Schwurgericht:Unterföhring - Von Vorwurf des Mordes freigesprochen

Ein damals 23-Jähriger hat in Unterföhring vor knapp einem Jahr seine sieben Jahre jüngere Freundin erstochen. Er wird jetzt dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht.

Von Christian Rost und Bernhard Lohr

Er hat seine Freundin erstochen, kann für die Tat aber strafrechtlich nicht verantwortlich gemacht werden. Das Münchner Schwurgericht hat am Mittwoch einen 24-Jährigen vom Vorwurf des Mordes freigesprochen und stattdessen seine dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrische Einrichtung verfügt, weil er laut einem Sachverständigengutachten an einer polymorphen psychotischen Störung leidet. Adrian S. war am 6. März 2015 in einer Wohnung in Unterföhring auf die 16-Jährige mit einem Messer losgegangen. Sie erlitt tödliche Verletzungen am Hals. Vor Gericht gestand S. die Tat: "Für mich war es so, als wäre der Teufel hinter mir gestanden und hätte meine Hand geführt.

Die Tat hatte die Menschen in der Gemeinde vor knapp einem Jahr erschüttert. Vor allem das Personal des örtlichen Bauhof war betroffen, wo der Vater des Opfers und der Täter arbeiteten.

Ein an sich harmloser Streit zwischen dem Opfer und ihrem damals 23-jährigen Freund war eskaliert, woraufhin der Mann das Mädchen mit einem Küchenmesser erstach. "Viele wissen gar nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen", sagte damals der Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer. Das gilt in Unterföhring bis heute.

Die junge Frau erlag am Tag nach der Attacke mit einem Küchenmesser in einem Münchner Krankenhaus ihren schweren Stichverletzungen. Wie die Polizei damals mitteilte, waren sie und ihr Freund in der Wohnung ihres Vaters, bei dem die 16-Jährige lebte, darüber in Streit geraten, ob das Licht im Schlafzimmer gelöscht werden sollte oder nicht. Das Mädchen flüchtete daraufhin aus der Wohnung und traf einen Nachbarn, der gerade nach Hause kam.

"Jetzt hat das Böse in mir gesiegt"

Der 20-Jährige begleitete die Jugendliche und ihren Freund zurück in die Wohnung. Dort versuchte der Nachbar noch, die beiden zu beruhigen. Er rechnete mit einer Versöhnung. Als er für einen Moment auf sein Handy blickte, stach der damals 23-Jährige seine Freundin mit dem Küchenmesser nieder. Der junge Mann war wegen Körperverletzung polizeibekannt und bereits einmal in ambulanter psychiatrischer Behandlung gewesen. Nach seiner Festnahme soll er gesagt haben: "Jetzt hat das Böse in mir gesiegt."

Nach dem tödlichen Beziehungsdrama wurde der 23-Jährige in der geschlossenen Psychiatrie in Haar eingewiesen. Nach der Entscheidung des Gerichts wird er dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht.

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