Gymnasium Garching:Fenster aufreißen hilft nichts

Gymnasium Garching: Dicke Luft: In Räumen des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Garching ist die CO₂-Belastung zum Teil hygienisch auffällig.

Dicke Luft: In Räumen des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Garching ist die CO₂-Belastung zum Teil hygienisch auffällig.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Elternbeiräte des Garchinger Werner-Heisenberg-Gymnasiums beklagen zum Teil "hygienisch auffällige" CO₂-Werte im Neubau. Der Schulzweckverband wiegelt ab. Ein Gespräch Mitte März soll eine Lösung für die Probleme mit der Lüftungsanlage bringen.

Von Markus Mayr

Schüler und Lehrer des Garchinger Werner-Heisenberg-Gymnasiums (WHG) klagen seit fast einem Jahr darüber, dass es in manchen Räumen so muffig und so heiß sei, dass man Kopfschmerzen bekomme und einem schlecht werde. Auch Alexandra Krapf, die Vorsitzende des Elternbeirats, berichtet von Beschwerden und fügt selbst eine hinzu: Während einer Sitzung in der Schule habe sie ihre Daunenjacke anbehalten müssen, so kalt sei es gewesen. Im Sommer sei es zu heiß. Der Elternbeirat versucht nun, den Druck auf den Bürgermeister der Stadt zu erhöhen. Er soll das Problem lösen.

Schon 2015 wurden in dem erst zweieinhalb Jahre alten Neubau erhöhte Kohlenstoffdioxid-Werte festgestellt. Einem Gutachten zufolge waren die Werte zum Teil "hygienisch auffällig". Die Stadt Garching empfahl verstärktes Lüften und betrachtete das Problem als erledigt. Doch dies ist nicht der Fall: Am Mittwoch hat der Elternbeirat einen Brief an die Eltern geschickt, in dem er die Situation noch immer als "nicht hinnehmbar" schildert.

"Nein, es wurde überhaupt nicht fehlgeplant", heißt es aus dem Rathaus

Das Schreiben ist versehen mit der Bitte, "aktiv" zu werden und "neben der Elternrolle" auch die "Rolle als Wähler zu nutzen". Dieter Gruchmann (SPD) ist sowohl Garchings Bürgermeister als auch der Vorsitzende des Schulzweckverbands. "Es kann nicht sein, dass eklatante Fehlplanungen und langwierige Machtspiele zwischen den beteiligten Parteien zu Lasten der Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Kinder gehen!", heißt es in dem Brief weiter. Gruchmann war nicht zu erreichen für eine persönliche Stellungnahme zu diesen Vorwürfen, die der Elternbeirat indirekt an seine Verwaltung und den Zweckverband richtet. Die Geschäftsleiterin der Stadt aber widerspricht den Vorhaltungen vehement. Es gebe keine Machtspiele im Rathaus, sagt Sylvia May. Und: "Nein, es wurde überhaupt nicht fehlgeplant."

In der Kritik steht wie auch schon im vergangenen Sommer die Lüftungsanlage des Neubaus. Direktor Martin Eidenschink sagte damals, dass er das Gefühl habe, die Lüftung funktioniere nicht in allen Räumen richtig. Das bewahrheitete sich und führte zu erhöhten CO₂-Werten, wie Gutachter von der Dekra herausfanden. Gruchmann sagte im Mai 2015 dazu: "Es wäre ein Wunder, wenn eine so komplexe Lüftungs- und Heizungsanlage von Anbeginn an fehlerfrei funktionieren würde." Inzwischen sind einige Monate vergangen, die Anlage ist repariert und justiert worden und dürfte sich eingelaufen haben.

Hohe CO₂-Belastung, aber sonst keine Schadstoffe

Doch neue Messungen Ende Oktober bestätigten die Ergebnisse des ersten Gutachtens: zuweilen "hygienisch auffällige" CO₂-Belastung, gerade wenn die Schüler über längere Zeit im Klassenzimmer sind. Ansonsten ist die Schule aber schadstofffrei. Nichts sei gefunden worden, worüber man sich Sorgen machen müsste, sagt Alexander Greulich (SPD), der als Bürgermeister von Ismaning Mitglied im Zweckverband ist. Die Werte lägen weit unter den gesetzlichen Grenzen.

Doch noch immer gibt es Forderungen, das Raumklima zu verbessern. Geschäftsleiterin May allerdings sagt: "Die Raumluft ist in Ordnung. Da gibt es nichts zu verbessern." Sie empfiehlt nach wie vor, regelmäßig die Fenster zu öffnen. Außerdem sei die Lüftung dazu da, "den Luftaustausch zu unterstützen, und nicht um nicht zu lüften". Es sei ein Trugschluss zu glauben, die Anlage produziere reine Luft. Doch darüber herrscht offenbar Uneinigkeit: "Wenn die Lüftung funktioniert, dann muss ich nicht lüften", sagt Greulich.

1. Schultag WHG (Werner Heisenberg-Gymnasium) Garching nach Containerzeit

"Das Lüften widerspricht dem Konzept des Hauses", sagt Werner Greese, Lehrer am Garchinger Gymnasium.

(Foto: Florian Peljak)

Lüften hat das Problem nicht gelöst

Laut dem Elternbrief scheint das Lüften allerdings problematisch zu sein. Darin heißt es, "dass sich in den Pausen durch Stoßlüftung die (CO₂-)Werte" zwar reduzierten, "nach Ende der Pause aber wieder steil ansteigen", teilweise sogar in den Bereich, der als hygienisch inakzeptabel gilt. Laut May ist das "so nicht richtig". Elternbeirats-Vorsitzende Alexandra Krapf hingegen verbürgt sich für ihre Kolleginnen, die diese Informationen aus dem Schulforum mitgebracht hätten.

Die beiden Gutachten selbst hält das Rathaus unter Verschluss. Und auch der stellvertretenden Schulleiterin ist nahegelegt worden, sich nicht mehr zur Causa zu äußern. "Auf ausdrücklichen Wunsch der Frau May" werde sie keinen Kommentar mehr zur Raumluft in ihrer Schule geben, sagt Doris Kosiol.

Werner Greese hingegen äußert sich. Er ist Lehrer am WHG und bestätigt, dass es auch aus dem Kollegium zuweilen Beschwerden über die Luft gebe. Seiner Aussage nach halten sich die Lehrer an die Lüftungsempfehlung. Doch faktisch sei Stoßlüften in vielen Räumen gar nicht möglich: "Viel zu kleine Fenster." Zudem "widerspricht das Lüften dem Konzept des Hauses".

Elternbeirätin Krapf teilt diese Ansicht: "Die Be- und Entlüftungsanlage impliziert, dass man keine Fenster mehr aufmachen muss." Das ständige Öffnen sei störend für den Unterricht und im Winter unangenehm. Beide wünschen sich, dass der Zweckverband handelt. Die Anlage sei offenbar fehlerhaft, sonst würde sie in jedem Raum gute Luft produzieren. Am 16. März trifft sich der Elternbeirat zur Lösung des Problems mit Gruchmann.

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