Sauerlach:Zeit ist Kies

Sauerlach: Ihren Missmut über das Vorhaben des Unternehmens Gruber, vor ihrer Haustür Kies abzubauen, haben Anwohner der Kleefeldstraße auch optisch zum Ausdruck gebracht.

Ihren Missmut über das Vorhaben des Unternehmens Gruber, vor ihrer Haustür Kies abzubauen, haben Anwohner der Kleefeldstraße auch optisch zum Ausdruck gebracht.

(Foto: oh)

In Sauerlach wehren sich Anwohner und Gemeinde gegen neue Abbauflächen. Ein Aufschub der Entscheidung des Landratsamtes soll ihre Position verbessern

Von Michael Morosow, Sauerlach

Wenn Bürger in Mannschaftsstärke in den Sitzungsraum drängen, dann tun sie dies zumeist, um den Gemeinderat von ihrem Anliegen zu überzeugen. An diesem Dienstag, 24. Januar, wird es wohl wieder keinen freien Platz auf den Besucherrängen geben, wenn der Gemeinderat Sauerlach seine Sitzung eröffnet. Die Ortsbewohner kommen wegen des Tagesordnungspunkts "Antrag auf Abgrabungsgenehmigung der Firma Gruber Umwelt GmbH & Co. KG, Sauerlach, zum Kiesabbau im Trockenabbauverfahren auf dem Grundstück an der Hartstallstraße im Ortsteil Grafing".

Sie müssen aber nicht lange den Gemeinderat von ihrer Position überzeugen, Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) sowie das gesamte Gremium stehen ohnehin auf ihrer Seite - und zusammen führen sie einen Kampf gegen das Vorhaben des Kiesabbauunternehmens, aber auch gegen das Landratsamt München. Die übergeordnete Behörde hatte bereits anklingen lassen, dass sie gegen den Kiesabbau nichts einzuwenden habe.

Bürgermeisterin Barbara Bogner hatte im Vorjahr schon einmal ihre Entschlossenheit in dieser Sache geäußert und angekündigt, mit allen rechtlichen Mitteln gegen weiteren massiven Kiesabbau in der Gemeinde vorzugehen. In der Sitzung am Dienstag wird aber wohl wenig Säbelrasseln zu vernehmen sein, die Gemeinde hat immerhin ein Anliegen an die Aufsichtsbehörde: "Wir werden das Landratsamt bitten, eine Entscheidung in dieser Sache um ein Jahr aufzuschieben", sagte Bogner am Montag zur SZ. Bis dahin soll die geplante Flächennutzungsänderung mit Ausweisung sogenannter Konzentrationsflächen weitgehend abgeschlossen sein, "damit wir Planungssicherheit haben", sagte Bogner. Dass der gleichlautende Beschlussvorschlag der Verwaltung vom Gemeinderat übernommen wird, gilt als sicher. Bereits im Mai 2015 hatte das Gremium entschieden, dass Kiesabbau künftig nur noch in dafür vorgesehenen Zonen erlaubt sein soll. Ein Pfund, mit dem die Gemeinde Sauerlach in dieser Causa wuchern kann: Laut Regionalplan ist Sauerlach nicht Vorranggebiet für Kiesabbau.

Die Abgrabungsgenehmigung, die das Unternehmen wünscht, bezieht sich auf ein sechs Hektar großes Grundstück an der S-Bahnlinie. "Ich kann verstehen, dass Erich Gruber schaut, wo er für hundert Leute Arbeit herbringt. Aber dass wir den Kiesabbau nicht wollen ist auch klar", sagte die Bürgermeisterin. Und außerdem sei davon auszugehen, dass der Unternehmer "am liebsten eine große Kiesgrube von der Bahn bis zur Staatsstraße 2573 hätte und versuchen wird, weitere Flächen zu erwerben."

Sehr entschlossen in ihrem Kampf gegen die Abbaupläne zeigen sich auch die Anwohner des Kleefelds, die sich zu einer Interessengemeinschaft formiert haben. "Herr Gruber würde eine Kiesgrube direkt neben seinem Haus nicht akzeptieren", hatte deren Sprecher Robert Fröhlich im Vorjahr in einer Bürger-Viertelstunde vor einer Gemeinderatssitzung gesagt und anschließend aufgezählt, welche Folgen die Kleefelder umtreibt: Lärmbelästigung, Feinstaubbelastung, Verkehr durch Baustellenfahrzeuge, Gefährdung der Kinder, Straßenschäden, Zerstörung des Landschaftsbildes, Zerstörung der Flora und Fauna, Verfüllung mit schadstoffbelasteten Materialien, Verminderung der Lebensqualität der Anwohner und Wertminderung der Immobilien. Darüber hinaus sei die Umgebung bereits durch zwei ehemalige Kiesgruben im östlichen Bereich der Bahn am Otterfinger Weg, erheblich belastet, gab Fröhlich zu bedenken.

Aber ein Sachbearbeiter im Landratsamt habe der Interessengemeinschaft bereits signalisiert, dass sie mit ihrem Anliegen aller Voraussicht nach wenig Erfolg haben werde, sagte Robert Fröhlich. Unternehmer Erich Gruber will sich zu der Sache nicht äußern.

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