Schulpolitik im Landkreis:Am Ende könnten 25 Gymnasien stehen

Ottobrunn, Gymnasium, Foto: Angelika Bardehle

Das Gymnasium in Ottobrunn ist eines der modernsten im Landkreis München.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Politiker im Landkreis sehen weiteren Bedarf beim Bau neuer Schulen. Neben Sauerlach und Feldkirchen könnte auch Unterschleißheim zum zweiten Mal zum Zug kommen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Münchens Landrat Christoph Göbel (CSU) bringt den Bau eines zweiten Gymnasiums in der größten Kommune des Landkreises ins Spiel. Das Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim müsse entlastet werden, da es in naher Zukunft an seine Grenzen stoßen werde, sagt Göbel. Der Schulbedarfsplan prophezeie der Schule bis zum Jahr 2030 weit mehr als 1600 Gymnasiasten; bei einer Kapazität von derzeit maximal 1400 Schülern. "Mit diesem Thema werden wir uns über kurz oder lang beschäftigen müssen", sagt der Landrat. "Ob wir dann über ein zweites Gymnasium in Unterschleißheim oder an einem anderen Standort sprechen, wird sich klären."

Der Vorstoß Göbels fällt in eine Zeit, in der in der Landeshauptstadt Kritik an der Schulpolitik der Rathauskoalition laut wird - vor allem im Münchner Norden. Im Stadtteil Feldmoching hatten zahlreiche Eltern Unmut darüber geäußert, dass ihre Kinder keinen Platz mehr auf dem Gymnasium München-Nord bekommen hätten. Bis zu 90 Kinder, die dort abgelehnt worden sind, müssten nun in deutlich weiter entfernte Gymnasien nach Moosach, Schwabing oder Unterschleißheim fahren. Ihr Vorwurf: Die Landeshauptstadt habe Feldmoching bei der eingeleiteten Schulbauoffensive schlichtweg vergessen.

Am Haarer Gymnasium kommen zwei Drittel der Schüler aus München

Wann diese von der schwarz-roten Rathauskoalition im Münchner Rathaus beschlossene Offensive überhaupt in Gang kommen wird, fragen sich auch zahlreiche Politiker im Landkreis München. Denn noch halten sich die Zahlen der Schüler, die aus der Landeshauptstadt eines der derzeit 14 öffentlichen Gymnasien im Landkreis besuchen und der Schüler, die aus den 29 Städten und Gemeinden des Kreises auf eine der 39 öffentlichen Schulen in München gehen, die Waage. Noch. "Wenn sich die Dinge so weiter entwickeln wie in den vergangenen Jahren, wird sich ein Trend verfestigen", sagt Landrat Göbel. "Dann werden deutlich mehr Gymnasiasten aus der Stadt auf eine Schule im Landkreis gehen als umgekehrt."

Im Juni hatte Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD), in dessen Gemeinde derzeit das 15. öffentliche Gymnasium des Landkreises entsteht, die Landeshauptstadt daher heftig kritisiert. Es stelle sich schon die Frage, hatte Greulich gesagt, ob sich die Kommunen des Landkreises tatsächlich "das Kreuz auflegen" sollten, "mit gemeindlichen Mitteln den Bedarf für die Landeshauptstadt zu decken". Tatsächlich gibt es bereits heute Gymnasien im Landkreis, die mehrheitlich von Münchner Schülern besucht werden: Am Haarer Ernst-Mach-Gymnasium etwa sind es mittlerweile zwei Drittel.

Eine ähnliche Prognose gibt es für das beschlossene Gymnasium in Unterföhring, das zum Schuljahr 2018/19 mit fünf Vorläuferklassen in Betrieb gehen soll und eine der größten Schulen im Landkreis wird: Mehr als 60 Prozent der Schüler werden von der Landeshauptstadt aus in die Mediengemeinde pendeln, besagt der Schulbedarfsplan. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche (SPD) sieht darin kein grundsätzliches Problem. "Man muss fairerweise sagen: Das Gymnasium in Unterföhring ist auch deshalb genehmigt worden, weil der Bedarf durch die Nachfrage aus München vorhanden ist", sagt die Ismaningerin. "Das hat das Kultusministerium erkannt. So lange die Stadt mit ihrem Schulbauprogramm nicht voran kommt, wird eine Schule wie die neue in Unterföhring aufgefüllt."

Schulpolitik im Landkreis: Eines der größten Gymnasien im Landkreis soll in Unterföhring entstehen. Hier werden bis zu 60 Prozent Schüler aus München erwartet. Illustration: Felix und Jonas Architekten

Eines der größten Gymnasien im Landkreis soll in Unterföhring entstehen. Hier werden bis zu 60 Prozent Schüler aus München erwartet. Illustration: Felix und Jonas Architekten

"München ist ein Entscheidungsmoloch."

Worin sich Göbel und seine Stellvertreterin einig sind, ist die Tatsache, dass der Landkreis mit der eigenen Schulbauoffensive noch lange nicht am Ende angekommen ist. Ganssmüller-Maluche spricht gar von "bis zu 25 Gymnasien", die es in nicht allzu ferner Zukunft in den 29 Städten und Gemeinden geben wird. Göbel wird noch konkreter: "Wir brauchen ein weiteres im Südosten, hier wäre Sauerlach sicher ein guter Standort. Im Nordosten werden wir bald wieder Feldkirchen auf die Tagesordnung bringen und dann kommt der Norden." Möglicherweise Unterschleißheim.

Einigkeit besteht auch darin, dass die Landeshauptstadt dem Landkreis beim Bau neuer Schulen deutlich hinterher hinkt. "Wir sind schneller - und unsere Schulen sind dadurch auch moderner", sagt der Landrat. "Das zieht Münchner natürlich an." Ganssmüller-Maluche kritisiert, dass es im Münchner Rathaus zu lange dauere, ehe ein neues Projekt auf den Weg gebracht werde: "München ist ein Entscheidungsmoloch."

Dies sei im Landkreis nicht zuletzt dank des Systems der Schulzweckverbände anders, sagt Göbel: "Dadurch sind vor allem die Gemeinden, aber auch wir als Landkreis ganz nah dran an den Bedürfnissen der Gymnasien. Wenn in München eine Schule etwas benötigt, gibt es im Bildungsreferat Bescheid und dann läuft irgendwann der Apparat an." So lange wollen die Entscheider im Landkreis nicht warten. "Aber", sagt Ganssmüller-Maluche, "auch wir müssen effektiver werden und das Beschlossene noch schneller umsetzen". Göbel sagt: "Der Handlungsbedarf wird bei uns nicht nachlassen. Aber wir erwarten auch von der Stadt, dass sie ihre Versprechen einlöst."

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