Seniorenarbeit in Unterföhring:Lieber ein lokaler Träger

Die Nachbarschaftshilfe übernimmt das Café St. Valentin in Unterföhring - drei Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt bangen um ihre Jobs

Das Café im St. ValentinHof hat am Sonntag zum letzten Mal geöffnet, jedenfalls unter der Leitung des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt München-Land. Die Gemeinde hat in einer erneuten Ausschreibung die Nachbarschaftshilfe als neuen Betreiber bestimmt, das Café, dessen Name eine Abkürzung für "Unter Hundert" ist, soll Mitte Oktober wieder aufmachen, dann mit neuen Öffnungszeiten. Für die drei Mitarbeiter des Cafés jedoch bedeutet der Betreiberwechsel wahrscheinlich, dass sie ihre Arbeit verlieren.

Das Café hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Bevor sich die Arbeiterwohlfahrt 2015 bereit erklärte, den Betrieb zu übernehmen, stand es fast eineinhalb Jahre leer. Der Awo-Kreisverband übernahm lediglich die Gastronomie, für die Veranstaltungen waren örtliche Vereine zuständig, wie Sonja Rauschendörfer berichtet. Sie ist beim Kreisverband die Fachbereichsleiterin für Senioren und Ehrenamt. Die Gemeinde Unterföhring zahlte der Einrichtung einen jährlichen Zuschuss von knapp 190 000 Euro, damit wurde das Personal bezahlt, aber auch die Lebensmittel und Reparaturen an Geräten oder Neuanschaffungen wurden gedeckt. Das Café, so die Vorgabe, sollte ein Treffpunkt für Familien und Senioren, für alle unter Hundert eben werden. Der Vertrag galt zwei Jahre mit der Option auf ein Jahr Verlängerung. Die Kündigung kam für die Arbeiterwohlfahrt überraschend, sagt Rauschendorfer. Die Awo hatte sich auch in diesem Jahr an der neuen Ausschreibung beteiligt, blieb aber erfolglos.

Damit gibt es auch keine Stellen mehr für den Restaurantleiter, die Köchin und die Servicekraft. Zwar bemühte sich die Awo, dass ihr Personal beim neuen Betreiber einen Platz findet, doch bislang ohne Resonanz. Für die drei Angestellten, die jetzt Urlaub und Überstunden abfeiern müssen, versuche die Awo intern eine Abfindung zu organisieren. Rauschendorfer sagt, die Awo habe das Café gerne betrieben, eine Fragebogenaktion habe sehr viele positive Rückmeldungen gebracht, ein Besucher sprach von "Oberliga-Qualität".

Auf den Grund für die Kündigung angesprochen sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring) spontan, "weil der Gemeinderat so entschieden hat". Er betont noch einmal die Historie, dass die Gemeinde schon 2015 am liebsten einen örtlichen sozialen Verein als Träger gehabt hätte, sich aber niemand aus Unterföhring beworben habe. Das war diesmal anders, da die Nachbarschaftshilfe Interesse bekundet hatte. Eben darum habe der Gemeinderat so entschieden, "nicht weil die Arbeiterwohlfahrt so schlecht war". Vom Konzept her werde sich wenig ändern. Die Öffnungszeiten verschieben sich auf 11.30 bis 18.30 Uhr, wie bisher ist die Nachbarschaftshilfe nur zuständig für die Gastronomie. Die Veranstaltungen würden über das Feringahaus koordiniert. Kemmelmeyer ist es wichtig, "dass es ein allgemein nutzbares Café ist, wo man auch in Kauf nehmen muss, dass mal zehn Senioren da sitzen und singen". Zum Personal der Awo sagt Kemmelmeyer, man habe den Hinweis weitergegeben, "aber ich kann da niemanden zwingen", die Entscheidung liege bei der Nachbarschaftshilfe. Hans Kritzinger, zweiter Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe, berichtet, momentan liefen die Vorplanungen für die Eröffnung. Das Café solle eine Einrichtung überwiegend für Senioren mit vernünftigen Preisen bleiben. Zum Personal merkt er an, "die Stellenausschreibung läuft, da kann sich jeder bewerben". Je nach Qualifikation werde entschieden, "wer zukünftig mithilft", sagt Kritzinger.

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