Grenznah betrachtet:Schwere Geburt

Die Verlängerung der U6 zum Campus in Martinsried hätte vor zwei Jahren fertig gestellt werden sollen - bis heute wurde der Spatenstich noch nicht gemacht.

Von Rainer Rutz

Es ist eine unendliche Geschichte. Das geplante Teilstück der U 6 vom Klinikum Großhadern auf den Campus in Martinsried sollte ursprünglich schon vor zwei Jahren fertiggestellt sein. Doch bis zum heutigen Tag sind nicht einmal die Grundstücksverhandlungen mit dem Freistaat und anderen Grundbesitzern abgeschlossen. Kaum jemand hat noch den Überblick, wann der erste Spatenstich für die 980 Meter lange und rund 70 Millionen Euro teure, überwiegend unterirdische Strecke stattfinden wird. "Pläne für die U-Bahn nach Martinsried fast fertig", titelte die SZ im März 2007. Der damalige Planegger Bürgermeister Dieter Friedmann (SPD) hatte sich öffentlich überzeugt davon gezeigt, dass das dringend für den Campus benötigte Massenverkehrsmittel "schon bald" fahren werde. Friedmann konnte sich dabei auf die Aussagen und Zusicherungen von etlichen hochrangigen Politikern stützen, unter anderem den damaligen bayerischen Wissenschaftsminister Thomas Goppel und auch Ministerpräsident Horst Seehofer, um nur die wichtigsten zu nennen.

Doch es zeigte sich, dass der Teufel im Detail steckte. Als die Verhandlungen zwischen dem Freistaat, der Stadt München, dem Landratsamt München und der Gemeinde Planegg schon fast abgeschlossen waren, zog die Kommune ihre Zusicherung, als Bauherrin aufzutreten, überraschend zurück. Man befürchtete, dass auf die Gemeinde unübersehbare Kosten oder Folgekosten zukommen könnten. Die dann folgenden Verhandlungen über ein Modell, mit dem alle Beteiligten leben konnten, zogen sich über Jahre dahin. Letztlich wurde vor zwei Jahren eine Projektmanagement-Gesellschaft gegründet, die alles Weitere übernehmen soll. Seither liegen die Unterlagen bei den Finanzbehörden, die die wirklichen Kosten und mögliche steuerliche Konstrukte eruieren sollen. Im Kreistag fetzten sich kürzlich SPD-Vertreter und Landrat Christoph Göbel (CSU). Sie warfen sich gegenseitig eine Verzögerungstaktik vor. Die SPD argwöhnt, man wolle bei der CSU warten, bis der Wahlkampf für die Landtagswahlen im Herbst 2018 beginnt - um dann den Baubeginn als Erfolg für die Staatsregierung verkaufen zu können. Mittlerweile haben die Politiker ein neues Datum gesetzt: Die U 6 vom Klinikum zum Campus wird spätestens 2025 fahren.

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