SV Arget tritt Gelände ab:Sportanlagen in Gemeindehand

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Dem Verein fehlt für eine Generalsanierung das Geld, jetzt soll sich die Gemeinde kümmern, damit der Sport am Leben bleibt. (Foto: Claus Schunk)

Der Deal ist perfekt: Der Sauerlacher Verein SV Arget überträgt die Verantwortung für sein Gelände aus finanzieller Not an die Kommune. Die ist jetzt Herrin über die Belegungszeiten von Halle und Plätzen, wird aber auch in sechsstelliger Höhe in die Sanierung investieren müssen.

Von Michael Morosow, Sauerlach

Der SV Arget hat per einstimmigem Beschluss der Mitgliederversammlung sein gesamtes Sportgelände einschließlich aller daraufstehenden Gebäude an die Gemeinde Sauerlach übertragen.

Der Überlassungsvertrag soll noch in dieser Woche notariell beglaubigt werden, sagte Christian Baumann, der Vorsitzende des circa 420 Mitglieder starken Sportvereins.

Der harte Einschnitt in die Eigenständigkeit des 1968 gegründeten SV Arget ist der Not geschuldet. Um den Sportbetrieb am Laufen zu halten, sind umfangreiche und kostenintensive Bau- und Erweiterungsmaßnahmen notwendig. Unter anderem erfüllt das Vereinsheim mitsamt Umkleiden und Duschen schon lange nicht mehr die nötigen brandschutztechnischen Standards. Doch der Verein hat kein Geld. "Die Gebäude gehören generalsaniert, der Unterhalt ist für uns nicht mehr leistbar", sagte Baumann.

Ein unwirtschaftlicher Handel

Nach der Übertragung ist die Gemeinde selbst für die Anlagen verantwortlich, und wird diese, so zumindest die Überzeugung der SV-Führung, nicht verkommen lassen. Ein Grund dafür, dass sich der Gemeinderat auf diesen unwirtschaftlichen Handel eingelassen hat, ist neben der Sorge um den Fortbestand des Vereins vor allem der Umstand, als Hausherr bei der Vergabe von Belegungszeiten für Halle und Sportplätze künftig das Sagen zu haben. Vereinbart wurde freilich auch, dass der SV Arget mit seinen fünf Sparten - Fußball, Gymnastik, Tennis, Eisschießen und Tischtennis - uneingeschränkt das Sportgelände weiter nutzen darf.

Aber auch wenn der Vereinsvorsitzende Baumann heute von einer win-win-Situation spricht, die durch den Beschluss eingetreten sei, war die Transaktion lange heftig umstritten gewesen. So etwa hatte der Gemeinderat vor Jahren, noch in der Ägide von Bürgermeister Walter Gigl, schon einmal über einen gleichlautenden Antrag des Clubs einen Beschluss fassen müssen. Damals lehnte das Gremium ab, weil sich der Verein zudem in finanzieller Schieflage befand.

Eine emotional geführte Debatte

Und als der SV Arget, inzwischen nicht mehr verschuldet, im Vorjahr abermals in gleicher Sache im Rathaus anklopfte, votierte der Gemeinderat erst nach emotional und intensiv geführter Debatte und mit nur knapper Mehrheit von zehn zu sieben Stimmen für die Übertragung des Sportgeländes vom Sportverein Arget an die Gemeinde. "Wir stehen in der Verantwortung gegenüber den Bürgern, die das Gelände nutzen", hatte Axel Horn (Grüne) damals erklärt, und neun weitere Gemeinderäte pflichteten ihm bei.

Von der anderen Seite hagelte es hingegen Kritik. "Da kommen wir in eine Verantwortlichkeit, die nicht notwendig ist", warnte Götz von Borries (UBV), und CSU-Gemeinderat Robert Lechner griff vor allem die grobe Kostenschätzung von Bürgermeisterin Barbara Bogner an, die von Ausgaben in Höhe von 500 000 bis 750 000 Euro ausging. Bogner hatte dem Gremium aber auch vor Augen geführt, welche Konsequenzen eine Ablehnung des Antrages hätte: Dann gibt es in Arget keinen Sport mehr."

Anfangs habe es Widerstände in der Gemeinde gegeben, weiß Christian Baumann. Aber auch innerhalb der Vereinsfamilie sei das Vorhaben sehr umstritten gewesen. "Wir mussten Überzeugungsarbeit leisten", erinnert sich der Vereinsvorsitzende.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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