Sportpark Unterhaching:Streit zwischen Gemeinde und Spielvereinigung eskaliert

v li Simon Skarlatidis FC Würzburger Kickers im Zweikampf Duell duel tackle mit Christoph Gre

Der Hachinger Christoph Greger und der Würzburger Simon Skarlatidis im Duell vor der gesperrten Osttribüne. Diese steht im Mittelpunkt des Konflikts zwischen dem Fußballklub und der Gemeinde.

(Foto: Frank Scheuring/Imago)

Bei der Jahreshauptversammlung fordern Vereinsmitglieder rasche Sanierung des Stadions. Das bringt den Bürgermeister in Rage. Nun bemühen sich beide Seiten um Schadensbegrenzung.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es war kein leichter Abend für den Bürgermeister. Mehrmals fragten die Mitglieder der Spielvereinigung (SpVgg) Unterhaching im Laufe der Jahreshauptversammlung nach, wie es denn aussehe mit dem Stadion am Sportpark. Ob die Gemeinde die Sanierung der maroden Osttribüne nun in ihrer Priorisierung nach oben schieben werde und im Gegenzug, so wie das Klubpräsident Manfred Schwabl anvisiert, der Verein die schmucke, aber in die Jahre gekommene Arena übernehmen werde.

Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) fühlte sich in die Enge getrieben, warf dem Verein mangelnde Unterstützung vor und verließ das VIP-Haus der SpVgg am Donnerstag vorzeitig. Einige Tage später sind beide Seiten sichtlich bemüht, den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen.

Es ist das Streitthema derzeit zwischen der Verwaltung und dem Fußballklub: Die SpVgg will nicht akzeptieren, dass die umfangreiche Sanierung des Stadions von der Gemeinde auf der Liste der zu realisierenden "Hochbauprojekte" erst für das Jahr 2020 anberaumt ist. Ganz abgesehen davon, dass die leer stehende Osttribüne keinen schönen Anblick bietet, steht der Klub unter Zugzwang: Er kann mittelfristig in der dritten Liga wirtschaftlich nicht überleben und muss den Zweitligaaufstieg anpeilen, um vor allem durch die dort fließenden Fernseheinnahmen rentabel zu werden. Andererseits aber ist ein Aufstieg undenkbar, wenn das Stadion nicht mindestens 15 000 Zuschauern Platz bietet - diese erreicht der Sportpark nur, wenn die Osttribüne saniert und dann auch wieder freigegeben wird.

"Wir leben ja in einer Demokratie."

Manfred Schwabl zeigte sich beim Drittliga-Heimspiel am Wochenende gegen die Würzburger Kickers in aufgeräumter Stimmung, was nicht nur an der sportlichen Leistung seiner Mannschaft lag, die diese Partie mit 3:2 für sich entschied und auf dem für einen Aufsteiger respektablen siebten Tabellenplatz liegt. Darüber hinaus hat das Team damit auch schon acht Spieltage vor Saisonschluss den Klassenerhalt praktisch sicher, angesichts von 21 Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Man ist also im Plan, hat die Konsolidierung in der neuen Spielklasse im ersten Jahr souverän geschafft und will sich in den kommenden Spielzeiten nach oben orientieren.

Angesprochen auf die feindselige Stimmung gegen den Bürgermeister auf der Jahreshauptversammlung ließ sich Schwabl nicht aus der Reserve locken: "Ich kann ja meinen Mitgliedern nicht verbieten, Fragen zu stellen. Wir leben ja in einer Demokratie", sagte er, nahm aber auch Bürgermeister Panzer in Schutz. Man dürfe das nicht zu negativ auslegen, "wenn jemand mal emotional wird. Ich jedenfalls bin nicht sauer deswegen", sagte der 51-Jährige.

Man könnte natürlich auch auf die Idee kommen, dass womöglich eher der Verwaltungschef Grund hat, wegen der Vorfälle auf der Versammlung eingeschnappt zu sein. Doch auch von Seiten des Rathauses wird versucht, den Ball flach zu halten: "Wir wissen, dass Fußballfans sehr emotional werden, wenn es um ihre Interessen geht", sagt Simon Hötzl, der persönliche Referent des Bürgermeisters. "Deshalb wollen wir auch zugunsten der Sacharbeit bewusst die Emotionen aus dieser Debatte heraushalten."

Bürgermeister in der Zwickmühle

Denn die Sachlage ist auch so schon verzwickt genug. Der Verein will den Betrieb des Sportparks - also Rasenpflege, Instandhaltung, Reinigung - selbst übernehmen, was zwar für die SpVgg erhebliche Mehrkosten bedeutet, aus Sicht von Klubboss Schwabl jedoch Sinn ergibt, weil er dann als Hausherr beispielsweise die Geschäftsstelle ausbauen und Teile des Gebäudes gewinnbringend vermieten könnte. Der Übergang der Verantwortung für das Areal von der Gemeinde auf den Verein würde das Budget der Kommune jährlich um etwa 1,5 Millionen Euro entlasten, so viel steckt man Jahr für Jahr in den Betrieb des Sportparks. Dass allerdings Schwabl die vorherige Sanierung zur Grundbedingung für einen solchen Übergang macht, bringt wiederum den Bürgermeister in die Zwickmühle: "Das ist keine einfache Geschichte, wir gehen hier mit Steuergeldern um, diese Sanierung kostet viel Geld und wir müssen jeden Euro unserer Ausgaben rechtfertigen", sagt Hötzl.

Man suche "eine Lösung, die für beide Seiten Sinn macht, eine saubere Lösung", betont Schwabl immer wieder. Und auch die Gemeindeseite unterstreicht, "eine faire Gesamtlösung" (Hötzl) anzustreben, wozu "alle Punkte auf den Tisch" müssten. Dafür müsse man sich die notwendige Zeit nehmen, es gelte "Gründlichkeit vor Eile", so der Rathaussprecher. Dass die Gemeinde nach einem Aufstieg der SpVgg in die zweite Liga die Anforderungen des Verbandes erfüllen müsste, weil der alte, bis 2020 gültige und vom Verein per Option bis 2025 verlängerbare Pachtvertrag aus den Neunzigerjahren eine entsprechende Klausel enthalte, bestätigt Hölzl nicht: "Auch wenn es sehr wohl Betreiberpflichten gibt, ist mir dieser Passus nicht bekannt", sagt der Rathaussprecher.

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