Region München:Der Norden spricht mit einer Stimme

Wohnungsbau in Sachsen

Zu den drängendsten Problemen in der Region - und somit auch im Münchner Norden - gehört fehlender Wohnungsraum.

(Foto: dpa)

Die acht Bürgermeister der Nordallianz stellen Forderungen auf. Sie plädieren für Investitionen in Nahverkehr, Internet sowie Wohnungsbau in Außenbereichen

Von Sabine Wejsada, Landkreis

Sie sprechen mit einer Stimme: Die acht Bürgermeister der Nordallianz, einem Verbund von Garching, Ismaning, Unterföhring, Ober- und Unterschleißheim im Landkreis München sowie Eching, Neufahrn und Hallbergmoos im Kreis Freising, haben sich in einer gemeinsamen Stellungnahme zur Fortschreibung des Regionalplans geäußert und darin dezidierte Forderungen aufgestellt. "Der Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und sozialen Belangen stellt die größte Herausforderung der künftigen Entwicklung dar", heißt es in der Präambel zu den von der Nordallianz aufgelisteten Hausaufgaben für den Regionalen Planungsverband.

Siedlungsdruck, Wohnungsnot, verstopfte Straßen und ein überlastetes Nahverkehrsnetz - all das sind die Schwierigkeiten aller Kommunen im Norden München. Auf der einen Seite begrüßen die Bürgermeister in der Nordallianz zwar die Initiative des Planungsverbandes, den Regionalplan zu ändern und zu ergänzen, um die Weichen für eine verträgliche Entwicklung des Ballungsraumes zu stellen. Andererseits haben sie klare Vorstellungen dazu, was nötig ist, um die Probleme der Region lösen zu können. Und das über Orts- und Landkreisgrenzen hinweg. Die Nordallianz gibt sich selbstbewusst: "Die Kommunen unserer Region stellen das Rückgrat der regionalen Entwicklung dar und deshalb ist ihre Leistungsfähigkeit ein Garant für die künftige Entwicklung."

Region München: SZ-Grafik; Fotos: Alexandra Schellnegger, Renate Schmidt, Claus Schunk, Florian Peljak

SZ-Grafik; Fotos: Alexandra Schellnegger, Renate Schmidt, Claus Schunk, Florian Peljak

Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge wurden von den Bürgermeistern gemacht in den Bereichen Express-S-Bahn zum Flughafen sowie Verdichtung und Ertüchtigung aller S-Bahnlinien, Ausbau des Autobahnnetzes und seiner Knotenpunkte, Stärkung des Tangentialverkehrs von U-Bahnen und S-Bahnen. Weitere Vorschläge unterbreitet die Nordallianz zu Breitbandausbau und Energieerzeugung.

Das Zentrale-Orte-System

Eine dringende Forderung ist die Einstufung der acht Kommunen in das Zentrale-Orte-System: Es bestehe bereits eine sehr intensive und überdurchschnittliche Verflechtung der Kommunen untereinander, was die Voraussetzung für die Bildung von Mehrfachzentren darstelle. Dies zeige sich vor allem in den Kooperationen bei Schulbetrieb, Abwassersystemen, Landschaftspflege, Wirtschaftsförderung und Marketing. Die Nordallianz-Orte sind bereits in vielfacher Hinsicht intensiv vernetzt und wollen deshalb als ein Mittelzentrum gesehen werden - als Gemeinschaft der acht Kommunen mit ihren bald 130 000 Einwohnern. So könne man beim Einzelhandel andere Bedingungen schaffen.

Ortsentwicklung

Weil in den Kommunen der Platz knapp ist, soll nach Auffassung der Nordallianz auch der Außenbereich kein Tabu mehr für den Wohnungsbau sein: Vielerorts zeichne sich ein erheblicher Mangel an geeigneten Flächen ab, die ein ausgewogenes und für alle Bevölkerungsschichten adäquates Angebot an Wohnbauflächen sicherstellen könnten. "Eine einseitige Fokussierung auf die Innenentwicklung, welche den Zugriff auf weitere Entwicklungspotenziale in Ortsrandlagen ausschließt, kann zur Entstehung einseitiger sozialer Strukturen führen", warnt die Nordallianz. Innerörtliche Freiflächen, die in Verbindung mit der freien Landschaft stehen, sollten erhalten werden. In vielen Orten aber böten gerade diese Bereiche die noch einzig verbliebenen Reserven für eine Siedlungsentwicklung. "Der Erhalt von innerörtlichen Freiflächen soll ferner als Ergebnis des Abwägungsgebotes der kommunalen Bauleitplanung gesichert werden und nicht im Zuge einer Direktive der Regionalplanung erfolgen", fordert die Allianz.

Mittelzentrum

Ein Mittelzentrum bezeichnet in der Raumordnung einen zentralen Ort, dessen Bedeutung sich weniger von seiner Größe als nach seiner Infrastruktur ableitet. Als Mindestgröße für die Ausweisung eines Mittelzentrums wird eine Zahl von 35 000 Einwohnern am Ort und in seinem direkten Umkreis (Verflechtungsbereich) angesetzt. Zu dieser Kennzahl kommen allerdings noch weitere Kriterien wie Erreichbarkeit, Ausstattung, Tragfähigkeit des zentralen Orts und ein eindeutig zuzurechnender Einzugsbereich. Mittelzentren dienen als Anlaufpunkt für die Versorgung an Waren, Dienstleistungen und Infrastrukturangeboten. Neben der Grundversorgung umfasst das Angebot der Mittelzentren zum Beispiel unter anderem Fachärzte, Schwimmbäder, weiterführende Schule und Berufsschulen. sz

Öffentlicher Verkehr

Die Kommunen an der Strecke der S 1, also Ober- und Unterschleißheim, Eching und Neufahrn, lehnen das Betriebskonzept einer Express-S-Bahn ab, wenn diese den bisherigen Bahn-Betrieb unterbricht oder gar reduziert. Gleiches gilt für den Ausbau der Bahnanbindung Freising/München bis Zürich, wenn dieser nicht gleich mit dem vom Bundesministerium angekündigten Lärm-Sanierungsprogramm einhergeht. Das wird auch für die Schaffung einer durchgehenden Tangente (Pasinger Kurve) für die Verknüpfung von Augsburg mit dem Flughaften gefordert. Laut Regionalplan soll das ganze S-Bahn-Netz so ertüchtigt werden, dass alle Linien zusammen mit möglichen Express-S-Bahnen mindestens sechs Fahrten pro Stunde aufweisen. Hier verlangt die Nordallianz, Lärmsanierung an den jeweiligen Streckenabschnitten. Der Stadt Garching ist es wichtig, zudem die Tangential-Beziehungen zu stärken, etwa mit dem Bau einer Trambahnlinie im Münchner Norden zur Verknüpfung der U-Bahnlinien U 2 und U 6.

Eching und Neufahrn hoffen darauf, dass die Planungen für einen S-Bahn-Haltepunkt im Gewerbegebiet Eching/Neufahrn wieder aufgenommen werden; Oberschleißheim will einen zweiten S-Bahn-Haltepunkt, der den Transfer für Studenten, Bedienstete der LMU, Mitarbeiter und Kunden der Gewerbegebiete sowie Touristen umweltfreundlich gewährleistet. Unterföhring verlangt, dass mit einem Nordring zwischen Moosach und Johanneskirchen oder Unterföhring das S-Bahn-Netz ergänzt wird. Unverständlich ist der Allianz, dass die Verlängerung der U 6 vom Forschungscampus nach Neufahrn nicht in der Fortschreibung steht, obwohl es eine Machbarkeitsstudie gibt.

Straßenbau

Laut Planungsverband stößt der Bau neuer Straßen an Grenzen, im Regionalplan sind keine Neubauprojekte festgelegt sind. Nach Auffassung der Nordallianz braucht es eine Ergänzung: "Die geplante Ortsumfahrung von Dietersheim ist im Zusammenhang mit der Weiterführung der Westumgehung von Garching nach München zu sehen, um beide Orte vom Durchgangsverkehr zu entlasten." Ausgebaut werden müssten zudem die Knotenpunkte der Autobahnen.

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