Sauerlach:Günstig vermieten statt spenden

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Polizeichef Stefan Schraut, Bürgermeisterin Barbara Bogner und stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch informierten die Sauerlacher. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeisterin bittet Wohnungsbesitzer um Hilfe für anerkannte Flüchtlinge

Von Michael Morosow, Sauerlach

Mögen nur zur Hälfte besetzte Stuhlreihen in Theatern oder Sportstätten ein Indiz für die mindere Qualität der Darbietungen sein, bei Bürgerversammlung können sie durchaus als Beleg dafür gesehen werden, dass die Bevölkerung wenig auszusetzen hat, mithin zufrieden ist mit der Rathausführung. Bei der Bürgerversammlung der Gemeinde Sauerlach am Dienstagabend in der mit etwa 120 Besuchern nur mäßig gefüllten Mehrzweckhalle standen aber auch keine Themen auf der Tagesordnung, die Zwist und Hader erwarten ließen. Ein wenig stürmisch wurde es allenfalls, als Bürgermeisterin Barbara Bogner bei ihrem Parforceritt durch das Gemeindeleben Station im Gemeindewald machte, über die Schäden räsonierte, die Orkan Niklas darin angerichtet hat - und justament in diesem Moment Starkregen auf das Hallendach prasselte. Die Schäden hätten sich in Grenzen gehalten, bei Aufräumarbeiten habe es aber bereits teils schwere Unfälle gegeben, erfuhren die Besucher.

Dass man in Sauerlach nicht nur schön, sondern auch relativ sicher lebt, hatte sie zuvor bereits der Leiter der Polizeiinspektion 31, Stefan Schraut, wissen lassen. Gerade einmal 251 Straftaten sind für 2014 protokolliert, das sind zwar ein wenig mehr als ein Jahr zuvor, aber verglichen mit den Häufigkeitszahlen einer Großstadt wie München deutlich weniger. Allerdings ist die Zahl der Wohnungseinbrüche um zehn auf nunmehr 16 angestiegen. Erfreulich dagegen ist der deutliche Rückgang der Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Mussten 2013 noch 44 bei Unfällen verletzte Menschen ärztlich behandelt werden, waren es 2014 nur noch 18.

Eines der vorherrschenden Themen in der Südgemeinde ist seit geraumer Zeit die Aufnahme von Flüchtlingen. Der Landkreis München baut aktuell am Lindenweg eine Asylbewerberunterkunft mit 54 Plätzen, die Anfang Juni einzugsbereit sein soll. Dass die Gemeinde mit ein paar Flüchtlingen mehr rechnen müsse, das wusste die Bürgermeisterin bereits vor der Bürgerversammlung. Nachdem Vize-Landrat Ernst Weidenbusch in seinem Grußwort die Zahl 72 genannt hatte, sagte Bogner "die werden wir auch noch unterbringen". Zusätzlich werden am Lindenring zehn Plätze für anerkannte Asylbewerber entstehen, die die Flüchtlingsunterkunft verlassen müssen. "Es kann sein, dass diese anerkannten Asylbewerber in Wohnungsnot geraten", sagte Bogner und holte, wie zuvor Weidenbusch, zu einem Appell an die Menschlichkeit der Vermieter aus. "Trauen Sie sich, auch an sozialbedürftige Menschen zu vermieten, Sie helfen so den Menschen mehr als mit jeder Spende", sagte die Bürgermeisterin und sprach den Vermietern dann auch noch ins Gewissen: "Man muss nicht aus jeder Wohnung den letzten Cent rauspressen."

Dass es aktuell wenig strittige Themen in der Gemeinde Sauerlach gibt, zeigte sich auch bei den Wortmeldungen aus der Bürgerschaft. Claudia Dietrich monierte die fehlende Kommunikation zwischen Schulen, Hort, Nachmittagsbetreuung und Kreisjugendring, Heidi Fröhlich beklagte, dass ein schöner Weiher in ihrer Wohnnähe zuwachse und regte außerdem an, dort eine Bank aufzustellen. "A Bankerl is eine gute Idee", sagte Bogner.

Noch keine Lösung konnte die Bürgermeisterin allerdings für das Problem anbieten, das Hans Grund vortrug. Schon länger beklagt der Sauerlacher Bürger den zunehmenden Schienenverkehrslärm, den mit hohem Tempo durch den Ort brausende Züge verursachen. Dabei würde oftmals ein Spitzenpegel von 90 Dezibel erreicht. "Das mit dem Lärm werden wir sehr ernst nehmen, aber es dauert unglaublich lange, bis sich bei der Bahn was tut", sagte Bogner. Die Bahn parke lieber ihre S-Bahn-Züge in Deisenhofen und stecke Geld in Lärmschutzmaßnahmen statt die Züge weiter über Sauerlach, Otterfing und Holzkirchen fahren zu lassen. Sonst müsste sie Streckenkontingente dazukaufen, erklärte die Bürgermeisterin die mutmaßlichen Absichten der Bahn.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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