Sicherheit für Frauen:Schrilles Signal

Sicherheit für Frauen: Mit den Trillerpfeifen, welche die Frauen Union auf dem Garchinger Marktplatz verteilt, sollen sich Frauen gegen mögliche Übergriffe von Männern wehren.

Mit den Trillerpfeifen, welche die Frauen Union auf dem Garchinger Marktplatz verteilt, sollen sich Frauen gegen mögliche Übergriffe von Männern wehren.

(Foto: Catherina Hess)

Die Frauen-Union beteiligt sich an einer Kampagne für eine sichere Wiesn - und verteilt auf dem Garchinger Marktplatz zu diesem Zweck Trillerpfeifen.

Von Ulrike Schuster, Garching

Es gibt wohl keinen besseren Ort zum Werben und Ins-Gespräch-Kommen als den Marktplatz. In der Mitte die Imbisswagen mit Käse, Wurst und Feinkost, ringsum die Cafés und Kneipen. Wer über den Garchinger Marktplatz flaniert, spürt eines eher nicht: Angst. So soll es auch auf der Münchner Wiesn sein, die in zwei Wochen startet. Dafür kämpft die Frauen-Union nach dem Motto "Für ein friedliches und sicheres Miteinander". Ihre Waffe: Trillerpfeifen.

Diese verteilen die CSU-Frauen an Geschlechtsgenossinnen, die sich mehr Sicherheit auf dem Oktoberfest und sonstwo wünschen. Einen "pfiffigen Hilferuf" nennt Gerlinde Koch-Dörringer die Aktion. Die Kreisvorsitzende der Frauen Union (FU) und der Kreisverband München-Land unterstützen damit die Kampagne "Selbstverständlich kann ich hier frei und selbstbestimmt leben" der Frauen-Union Bayern.

Viele Frauen nehmen gleich mehrere Pfeifen mit

10 Uhr vormittags am Garchinger Markt: Sechs Unions-Frauen stehen unter dem orangefarbenen Sonnenschirm, an vorderster Front die 68-jährige Irina Ionescu. 150 Pfeifen hat die Ortsvorsitzende der Garchinger FU mitgebracht, um kurz vor 12 Uhr sind nur noch acht Stück übrig. Die Pfeifen kommen an. Viele Frauen nehmen gleich mehrere mit: für die Mama, die Tochter, die Freundin. "Die Pfeife für den Notfall ist eine überragende Idee", findet etwa Rosi Erler. Die ehemalige Krankenschwester trägt schon seit Jahren eine Taschenlampe mit Alarmknopf bei sich. Sie sei eben ein ängstlicher Typ, sagt die 63-Jährige, und die Welt werde nicht freundlicher. Im Moment sei sie sogar besonders schrecklich.

Das sieht auch Software-Entwicklerin Julia Neumann so. Die 37-Jährige hält die Triller für eine nützliche Ausrüstung, die Frauen mutiger mache. "In die Pfeife zu blasen, kostet weniger Überwindung, als laut loszuschreien", sagt die Mutter von drei Kindern. Zum Pfefferspray würde Heidrun Conrad, 72, nicht greifen. Zu aggressiv, zu sehr Waffe, und weht der Wind blöd, setzt man sich am Ende noch selbst außer Gefecht. Die ehemalige Apothekerin läuft abends nicht einmal mehr die paar Minuten von der U-Bahn nach Hause. Ehemann Jürgen muss sie abholen.

Ein Passant zweifelt die Wirkung der Trillerwerkzeuge an

Der Einzige, der in zwei Stunden Triller-Aktion nicht nur an das beruhigende Gefühl denkt, ist ein Mann. Jan Bischoff findet, die Wirkung gehe gegen Null. Ein langer Triller erzeuge noch lange keine Aufmerksamkeit. Mehr noch: "Das eigentliche Problem ist das Wegschauen. Besonders in großen Menschenmengen geben wir die Verantwortung ab", sagt der 33-jährige IT-Manager. Da denke jeder: "Sollen doch die anderen machen."

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