Realschulpläne im Landkreis:Von Oberhaching lernen

Schule

Schon in fünf Jahren könnten in Oberhaching Realschüler ihre Finger in die Höhe strecken.

(Foto: dpa)

Dass in der Gemeinde im südlichen Landkreis schon in fünf Jahren eine Realschule öffnen könnte, liegt an den idealen Voraussetzungen dort. Trotzdem ist man darüber nicht nur glücklich. In Haar und in Höhenkirchen-Siegertsbrunn stocken dagegen die Planungen.

Von Martin Mühlfenzlund Iris Hilberth, Haar/Oberhaching

Es gibt, sagt Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU), "schönere Aufgaben" für einen Bürgermeister, als Schulen zu bauen. Das sagt einer, der nach langem und zähem Ringen durch den Kreisausschuss den Zuschlag für einen Schulcampus samt Realschule und Fachoberschule bekommen hat. Der Prozess hin zu dieser unter den Fraktionen schließlich einvernehmlichen Lösung, sagt Schelle, sei aber nichts verglichen mit dem, was da auf ihn zukomme.

"Nichts bindet mehr Arbeitskraft als der Bau einer Schule", sagt der Rathauschef. "Das geht über Jahre, du musst die Verwaltung aufstocken, geeignetes Personal finden, was auf dem leer gefegten Markt ein Irrsinn ist Und es kostet natürlich richtig Geld." Warum also tut sich Schelle, warum tut sich die 14 000-Einwohner-Gemeinde den Irrsinn an, zwei neue Schulen zu bauen? "Wir machen das für die Kinder", sagt Schelle. "Auch für unsere 200 Oberhachinger Kinder, die dann auf die Realschule gehen werden."

Die Vorhaben in Höhenkirchen und Haar stocken

Drei neue Realschulen - neben Oberhaching in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Haar - hat der Landkreis seit Montag gewissermaßen in der Pipeline. Hinzu kommen zwei Fachoberschulen, ebenfalls in Oberhaching und Haar, sowie in letzterer die Berufspflegeschule - Schulen, da sind sich die Kreisräte mit den Urhebern des Schulbedarfsplans und auch dem bayerischen Kultusministerium weitestgehend einig, die dringend benötigt werden. Doch gerade die Vorhaben in Haar und Höhenkirchen-Siegertsbrunn stocken.

Ohne geeignetes Grundstück keine neue Bildungseinrichtung. Diese Formel ist relativ einfach - und stellt manche Gemeinden doch vor schier unlösbare Probleme. Deutlich wird dies beim geplanten Schulcampus in Haar. Das Areal nördlich des S-Bahnhofs Gronsdorf, das für Real- und Fachoberschule vorgesehen ist, liegt brach, könnte also bebaut werden. Doch es gehört der Stadt München und auch die letzte Verhandlungsrunde zwischen Landeshauptstadt und Landkreis im April dieses Jahres hat außer positiven Absichtserklärungen noch keinen entscheidenden Durchbruch erbracht.

Hinzu kommt die äußerst problematische Verkehrsanbindung. Ein Gutachten, das das Landratsamt selbst in Auftrag gegeben hatte, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die bestehende Infrastruktur dem prognostizierten Schüleraufkommen - 1750 auf beiden Schulen - nicht gewachsen sein wird. Allein die Fachoberschule samt Pflegeschule mit gut tausend Schülern könne ohne größere Eingriffe verkraftet werden, heißt es in der Expertise.

Ernüchternde Faktenlage

Dass sich der Kreisausschuss nun dafür ausgesprochen hat, in einem ersten Schritt nur die FOS zu errichten und die Realschule zunächst außen vor zu lassen, kann kein Zufall sein, glaubt ein hochrangiger Kreisrat. "Die Realschule wird so schnell nicht kommen. Vielleicht wird sie auch nie gebaut", sagt er. So deutlich hat das bisher noch kein Kommunalpolitiker ausgesprochen. Denn Konsens auf Landkreisebene ist, dass die Realschule im Osten des Landkreises zwingend benötigt wird. "FOS und Berufsschule sind derzeit realisierbar. Die Realschule nicht", stellt Landrat Christoph Göbel (CSU) die aktuelle Faktenlage dar.

Dass die Gemeinde Oberhaching bei der Suche nach einem weiteren Realschul-Standort den Vorzug vor Sauerlach erhalten hat, liegt an den geregelten Grundstücksverhältnissen in der Kommune. Das Areal am Deisenhofener Bahnhof gehört der Gemeinde. Das ist die entscheidende Grundvoraussetzung, um überhaupt eine weiterführende Schule bauen zu dürfen - neben der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, der aussichtsreichen Schülerprognose und natürlich dem Einverständnis des Kultusministeriums.

Oberhaching hat das Glück, in den Sechziger- und Siebzigerjahren seine Ortsentwicklung auf ganz neue Füße gestellt zu haben. Damals gab es Pläne, den Ort - ähnlich der Großen Kreisstadt Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck - in eine riesige Trabantenstadt zu verwandeln. Hoch aufschießende Siedlungen wie in Taufkirchen Am Wald waren geplant, in den Sitzungsunterlagen des Gemeinderats aus dieser Zeit geistern Bevölkerungszahlen von bis zu 60 000 Einwohnern herum. Gerade die Flächen am Deisenhofener Bahnhof hätten massiv bebaut werden sollen. Daraus wurde bekanntlich nichts.

Probeeinschreibung im nächsten Frühjahr

Die Entscheidung von damals erweist sich heute als Segen für den Ort. Und es wird nun ganz schnell gehen: Schon im kommenden Frühjahr wird es eine Probeeinschreibung für die Fachoberschule geben, dann sollen die ersten Vorläuferklassen der Fachoberschule eingerichtet und in Containern unterrichtet werden. Der Weg hin zur Realschule ist ein wenig weiter. Schelle rechnet damit, dass die Schule frühestens in fünf Jahren stehen wird.

Ohnehin müssen Kultus- und Finanzministerium noch zustimmen. Beide Schulen sollen voraussichtlich innerhalb des Zweckverbands Gymnasium Oberhaching errichtet werden, um die Synergien gleich beim Bau zu nutzen. Während die Realschule vom Zweckverband finanziert wird, zahlt die FOS der Kreis. Dann wird die Gemeinde eines der wichtigsten Bildungszentren des Landkreises.

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