SZ-Lesercafé:Warten auf die Ranger - und die Einsicht

Schwarzwaldverein

Mountainbiker fahren im Isartal am liebsten auf unbefestigten Wegen.

(Foto: dpa)

Der Konflikt zwischen Naturschutz und Freizeitsport im Isartal soll durch ein Lenkungskonzept beigelegt werden. Doch Umweltschützer haben Zweifel, dass das funktioniert.

Von Iris Hilberth, Pullach/Grünwald

Post vom Landratsamt hatte Manfred Siering am vergangenen Freitag in seinem Briefkasten. Eigentlich war das Schreiben ein Grund zur Freude für den Naturschützer aus Grünwald. Schließlich teilte der Landrat ihm mit, dass der Kreistag beschlossen habe, einen Gebietsbetreuer für das südliche Isartal zu finanzieren. Der Ranger ist Teil eines Lenkungskonzepts, auf das sich die Naturschützer mit den Mountainbikern im September verständigt hatten. Doch will sich bei Siering kein rechter Jubel einstellen. Denn die Behörde hat eine Hürde vor die Einstellung des Mitarbeiters gesetzt, der sich um den Erhalt des hochwertigen Naturraums am Fluss kümmern soll: das Wörtchen "vorbehaltlich". Erst, so heißt es in dem Schreiben, müsse auch noch die Stadt München mitziehen. Deren Stadtrat will das Thema zwar im ersten Quartal dieses Jahres auf die Tagesordnung setzen, doch Siering ist skeptisch.

Grünwald, Perlacher Hang, Treffen mit Manfred Siering, Bund Naturschutz,

Manfred Siering vom Bund Naturschutz am Perlacher Hang.

(Foto: Angelika Bardehle)

Der Grünwalder kämpft schon lange für den Erhalt der heimischen Biodiversität von Flora und Fauna, vor allem vor seiner Haustür im oberen Isartal. So hat Siering auch an dem Lenkungskonzept "Natur Erholung Isartal" mitgearbeitet, um das Naturschützer und Mountainbiker dreieinhalb Jahre gerungen haben. Am Ende gab es eine gemeinsame Erklärung, um den Schutz des Talraums und seine naturverträgliche Nutzung gleichermaßen möglich zu machen.

Der Konflikt zwischen Naturschutz und Freizeitsport im Isartal könnte eines der Themen beim SZ-Lesercafé am Mittwoch, 21. Februar, in Pullach sein. Auch wenn der jahrelange Streit zwischen den Bikern, die im Laufe der Jahre den Auwald mit Trails durchzogen haben, und den Naturschützern, die die Sportler am liebsten ganz aus dem Isartal verbannt hätten, seit kurzem beigelegt zu sein scheint. Man hat sich auf ein 78 Kilometer langes, beschildertes Routennetz geeinigt, davon 28 Kilometer auf unbefestigten Wegen, auf denen sich die Mountainbiker austoben dürfen. Der Rest soll zurückgebaut werden und fortan tabu sein. Doch bevor das Konzept umgesetzt werden kann, muss erst noch die Projektträgerschaft und die Verkehrssicherungspflicht geklärt werden. Der Isartalverein und die Bayerischen Staatsforsten haben eine Trägerschaft, die für die Unterhaltung der Mountainbike-Routen zuständig wäre, bereits abgelehnt. Jetzt liegt der Ball bei Stadt und Landkreis.

Siering bezweifelt, dass bald etwas vorangeht. Schließlich warten die Naturschützer auch schon vier Jahre darauf, dass der vom Landkreis München bei der Regierung von Oberbayern eingereichte Antrag auf Aufwertung des oberen Isartals von einem Landschaftsschutzgebiet zu einem Naturschutzgebiet bearbeitet wird. Erst kürzlich ließ die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) auf Anfrage der Grünen im Landtag erklären, dass die Bearbeitung solcher Anträge wegen Personalmangels durchschnittlich zwölf Jahre dauere.

Die meisten Mountainbiker sind nicht in Vereinen organisiert

Siering glaubt aber auch, dass die Verzögerung an der ablehnenden Haltung der Gemeinden Grünwald und Schäftlarn liegt. Dort befürchtet man, in der Nutzung des Isartals eingeschränkt zu werden. "Das ist aber Quatsch", sagt der Naturschützer. Schließlich sei weiter südlich im Landkreis Bad-Tölz-Wolfratshausen die Pupplinger Au seit den Siebzigerjahren Naturschutzgebiet. Dort werde weiterhin spazieren gegangen und in der Isar gebadet.

Dass allein durch das neu erarbeitete Lenkungskonzept auch zwischen Schäftlarn und Stadtgrenze alles besser wird, vor allem die Mountainbiker mehr Respekt vor der Natur haben und nur noch auf ausgewiesenen Strecken radeln, bezweifelt er. In den Vereinen gebe es zwar dieses Bewusstsein, doch seien viele Sportler gar nicht dort oder in Verbänden organisiert. "Die kaufen sich ein teures Rad und fahren los", sagt er. Schlingnatter und Kreuzotter blieben da auf der Strecke, die Waldschnepfe werde verscheucht. Die Radler bauten sich Schanzen inmitten der Rückzugsräume der Tiere und erschreckten bei Dunkelheit mit starken Scheinwerfern die nachtaktiven Lebewesen. Gegen diese Leute helfe nur ein kräftige Bußgeld, findet Siering. "Mit 50 Euro ist es da nicht getan."

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