Putzbrunn:Belastete Straßennamen bleiben

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Eine Umbenennung in Putzbrunn ist offensichtlich vom Tisch. Stattdessen sind erklärende Hinweisschilder beabsichtigt.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Die Michael-Haslbeck-Straße kreuzt seit Jahrzehnten mitten in Putzbrunn die Wernher-von-Braun-Straße. Daran wird sich voraussichtlich auch weiterhin nichts ändern. Schon einmal, 1999, setzte sich der Gemeinderat mit einer Umbenennung der Straße auseinander, die nach Bürgermeister Haslbeck benannt ist, der 1935 von den Nationalsozialisten ins Amt gehievt und 1945 von den amerikanischen Besatzern wieder aus selbigem entfernt worden war. Vergebens.

Das bleibt auch nach dem jüngsten Vorstoß so, wie aus einer Beschlussvorlage der Gemeindeverwaltung hervorgeht, über die der Gemeinderat am kommenden Dienstag (28. März, 19.30 Uhr im Bürgerhaus) beraten wird. Das Gleiche gilt für die nach dem umstrittenen Raketenbauingenieur von Braun benannte Straße. In beiden Fällen sollen lediglich Hinweise an den Straßenschildern angebracht werden.

Im Falle der Michael-Haslbeck-Straße sieht der Beschlussvorschlag für die Gemeinderatssitzung am Dienstag vor, dass das bereits existierende Zusatzschild, das am Straßennamen angebracht ist, nur um ein Wort ergänzt wird: "Eingesetzter" Bürgermeister von 1935 bis 1945 soll es darauf künftig heißen, um klarzustellen, dass das damalige Gemeindeoberhaupt nicht demokratisch gewählt, sondern von der NSDAP ernannt worden ist. "Wir werden sehen, wie das dann im Gremium diskutiert wird", sagt Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD).

Kann sein, dass es hoch hergeht

Gut möglich, dass es hoch hergeht, obwohl - das betont Klostermeier - man im Gemeinderat "nicht so unterschiedlicher Meinung" sei. Aber gerade beim zweiten umstrittenen Straßennamen, der Wernher-von-Braun-Straße, gibt es dem Anschein nach differenzierte Sichtweisen. "Wir als Verwaltung haben bei unseren Recherchen herausgefunden, dass man in anderen Kommunen mit Straßen gleichen Namens nicht einheitlich umgegangen ist", sagt der Putzbrunner Rathauschef. So würden einzelne Gemeinden die Auffassung vertreten, von Braun habe nichts von den Kriegsverbrechen der Nazis gewusst - obwohl er als führender Raketenforscher maßgeblich an der Rüstung beteiligt war und für seine Entwicklungen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.

Folgende zwei Möglichkeiten, auf die Vergangenheit von Brauns hinzuweisen, sollen am Dienstag in Putzbrunn diskutiert werden: "Pionier der Raketenforschung - Problematisch sind seine Mitgliedschaft bei der NSDAP und SS, die Beschäftigung von Zwangsarbeiter/innen sowie seine Tätigkeit in der NS-Rüstungsindustrie" sowie "Weltraumpionier, für Verbrechen der Nazi-Diktatur mitverantwortlich". Die Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP) hat zudem noch eine ausführliche Ergänzung zur ersten Variante angeregt.

Der Entwickler der V-2-Angriffswaffe

Man möge zur Person von Brauns noch folgendes ergänzen: "Er war an führender Stelle für die Entwicklung der V2 als Angriffswaffe verantwortlich, mit der englische Städte beschossen und viele Menschen direkt und indirekt getötet wurden."

Bürgermeister Klostermeier ist guter Dinge, dass sein Gremium die richtige Entscheidung trifft: "Das Wesentliche muss auf alle Fälle deutlich werden." Welcher Zusatz am Ende aber auch immer eine Mehrheit findet - der Straßenname wird bleiben. Auch deshalb, weil die Gemeinde Anwohner und Gewerbebetriebe nicht verärgern will. Für diese würde eine Namens- und Adressänderung einen großen bürokratischen Aufwand und Kosten zur Folge haben.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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