Stade Zeit:Ein paar Wochen ohne Fußball

Wolff-Christoph Fuss. Foto: oh/Nadine Rupp

Wolff-Christoph Fuss kommentiert für den Unterföhringer Bezahlsender Sky Bundesligaspiele.

(Foto: Nadine Rupp/OH)

Als Fernsehreporter hetzt Wolff-Christoph Fuss während der Bundesligasaison von einem Stadion zum nächsten. Auch in der Winterpause gönnt er sich nur eine kurze Auszeit - dann startet er zu einer Lesereise.

Von Stefan Galler, Unterföhring

An diesem Mittwoch ist er also noch mal in Köln. Derby im Rheinenergiestadion. Der FC gegen Bayer Leverkusen. Um 20 Uhr beginnen die letzten Partien der Fußball-Bundesliga in diesem Kalenderjahr. Und um circa 21.50 Uhr startet auch für den Fernsehreporter die "stade Zeit". Wolff-Christoph Fuss geht dann wie die gesamte Liga in die Winterpause.

"Es ist ja nur eine sehr kurze Zeitspanne, von Haustür zu Haustür gerade mal vier Wochen", sagt der Kommentator, der seit 2012 für den Unterföhringer Bezahlsender "Sky" arbeitet, nachdem er zuvor für Premiere (1999 bis 2009), Liga total! und Sat 1 (jeweils 2009 bis 2012) tätig gewesen ist. Seine Planung ist so akkurat wie der Matchplan eines Trainers: "Weihnachten mit der Familie, dann zwei Wochen Urlaub und dann auf Lesereise", sagt der 40 Jahre alte Journalist.

Konkret sieht das so aus, dass er während der Feiertage zu Hause weilen wird. "Da mache ich beruflich gar nichts, liege unterm Bäumchen und lasse mir zum hundertsten Mal von meiner Mutter erzählen, wie ich als Achtjähriger in die Tanne gefallen bin und irgendwann den Adventskranz angezündet habe", sagt Fuss und betont die Bedeutung dieser stillen Weihnachtstage für ihn und seine Lieben: "Es ist mittlerweile etwas ganz Besonderes, einfach mal Zeit zu haben. Und deshalb lasse ich mich da auch ganz bewusst darauf ein, in Ruhe diese Tage in meinem familiären Umfeld zu begehen."

"Ich könnte immer etwas tun."

Als Freiberufler sei es für ihn sowieso nicht leicht, sich mal von allen Zwängen zu lösen: "Ich könnte immer etwas tun, kann jeden Abend am Schreibtisch verbringen." Wolff Fuss verfasst Kolumnen für Zeitschriften und Internet-Blogs, er koordiniert Fernsehauftritte und muss sich natürlich auch auf jene Spiele vorbereiten, die er dann auf Sky kommentiert. "Feierabend ist bei mir dann, wenn ich selbst sage, dass Feierabend ist." Dabei empfindet er den reinen Live-Kommentar keineswegs als Stress: "Wenn ich im Stadion sitze, dann ist das nur Arbeit im weitesten Sinne. Beschwerlich sind höchstens die Reisen zu den jeweiligen Spielstätten." Gerade wenn viele Partien innerhalb weniger Tage stattfänden fühle er sich manchmal wie ein Rockmusiker auf Tour: "Da muss man sich dann morgens schon manchmal fragen, wo man eigentlich gerade ist."

Auch deshalb sei es so wichtig für ihn, mal ganz wegzukommen von dem ganzen Trubel: Nach Weihnachten geht er mit seiner Lebensgefährtin, der ZDF-Sportjournalistin Anna Kraft, auf zweiwöchige Kreuzfahrt in die Karibik. Denn wenn er zurückkommt, geht es schon wieder los mit dem Stress: Vom 16. bis 25. Januar tourt Wolff Fuss durch Deutschland, um aus seinem Buch "Diese verrückten 90 Minuten" vorzulesen; der Auftakt im Münchner Stadion an der Schleißheimer Straße ist bereits seit Wochen ausverkauft. Stuttgart, Essen, Hamburg, Dresden und Köln sind die weiteren Stationen. "Da werde ich sicher am Anschlag sein, aber es ist auch eine Sache, die viel Spaß macht", sagt der 40-Jährige.

Ganz ohne Premier League geht es nicht

Wenn Wolff Fuss seine Lesetour beginnt, herrscht auch in der Sky-Fußballredaktion schon wieder Hochbetrieb, eine Woche vor dem Re-Start der Liga beginnt dort die Planung. Über Weihnachten und den Jahreswechsel haben die Fußballredakteure Pause, während die Sport-News-Abteilung ihren 24-Stunden-Service aufrechterhält und zum Beispiel über die Vierschanzentournee berichtet. Ebenso wie über die englische Fußball-Premier-League, die über die Feiertage traditionell weiterläuft. Für Fuss gehörte sie früher zu seinem beruflichen Portfolio, doch mittlerweile hat Sky die Live-Rechte nicht mehr.

So ganz ohne Premier League geht es bei einem Fußball-Junkie wie Fuss aber doch nicht: Vor einem Jahr reiste er mit seiner Anna über Neujahr auf die Insel, sie besuchten in zwei Tagen drei Partien - rein privat: "Das war cool, in London haben wir West Ham gegen Liverpool und Arsenal gegen Newcastle gesehen, dann ab mit dem Zug nach Liverpool und dort noch Everton gegen Tottenham", erzählt er. Und er wirkt fast, als könnte er es gar nicht erwarten, dass seine kurze stade Zeit wieder ein Ende hat. Zumindest die Freunde des virtuellen Fußballs müssen gar nicht auf ihn verzichten: Fuss ist eine der Stimmen des Spiels Fifa 17, das am Samstag gewiss unter dem ein oder anderen Christbaum liegen wird.

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