Putzbrunn:Der richtige Platz fürs Soziale

Der Pulverdampf im Streit um die Flüchtlingsunterkunft in Putzbrunn hat sich verzogen. Nebenan könnten Wohnungen für Senioren und Pflegekräfte entstehen

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Das öffentliche Interesse ist weiterhin vorhanden, wenn auch nicht mehr in jenem Maße, wie das vor zwei Jahren der Fall war. Damals entschloss sich die Mehrheit des Putzbrunner Gemeinderates dazu, einen Bürgerentscheid über die Errichtung eines Asylbewerberwohnheims auf einem Grundstück des Landkreises im Ortsteil Waldkolonie aus formalen Gründen nicht zuzulassen. Rund 120 Zuhörer waren bei der entscheidenden Ratssitzung anwesend. Weil der Beschluss damals vor Gericht nicht standhielt, machten sich die Mandatsträger den Inhalt des Bürgerbegehrens zu eigen und beschlossen, den Rest des 36 000 Quadratmeter großen Grundstücks im Sinne von altersgerechtem Wohnen zu überplanen.

Dazu wurde nun im Bauausschuss des Gemeinderats ein erster Entwurf von Diplom-Ingenieur Christian Schaser vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München vorgestellt. Immerhin ein gutes Dutzend Zuhörer wohnte diesmal noch der Sitzung bei, darunter auch Mitglieder der Bürgerinitiative Putzbrunn-Ottobrunn, die sich damals gegründet hatte, um die Flüchtlingsunterkunft in der Theodor-Heuss-Straße zu verhindern.

Die Zuhörer dürften nun insofern zufrieden sein, dass der Inhalt ihres Bürgerbegehrens offenkundig umgesetzt wird. Der Bauausschuss verabschiedete einstimmig, dass man dem Landkreis vorschlagen wolle, auf dem Grundstück Wohnflächen für Demenzkranke sowie für Pflegekräfte beziehungsweise Angestellte in Mangelberufen zu schaffen. Zudem solle die Verwaltung Gespräche mit der Lebenshilfe Putzbrunn aufnehmen, um herauszufinden, inwieweit für deren Einrichtungen noch Erweiterungsbedarf besteht.

Christian Schaser vom Planungsverband erklärte kurz, dass es städtebaulich für das Gebiet keine Vorgaben gebe, er aber zu einer ähnlichen Bauweise wie in der näheren Umgebung raten würde. "Keine Einfamilienhäuser, sondern eher dichter." Anderes komme ja ohnehin kaum infrage, weil laut Flächennutzungsplan eine soziale Nutzung zwingend vorgeschrieben sei. In diese Richtung argumentierten in der Folge auch mehrere Gemeinderäte, so sagte Eva-Maria Schlick (SPD), dieses Gelände dürfe nicht für "Immobiliengeschäfte" missbraucht werden. Martina Hechl (Gemeinschaft pro Putzbrunn) legte ebenfalls Wert darauf, dass nicht Wohnbebauung, sondern altersgerechtes Wohnen an dieser Stelle vorgesehen sei und man sich auch darauf konzentrieren müsse. Man müsse beachten, dass Pflegekräfte nicht gerne dort wohnen wollten, wo sie arbeiteten. "Die wollen in ihrer Freizeit raus und Abstand gewinnen."

Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) bekräftigte, dass die vorliegenden Vorschläge noch weit von einer konkreten Planung entfernt seien: "Wir müssen uns in Abstimmung mit dem Landkreis, der ja Eigentümer des Grundstückes ist, einer Lösung annähern." Klar sei, dass der Kreis kein Interesse an einer Veräußerung des Areals habe. Eine entsprechende Kaufanfrage Putzbrunns lehnte der Landkreis ab.

Problematisch könnte noch die Erschließung des Gebietes werden, darauf wies neben Planer Schaser auch Josef Jakob (Freie Wähler) hin. Dementsprechend fand sich im Beschlussvorschlag ein entsprechender Passus, wonach die Erschließung vorab zu klären sei. "Sonst macht eine Planung keinen Sinn", sagte Klostermeier.

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