Putzbrunn:Jugend sucht Heimat

Lesezeit: 2 min

Weil Treffpunkte für Jugendliche in Putzbrunn fehlen, kommen sie auch schon mal bei den Sportanlagen am Florianseck zusammen. (Foto: Claus Schunk)

Putzbrunns Heranwachsende beschäftigen den Gemeinderat

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Ein wenig resigniert wirkte Stefan Witthauer, als er seinen Bericht dem Putzbrunner Gemeinderat vortrug. Der Offene Treff im Jugendzentrum "Timeout" laufe schleppend, während die jüngeren Kinder regelmäßig an den Aktivitäten teilnehmen würden, sei vor allem die Resonanz der Jugendlichen ab 15 Jahren gering. Und er selbst wegen der hohen Arbeitsbelastung ziemlich urlaubsreif.

Die Räte und Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) zeigten sich einigermaßen konsterniert und versuchten in der folgenden Diskussion zu eruieren, woran es wohl liege, dass die Arbeit des Kreisjugendrings nicht die beabsichtigte Wirkung hat. "Wir haben viel Klientel verloren, weil einige von denen, die regelmäßig ins Timeout gekommen sind, zu alt geworden sind", sagte Witthauer. Außerdem gebe es keine festen Cliquen, sondern nur kleine Gruppen von zwei, maximal drei Jugendlichen, die sich eben lieber in "nicht-pädagogisch betreuter Umgebung treffen wollen", sagt der Sozialpädagoge weiter.

Das alles wäre grundsätzlich kein Problem, wenn sich die Heranwachsenden nicht ersatzweise auf dem Pausenhof der Grundschule oder auf abgesperrten Flächen des Sportzentrums am Florianseck herumtreiben würden. Mit entsprechenden Folgen: "Wir von der Mittagsbetreuung müssen leider feststellen, dass die Jugendlichen alles vermüllen. Kippen, Glasscherben, Abfall", sagte die Grünen-Gemeinderätin Sybille Martinschledde.

CSU-Fraktionschef Eduard Boger berichtete ähnliche Vorgänge vom Florianseck: "Zäune hindern die Jugendlichen nicht, aber man muss sie dafür sensibilisieren, dass eine Umzäunung immer ihren Grund hat." SPD-Rätin Eva-Maria Schlick lenkte die Debatte hin zur möglichen Errichtung eines Jugendpavillons, wie ihn der Rat schon seit Jahren immer wieder diskutiert. "Wenn es einen Treffpunkt gäbe, bräuchten die Kinder nicht an der Schule oder Tankstelle herumhängen." Das sah Alexander Bräuer, Fraktionschef der SPD anders: "Ein Pavillon ist keine Lösung, keiner will den bei sich in der Nähe haben." Und Walter Hois von der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) sagte: "Wir bieten so vieles an, nur für die Jugendlichen nicht." Dem trat der Bürgermeister entschieden entgegen: "Wir machen sehr viel für die Jugend. Seit neun Jahren bemühen wir uns um einen Pavillon, aber dem Gremium fehlt hier der Mut." Immer wenn man sich für einen Standort entschieden hätte, wären Anwohnerproteste gekommen: "Und dann hat der Gemeinderat die Finger davon gelassen", so Klostermeier. "Wenn wir das Projekt Pavillon noch einmal angehen, dann gehe ich den Weg mit."

Josef Jakob von den Freien Wählern wollte dann noch wissen, inwiefern es bei Putzbrunner Teenagern Drogenprobleme gebe. "Es soll hier einen Brennpunkt geben." Jugendarbeiter Witthauer widersprach dem Gerücht nur zögerlich, während Klostermeier deutlicher wurde: "Das kann ich nicht bestätigen. Hier fließen ständig Informationen von der Polizei an uns. Spezielle Brennpunkte sind nicht bekannt."

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: