Schwimmunterricht:Auf dem Trockenen

Einweihung Ismaninger Hallenbad

Das Ismaninger Hallenbad steht den Schulen der Nachbargemeinden nicht mehr zur Verfügung.

(Foto: Florian Peljak)

Die Bürgermeister von Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen scheitern mit ihren Bemühungen, Schwimmunterricht für ihre Schüler zu sichern. Der Bau eines interkommunalen Hallenbads ist ihnen zu teuer.

Von Verena Fücker

Im neuen Schuljahr wird es an den Schulen in Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen keinen Schwimmunterricht geben. Die Bemühungen der drei Gemeinden, eine geeignete Sportstätte zu finden, sind gescheitert. "Wir haben bei sämtlichen Umkreisgemeinden mit Hallenbädern nachgefragt, aber in keinem gibt es Kapazitäten für unsere Schulklassen", erklärt der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU).

Bis zum vergangenen Schuljahr konnten die Schulen das Hallenbad der Gemeinde Ismaning nutzen. Von diesem Angebot haben vor allem die Kirchheimer Schulen Gebrauch gemacht. Für das kommende Schuljahr hat Ismaning allerdings verstärkten Eigenbedarf angemeldet. So sind jetzt die ersten Vorläuferklassen für das neue Ismaninger Gymnasium gestartet. Auch sie brauchen Schwimmunterricht. Für Schulen aus anderen Gemeinden bleibt da kein Platz mehr.

Die Frauen-Union (FU) der Kirchheimer CSU hat deswegen eine Idee der FU Aschheim wieder aufgegriffen. Die Aschheimerinnen haben im August vorgeschlagen, dass die vom Unterrichtsausfall betroffenen Gemeinden Kirchheim, Feldkirchen und Aschheim gemeinsam ein Hallenbad bauen, das außer den Schülern der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Das interkommunale Schwimmbad sollte laut Vorschlag der FU Aschheim bis zum Schuljahr 2016/2017 fertiggestellt werden. Als Standort brachte die FU ein gemeindliches Grundstück westlich der Aschheimer Ostspange in die Diskussion.

Dagmar Semecky-Neubauer, Ortsvorsitzende der FU Kirchheim, hält ein Schwimmbad am Ort für dringend notwendig: "Nicht nur für unsere Jugend, auch für die Senioren und die Sportvereine würde sich hier eine Chance eröffnen, Schwimmen zu lernen und fit zu bleiben. Die Notwendigkeit für Schwimmunterricht zeigt sich auch an der gestiegenen Zahl der Badeunfälle, da immer mehr Kinder und Jugendliche nicht schwimmen können."

Die Zahl der Badeunfälle steigt

Tatsächlich sind alleine in Bayern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zufolge bis Ende August 86 Menschen ertrunken. Das sind 23 mehr als noch im Sommer 2014. Ende Juli erst hatte ein Großaufgebot an Hilfskräften am Heimstettener See nach einem Ertrunkenen gesucht, auch Taucher stiegen ins Wasser. Am Ende erwies sich das Ganze als Fehlalarm.

Doch nicht immer geht es so gut aus. Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) sieht die Vorschläge der FU allerdings sehr kritisch. "Natürlich haben wir Bürgermeister der drei betroffenen Gemeinden Gespräche darüber geführt, was man gegen diese Situation machen kann. Was den Bau eines neuen Schwimmbads angeht, bin ich erst mal zurückhaltend. Das ist auch immer eine finanzielle Frage", so der Bürgermeister. Auch sein Aschheimer Kollege Thomas Glashauser (CSU) will zumindest in naher Zukunft kein Schwimmbad in seiner Gemeinde bauen. Die Pläne seines Amtsvorgängers Helmut Englmann für ein neues Schwimmbad hat er auf seiner Agenda weit nach hinten geschoben, erklärte Glashauser im August. "Wir müssen zunächst andere, dringlichere Punkte auf der langen To-do-Liste abarbeiten", sagte Glashauser. Ein neues Schwimmbad sei eine Luxusinvestition.

Auch andernorts fällt das Schwimmen aus

Auch in anderen Gemeinden des Landkreises μMünchen fällt Schwimmunterricht aus. Die Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen hat zum Beispiel kein Hallenbad in der Nähe, das leicht und schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist. "Das nächste Hallenbad ist in Grünwald, aber um dorthin zu kommen, bräuchten wir einen Busshuttle. Der dauert lange und kostet", sagte auf Anfrage Judith Miller, stellvertretende Schulleiterin.

Ein nahes Naturschwimmbad sowie ein Freibad kann die Schule nicht nutzen. "Dort ist es meistens zu kalt und dann würden wir unsere Fürsorgepflicht vernachlässigen", sagte Miller. Die Grund- und Mittelschule am Sportpark in Unterhaching etwa geht mit ihren Schülern im Sommer maximal ins örtliche Freibad. Allerdings gilt das nicht als Schwimmunterricht, sondern als Exkursion. Im alten Schulgebäude an der Fasanenstraße hatte die Schule noch ihr eigenes Schwimmbad, doch das musste zusammen mit dem Schulgebäude abgerissen werden.

Schwimmunterricht ist fester Bestandteil des Lehrplans

Dabei ist der Schwimmunterricht laut bayerischem Lehrplan ein fester, verbindlicher Teil des Sportunterrichts - und zwar in allen Schulklassen und über alle Jahrgangsstufen hinweg. Allerdings dürfen die Lehrer entscheiden, wie viele Stunden in der Woche Schwimmunterricht angeboten wird. Gleiches gilt auch für alle anderen Sportarten, die der Lehrplan vorschreibt. In welchem Umfang eine Sportart unterrichtet wird, hängt auch von den örtlichen Gegebenheiten ab, erklärt das bayerische Kultusministerium. Die sind für Schwimmer im Landkreis nicht überall ideal.

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