Sauerlach:"Eine echte Dorfmannschaft"

TSV Sauerlach Handball

Auf dem Sprung: Sauerlachs Raphael Ruml überwindet den gegnerischen Block. Der TSV peilt im nächsten Jahr den Aufstieg an.

(Foto: privat)

Die Handball-Männer des TSV verpassen gegen den ehemaligen Europacupsieger Milbertshofen knapp den Aufstieg in die Bezirksoberliga

Von Stefan Galler, Sauerlach

Der Gegner in den Aufstiegsspielen trägt einen ganz großen Namen im Handballsport: Der TSV Milbertshofen stand noch zwischen den Handball-Männern des TSV Sauerlach und dem Einzug in die Bezirksoberliga - "Mil", ein Verein, der München vorübergehend sogar zu einer Handball-Metropole machte, als Gewinner des DHB-Pokals 1990 und des Europapokals der Pokalsieger 1991. Mittlerweile backt man bei diesem Klub, der einst in dem 2012 verstorbenen Erhard Wunderlich sogar einen Weltmeister in seinen Reihen hatte, kleinere Brötchen. Doch es sollte noch reichen, um Sauerlach die Aufstiegssuppe zu versalzen - mit 28:26 und mit 28:23 gingen Hin- und Rückspiel der Relegation jeweils an den Traditionsverein aus dem Norden Münchens.

Beim unterlegenen TSV Sauerlach nimmt man den verpassten Aufstieg eher gelassen: "Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die zwar über eine gute Physis und viel Talent verfügt, aber in kritischen Momenten noch nicht cool genug ist", sagt Rüdiger Schwarz, der bislang die Handballabteilung des TSV geleitet hatte, jedoch das Amt nur noch kommissarisch bis zum Ende der Saison ausübt, ehe sein bereits gewählter Nachfolger Ingo Schwenzfeger die Geschäfte übernimmt. In beiden Aufstiegsspielen habe man noch zur Pause geführt, "aber Eifer und Nervosität unserer Jungs waren letztlich vielleicht einen Tick zu groß", sagt Schwarz. "Einer erfahrenen Mannschaft wie Milbertshofen ist der Aufstieg zu gönnen", so der scheidende Spartenleiter.

Doch diese verpasste Chance soll keineswegs der letzte Anlauf in Richtung Bezirksoberliga gewesen sein. Das unterstreicht Jörg Hetzel, der gemeinsam mit Manfred Groh das Trainerteam der Sauerlacher Handballer bildet: "Im Vorjahr haben uns nur zwei Tore gefehlt, um an der Relegation teilnehmen zu dürfen, diesmal sind wir in der Relegation gescheitert und nächstes Jahr wollen wir aufsteigen", sagt der Coach, dessen Sohn Xaver die Frauenmannschaft des TSV trainiert. Den Handballerinnen ist im Vorjahr gelungen, wovon die Männer noch träumen: Der Aufstieg in die Bezirksoberliga, allerdings gefolgt vom direkten Wiederabstieg. "Das ist kein Problem", sagt der ältere Hetzel. "Die Mädels werden voll motiviert nächstes Jahr einen neuen Anlauf starten."

Jörg Hetzel kann eine interessante sportliche Vita vorweisen: Als aktiver Sportler war er Skirennläufer, später lernte er den rumänischen Sportmanager und Boris-Becker-Berater Ion Tiriac kennen, sowie dessen Geschäftspartner Cedro Popescu: Letzterer machte Hetzel bei der Alpin-WM 1999 zum Cheftrainer der rumänischen Ski-Nationalmannschaft.

Mittlerweile ist der gelernte Sporthandelskaufmann seit mehr als zehn Jahren beim TSV Sauerlach als Handballcoach engagiert, seit sieben Jahren kümmert er sich gemeinsam mit Groh um die Männermannschaft. "Wir teilen uns die Aufgaben, ich bin für Organisatorisches, Koordination und Fitness zuständig, er für die Handball spezifischen Bereiche." Groh hatte einst ausgerechnet beim Relegationsgegner Milbertshofen gespielt, war in der Jugend einige Male bayerischer A-Juniorenmeister geworden.

Ein Duo also, das den jungen Akteuren viel beibringen kann. Die ältesten Spieler sind 1991 geboren, die jüngsten wechselten gerade erst vom Jugend- in den Herrenbereich. "Wir sind im Prinzip eine echte Dorfmannschaft", sagt Übungsleiter Hetzel. "90 Prozent der Mannschaft kommt aus der eigenen Jugend, dementsprechend groß ist der Teamgeist." Man habe mit dieser Personalpolitik aus der Not eine Tugend gemacht, es sei nämlich gar nicht so einfach, externe Spieler nach Sauerlach zu locken. "Da kommen die Leute nicht automatisch hin", sagt Hetzel. Auch für die neue Saison rechnet man beim TSV nicht mit klassischen Zugängen; dafür kehren zwei ehemalige Spieler heim: Sebastian Schaal, der im Ausland weilte, sowie Moritz Ametsbichler, der beim TSV Ismaning zuletzt in der A-Junioren-Bundesliga spielte und dessen älterer Bruder Sebastian ebenfalls zu den Sauerlacher Leistungsträgern zählt.

Ein Highlight haben die Sauerlacher Handballer in dieser zu Ende gehenden Saison noch vor sich: Am 7. Mai steigt in ihrer Halle das Finalturnier um den oberbayerischen Handball-Pokal. Es geht gegen Bruckmühl und im Erfolgsfall anschließend gegen den Sieger aus der Partie Grafing gegen Allach II. "Das wird ein Highlight, wir freuen uns sehr darauf", so Trainer Hetzel.

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