Schulstandort:Zwei durch drei

Oberhaching, Sauerlach und Taufkirchen konkurrieren um die neue Realschule und FOS/BOS im Kreis. Was für und gegen die einzelnen Standorte spricht:

Von Stefan Galler und Iris Hilberth

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Oberhaching

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Quelle: SZ

Laut Fortschreibung des Schulbedarfsplanes ist Oberhaching die erste Wahl für eine FOS/BOS, idealerweise in Form eines Campus neben einer neuen Realschule. Laut dem Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) sprechen die Schülerpotenziale für Oberhaching. Das Institut erwartet je nach Bevölkerungswachstum zwischen 650 und 758 Schüler in den Jahren 2024 bis 2035. Zusammen mit einer Realschule geht Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) gar von etwa 1200 Schülern bis 2025 aus. Seiner Ansicht nach besteht auch nur Bedarf an einer FOS. Dorthin wechseln Schüler nach der Mittleren Reife, für den Besuch einer BOS ist eine abgeschlossene Berufsausbildung notwendig.

Für eine Realschule in Oberhaching prognostiziert das Institut 450 Schüler. Damit ist eine Dreizügigkeit garantiert. Die ist notwendig, um grünes Licht aus dem Kultusministerium zu erhalten. Derzeit fahren Oberhachinger Realschüler vor allem nach Taufkirchen oder Holzkirchen. Würde aber eine neue Realschule in Deisenhofen entstehen, könnte manche Übertrittsentscheidung anders fallen.

Für den Standort am Deisenhofener Bahnhof spricht nicht nur die S-Bahn zwischen München und Holzkirchen, sondern auch die Verbindung ins Isartal und den Münchner Westen durch den Meridian. Damit wäre der Campus auch für Münchner Schüler attraktiv. Zumal Oberhaching eine S-Bahnstation beziehungsweise acht Kilometer näher an München liegt als Sauerlach. Das Grundstück, auf das die Schule in Oberhaching gebaut werden könnte, gehört teilweise der Gemeinde, teilweise ist es in Privatbesitz. Die Kosten für den Grunderwerb sind bereits im Gemeindehaushalt eingeplant.

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Oberhaching

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Quelle: SZ

Oberhaching ist bei 13 300 Einwohnern schon recht gut ausgestattet mit Schulen. Neben zwei Grundschulen und dem Gymnasium gibt es eine Mittel- und Wirtschaftsschule, auf der ein mittlerer Schulabschluss möglich ist. Auch die Kosten eines neuen Schulbaus sprechen derzeit nicht unbedingt für Oberhaching, da sich die Gemeinde mit dem Geothermieausbau und dem Neubau der Grundschule Deisenhofen verschuldet hat und sich ein weiteres Großprojekt eigentlich kaum leisten kann. Gleichwohl sieht Bürgermeister Schelle der Finanzierung einer Realschule - die FOS/BOS zahlt der Kreis - gelassen entgegen. Schließlich würde dies über den Zweckverband laufen, wo Sauerlach und Grünwald mit im Boot sind - und eventuell auch Straßlach-Dingharting.

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Sauerlach

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Quelle: SZ

Die flächenmäßig größte Gemeinde des Landkreises war lediglich mit Außenseiterchancen ins Rennen gegangen; allerdings ist sie - zumindest was die Realschule angeht - mittlerweile zu einem Geheimfavoriten avanciert. Das liegt erstens an der Unterstützung durch die Kreistagsfraktionen der Freien Wähler und der FDP, die jeweils dafür plädieren, bei der Infrastruktur keine Kommunen abzuhängen. Aber auch die Argumente von Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) sind stichhaltig. Das geht schon beim potenziellen Grundstück los, das an der Sommerstraße liegt, direkt neben der S-Bahn. "Wir haben eine Zusage vom Eigentümer, dass wir das erwerben können", sagt die Rathauschefin. Dass man in der SAGS-Prognose bei der Zahl der Realschüler schlecht wegkommt, nimmt Bogner gelassen: "Die Studie ist nicht umfassend genug. Hier wurde unser Einzugsbereich, der sich über Brunnthal, Otterfing, Baiernrain und Dietramszell bis nach Endlhausen erstreckt, überhaupt nicht berücksichtigt."

Überdies sei es durchaus vorteilhaft, die Realschule etwas weiter vom Stadtkern entfernt zu errichten: "Wer sind wir denn, dass wir ständig Schulen für die Kinder aus der Landeshauptstadt bauen? Das ist nicht unsere Aufgabe", sagt Bogner. "Wir müssen den Landkreis München und jene Regionen versorgen, für die wir die Zentrale sind." Für den Gemeinderat gibt es keinen Zweifel, dass Sauerlach idealerweise nicht nur die Realschule, sondern auch die FOS/BOS bauen sollte - für beide Schulen gab es ein einstimmiges Votum. Denn die prosperierende Landgemeinde hat Nachholbedarf: Seit dem Rückbau der Teilhauptschule zu einer reinen Grundschule 2006/07 hat Sauerlach keine einzige weiterführende Lehranstalt mehr. Bürgermeisterin Bogner hält daher einen Kompromiss für die Ideallösung: "Wir bauen die Realschule. Und weil Taufkirchen ebenfalls eine hat, treffen sich unsere Schüler nach der Mittleren Reife auf der FOS/BOS in Oberhaching."

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Sauerlach

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Quelle: SZ

Das Problem könnten tatsächlich die erheblich geringeren Prognosezahlen für eine Realschule in Sauerlach sein. Wenn es den Sauerlachern nicht gelingt, nachzubessern und die Kreisräte davon zu überzeugen, dass das beauftragte Institut wichtige Potenziale unberücksichtigt gelassen hat, dürfte es eng werden. Konkret weist die Simulation für das Jahr 2020 rund hundert Schüler weniger aus als in Oberhaching (433 statt 532). Eine durchgehende Dreizügigkeit ist vor allem dann nicht gewährleistet, sollte parallel zudem eine Realschule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn gebaut werden, wonach es stark aussieht. Dann nämlich verringert sich die Schülerzahl in Sauerlach auf 356. Besser sieht es für eine FOS/BOS aus. Obwohl Sauerlach weiter von der Stadtmitte entfernt ist und weniger Einwohner hat als Oberhaching (aktuell etwa 7700), haben die Statistiker 560 potenzielle Schüler ermittelt.

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Taufkirchen

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Einen passenden Standort hätte auch Taufkirchen zu bieten: Die Kegelfelder wären nach Meinung des Gemeinderats der ideale Platz für einen Schulcampus. Hier könnte man die FOS in unmittelbarer Nachbarschaft zur Walter-Klingenbeck-Realschule bauen. Derzeit gibt es dort 978 Schüler. 300 kommen aus Taufkirchen, 290 aus Unterhaching, 171 aus München, 100 aus Oberhaching und 25 aus Sauerlach. Zudem gibt es in Taufkirchen eine Mittelschule mit M-Zweig, die also ebenfalls die Voraussetzungen für einen Wechsel auf eine Fachoberschule bietet. Die Kegelfelder sind mit der S-Bahn und dem Bus direkt zu erreichen, die Haltestelle liegt an der Tarif-Grenze, also noch im Münchner Innenraum, und ist dadurch von Norden aus preisgünstig und schneller zu erreichen als Deisenhofen oder Sauerlach, die zwei beziehungsweise drei Stationen weiter an der Strecke nach Holzkirchen liegen. Taufkirchen hofft, durch eine FOS/BOS mehr Kindern eine weiterführende Schule zu ermöglichen, da oft die Wohnortnähe für Eltern ein Kriterium ist.

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Taufkirchen

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Quelle: SZ

Zwar liegt ein Beschluss des Gemeinderats vor, dass bei einer Überplanung der Kegelfelder 40 Prozent der Fläche für Gemeinbedarf vorgesehen sein müssen. Doch sind die Grundstücke nicht im Besitz der Gemeinde. Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) gibt zu bedenken, dass in den Grundstücksverhandlungen derzeit kein Fortkommen zu erwarten sei. Taufkirchen hat seine Bewerbung zudem erst last minute abgegeben. Im Schulbedarfsplan ist von der Gemeinde als Schulstandort überhaupt nicht die Rede. Als Taufkirchen von den Plänen für eine FOS/BOS im Landkreissüden erfuhr, hatten die anderen Bewerber längst ihr Interesse bekundet. "Ich war da nicht eingebunden", sagt Sander. "Ich habe davon erst einen Tag vor der Sitzung erfahren."

© SZ 1./2.4.17/gna
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