat der Kölner Forscher Wolfgang Steinle dazu untersucht. Gut, auch der Nachbarlandkreis Ebersberg hat wieder recht erfolgreich abgeschnitten. Er gewinnt in der Studie Silber. Champions-League eben.

Aber dort spielt der Landkreis München eigentlich immer, egal ob es um Immobilienpreise, um Zuzug, um Wohlstand, um Feuerwehrdichte oder um Übertrittsquoten an Gymnasien geht. Es überrascht also kaum, dass auch in dem jüngsten Focus-Ranking der Landkreis München in den Kategorie "Produktivität und Standortkosten", also Bruttoinlandsprodukt je Arbeitsstunde und Gewerbesteuerhebesatz, punktet und auch in der Sparte "Einkommen und Attraktivität" siegt, die sich auf Arbeitsentgelt, Haushaltseinkommen sowie Zu- und Wegzüge bezieht.

Verwundert wird nur sein, wer gerade einen Monat zuvor die Studie über die Wirtschaftskraft der Landkreise und kreisfreien Städte von Focus-Money registriert hat. Hier schaffte es der Landkreis München nur als Neunter gerade noch unter die Top-Ten. Stattdessen machte im Januar Böblingen das Rennen. Böblingen! Gut, hier wird die S-Klasse von Mercedes produziert und auch der Schokoladenhersteller Ritter Sport ist hier zu Hause. Platz zwei ging an Heilbronn, Dritter wurde - Ebersberg.

In der Februar-Studie scheint der Landkreis München sein Formtief wieder überwunden zu haben und ist erneut Tabellenführer. Erstaunlich dabei: Weder Böblingen noch Heilbronn haben hier groß auf sich aufmerksam gemacht. Lediglich ein fünfter Platz und ein achter Platz in der Kategorie "Einkommen und Attraktivität" schlagen für die beiden Landkreise zu Buche. Allerdings ist der Landkreis München in Sachen "Lebensqualität" (Rang 13), Firmengründungen (14.) und Wachstum und Jobs (121.) auch nicht ganz vorne dabei. Der Gesamtsieg errechnet sich in diesem Wettbewerb durch die Summe aller Platzierungen, die dann durch fünf geteilt wird. So schaffte es Ebersberg mit Platzierung elf für die Lebensqualität als bestes Resultat der fünf Wertungen insgesamt auf Rang zwei.

Hohe Wertschöpfung der Angestellten und niedriger Gewerbesteuerhebesatz machen den Landkreis München bekanntlich für Firmen interessant. Der Zuzug ist ungebrochen. Doch die Lebensqualität, der sich der Landkreis immer so rühmt und die als weicher Standortfaktor stets angeführt wird, ist dieser Studie zufolge an zwölf anderen Orten in Deutschland höher. Sicherheit, Nachwuchs der Zehn- bis 25-Jährigen, Lohngleichheit von Männern und Frauen, Risiko der Altersarmut, Gesundheit, Infrastruktur und nachhaltiges Trinkwasser haben die Forscher für diese Kategorie verglichen. Und da schneidet der Zollernalbkreis am besten ab. Auch Freising und Würzburg spielen hier in der Champions-League.

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