Putzbrunn:Heimat für Kinder in Not

Das Clemens-Maria-Heim wurde vor 100 Jahren als Auffangstelle für Kriegswaisen gegründet. Heute ist es eine heilpädagogische Einrichtung für junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen

Als das Clemens-Maria-Kinderheim vor 100 Jahren gegründet wurde, galt es, mitten im Ersten Weltkrieg Waisenkinder zu versorgen. Inzwischen hat sich das Kinderheim zu einer heilpädagogischen Einrichtung mit differenzierten Betreuungsformen entwickelt. Es will Stabilität in das Leben von Kindern und Jugendlichen bringen, die sich in schwierigen Situationen befinden. Ihre Geschichten sind ganz unterschiedlich. Manche haben Eltern, die mit Drogen- oder Alkoholsucht kämpfen, andere leiden unter Entwicklungsstörungen. Das Kinderheim will diesen Kindern einen behüteten Ort zum Lernen, Spielen und Heranwachsen bieten.

Die 100-Jahrfeier mit dem Festgottesdienst am Freitag, 14. Oktober, in der Kapelle steht unter dem Motto "Wir bauen aufeinander". Stellvertretende Leiterin Heike Stecher betont das Gemeinsame: "Wir verdanken unseren Mitarbeitern dieses vorhandene Wirgefühl." Ohne deren engagierten Einsatz bei der Betreuung der Kinder wäre man nicht so weit gekommen. Damit meint sie auch die über die Jahre hinweg aufgebauten Angebote des Kinderheims: Heilpädagogische und intensivpädagogische Wohngruppen, eine heilpädagogische Tagesstätte, ein privates Förderzentrum mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung sowie Jugendwohnen und sogenannte Inobhutnahme-Gruppen. Ganz im Sinne des Namensgebers des Heims, Clemens Maria Hofbauer, der bekannt war für sein soziales Engagement und Schulen sowie Waisenhäuser baute.

Die Anfänge des Hauses waren in München. Es hatte seinen Sitz an der Kapuzinerstraße, später an der Perlacher Straße und an der Spixstraße. Erst 1975 kam man nach Putzbrunn. Träger des Clemens-Maria-Kinderheims, kurz CleMaKi, ist seit Anbeginn die Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising.

Im Kinderheim in Putzbrunn werden derzeit 154 Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren betreut. Jeweils neun von ihnen leben gemeinsam in Bungalows mit eigener Küche und einem Wohnzimmer, um soziale Verhaltensweisen einzuüben. Die Zeit des Aufenthaltes variiert je nach Fortschritt des Verhältnisses zwischen dem Kind und seinen Eltern. In manchen Fällen bleiben Jugendliche bis zu ihrem 18. Lebensjahr im Heim.

Abgesehen von den heilpädagogischen Gruppen gibt es die Inobhutnahme-Gruppen, in denen Kinder, die wegen akuter Probleme aus ihren Familien herausgeholt wurden, für eine Dauer von maximal drei Monaten Aufenthalt finden. "Wir arbeiten sehr eng mit den Eltern zusammen, damit die Kinder so schnell wie möglich wieder nach Hause können", sagt Leiterin Sabine Kotrel-Vogel. So kehren nach ihren Angaben mehr als die Hälfte der Kinder wieder zu den Eltern zurück.

Zum Sommerfest im Juli, das bereits unter dem Zeichen des 100-Jahr-Jubiläums stand, kamen auch ehemalige Heimbewohner. "Es war schön zu sehen, wie die inzwischen Erwachsenen ihren Weg gehen und darin erfolgreich sind", sagt Kotrel-Vogel, "das ist das schönste Geschenk." Derzeit leben auch 16 Kinder aus Syrien, Afghanistan, Irak und aus verschiedenen afrikanischen Ländern im Heim, die ohne Eltern aus ihrer Heimat geflüchtet sind. In sogenannten integrativen Gruppen werden die Kinder mit Fluchterfahrung mit anderen Kindern zusammengetan. Denn Integration könne nur "durch einen gemeinsamen Alltag" gelingen, sagt die Kinderheimleiterin. Ganz im Sinne des Mottos: "Wir bauen aufeinander."

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