Reden wir über:Vier Tage im Bundestag

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Stephan Pauli war beim Planspiel "Jugend und Parlament" dabei

interview Von Christina Jackson

Der Höhenkirchner Stephan Pauli (), 18, ist Mitglied der Jungen Union und hat mit seiner Fraktion bereits einen Gesetzentwurf im Bundestag eingebracht. Seine Legislaturperiode dauerte allerdings nur vier Tage. Pauli nahm am Planspiel "Jugend und Parlament 2015" in Berlin teil. Dabei schlüpfen jedes Jahr etwa 300 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 20 Jahren in die Rolle eines Abgeordneten. Sie durchlaufen in dieser Zeit den gesamten Gesetzgebungsprozess: mit Diskussionen in den Fraktionen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen und Reden vor dem Plenum.

SZ: Glückwunsch! Sie konnten Ihren Entwurf eines Einwanderungsgesetzes im Bundestag durchsetzen. Wie sieht er aus?

Stephan Pauli: Wir haben Prognosen zur Zuwanderung hoch qualifizierter Arbeitskräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern erstellt. Diese bewerteten wir auch im Hinblick auf den demografischen Wandel in Deutschland. Der Entwurf sieht einen Mindestpunkteplan vor, nach dessen Erfüllung eine dreijährige Aufenthaltsgenehmigung erteilt wird. Danach entscheidet ein weiterer Test über die Genehmigung eines unbefristeten Aufenthalts.

Entspricht dieser fiktive Gesetzentwurf Ihrer persönlichen Überzeugung?

Angesichts des demografischen Wandels in Deutschland müssen wir Fachkräften aus dem Ausland die Möglichkeit geben, bei uns zu arbeiten. Leistung soll belohnt und der Weg in Arbeit vereinfacht werden.

Sie sind in Höhenkirchen-Siegertsbrunn Vorstandsmitglied der Jungen Union. Wie unterscheidet sich die politische Arbeit in einer Kommune von der im Bundestag?

Die Instanzen, in denen wir im Bundestag diskutiert und verhandelt haben, sind zahlreich, die Diskussionen oftmals sehr zäh. Ich saß in einer Arbeitsgemeinschaft und war bei den Gesprächen der Fraktionsleiter nicht dabei. Zweimal ist es uns passiert, dass wir eine gemeinsame Linie in der Arbeitsgemeinschaft gefunden hatten, die die Fraktionsleitung nicht teilte. Die Arbeit in einer Gemeinde ist direkter, unmittelbarer.

Empfanden Sie die Arbeit in einer simulierten Bundestagsfraktion als realistisch?

Das war absolut realistisch, bis auf den Zeitrahmen. Bundespolitiker haben deutlich mehr Zeit, um einen Gesetzesentwurf vorzubereiten und zu verteidigen.

Haben Sie eine Rede gehalten?

Nein, das haben die Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft Sprecher übernommen. Aber im Rahmen der vorbereitenden Verhandlungen gab es zahlreiche Gelegenheiten, die rhetorischen Mittel im Gespräch einzuüben. Vieles konnte ich mir auch von anderen Teilnehmern in der Diskussion abgucken. Dabei sind übrigens auch Freundschaften mit JU-Mitgliedern aus ganz Deutschland entstanden.

Gab es viele Zwischenrufe im Plenum?

Es gab wenige kritische Bemerkungen. Ich persönlich habe mich in dieser Hinsicht zurückgehalten, obwohl ich finde, dass sie eine Sitzung beleben. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth hat eine unserer Sitzungen geleitet und die Redner dazu ermutigt, Zwischenrufe zuzulassen. Die Art und Weise, wie sie das gemacht hat, war sehr unterhaltsam und gut.

Sehen wir Sie bald wieder im Bundestag?

Das wird sich in den kommenden zehn Jahren entscheiden. Ich will mich auf jeden Fall weiterhin politisch engagieren. Wenn sich in ferner Zukunft die Möglichkeit ergibt, auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene ein Mandat zu bekommen, dann wäre ich wohl bereit, eins zu übernehmen. Jetzt gehe ich erst einmal nach England und werde danach wahrscheinlich studieren: Politikwissenschaften oder Jura.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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