Schlosswirtschaft Oberschleißheim:Neues Gewand für alte Räume

Schlosswirtschaft Oberschleißheim: Bis die Schlosswirtschaft (im Hintergrund) umgebaut ist, wird in der Almhütte und natürlich im Biergarten ausgeschenkt.

Bis die Schlosswirtschaft (im Hintergrund) umgebaut ist, wird in der Almhütte und natürlich im Biergarten ausgeschenkt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Schlosswirtschaft in Oberschleißheim soll umgebaut werden, dafür plant das Finanzministerium 5,8 Millionen Euro ein. Die Brüder Able betreiben Schlossalm und Biergarten bis zur Neueröffnung weiter.

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Seit einem Jahr steht sie verwaist da. Nun hat das Finanzministerium die Planung für die Sanierung der Schlosswirtschaft gestartet. Erwartet werden Kosten von zirka 5,8 Millionen Euro, teilt die Behörde mit.

Die Staatliche Schlösserverwaltung wurde mit der Sanierungsplanung beauftragt. Wenn diese vorliegt, muss der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen des Bayerischen Landtags die Mittel für die Baumaßnahme frei geben. Dann kann es losgehen mit dem Umbau. Bis das erste Bier in der Traditionswirtschaft wieder ausgeschenkt werden kann, dauert es allerdings noch etwas.

Neben einer grundlegenden Sanierung der Räume und speziell der Küche soll die Gaststätte auch umgestaltet werden. Ein größerer zusammenhängender Gästebereich soll künftig das Konferenz- und Tagungsgeschäft intensivieren. Auch das Schankgebäude im Biergarten wird erneuert. Im Anschluss an die Sanierung werden Gaststätte und Biergarten neu zur Verpachtung ausgeschrieben.

In der Übergangszeit wird in der Schlossalm ausgeschenkt

Ende Oktober 2014 war die letzte Pächterfamilie Blaß nach dem Tod des langjährigen Wirts Karl Blaß ausgezogen. Im November 20 14 eröffnete auf dem Biergartengelände eine Schlossalm als Gaststätte, Eventlocation und für den Biergartenbetrieb. Deren Lizenz gilt für die komplette Zeit der Sanierung, wie lange auch immer diese dauert. "Wir machen den kompletten Übergangsbetrieb", sagt Daniel Able, der zusammen mit seinem Bruder Sebastian aus der Münchner Gastronomenfamilie die Alm führt, "wir sind flexibel".

Erklärtes Fernziel ist dann auch die Übernahme der renovierten Wirtschaft, die aber vom Ministerium neu vergeben werden wird. "Wir sind rundum zufrieden in Schleißheim", betont Able, "wir haben eine super Saison hinter uns". Zumindest die Alm-Wirte haben auch kein Problem mit einer langen Sanierungsdauer: "Je länger es dauert, desto besser amortisieren sich unsere Investitionen."

Ende des 19. Jahrhunderts trafen sich in der Wirtschaft Maler und Literaten

Die denkmalgeschützte Schlosswirtschaft ist ein Gebäudeteil des Alten Schlosses im Schleißheimer Schlossensemble. Zunächst dienten Küche und Schänke wohl für die Verköstigung der Bauarbeiter und später der Bediensteten des Schwaighofs, den Herzog Wilhelm V. dort Ende des 16. Jahrhunderts als Alterssitz erworben hatte. Vor allem Ende des 19. Jahrhunderts, als Schleißheim Legionen von Künstlern beherbergte, wurden die Wirtschaft im historischen Gemäuer und ihr prächtiger Biergarten zum Treffpunkt der Maler und Literaten, die sich von dem pittoresken Ort inspirieren ließen.

Als 1912 der Aufbau der bayerischen Fliegerei auf dem Flugplatz Schleißheim begann, erschlossen auch die Flieger und ihr Bodenpersonal die Schlosswirtschaft für ihren Feierabend. Ein historisches Kleinod ist das Gästebuch, das die legendäre Bedienung Anna führte. Darin finden sich Zeichnungen, spontane Verse und Unterschriften von Olaf Gulbransson oder Waldemar Bonsels, dem Schöpfer der "Biene Maja", ebenso wie vom berühmten Militärflieger Ernst Udet. Der Verleger Reinhard Piper hinterließ 1914: "Seit 15 Jahren erlebe ich immer wieder schöne Stunden unter den Kastanien."

Legendärer Wirt in jener Zeit war Michael Haselsberger, der jahrzehntelang auch als Bürgermeister von Oberschleißheim wirkte. In der Moderne wurde speziell der einzigartige Biergarten unter historischen Kastanien vor der Schlosskulisse zur Attraktion im Sommer. Mehrfach gab es allerdings wenig glückliche Besetzungen des Wirts, ehe die 22-jährige Ära von Karl Blaß der Gastronomie wieder zu altem Ansehen verhalf.

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