Pullach/Grünwald:Friedensplan für das Flussufer

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Isartalverein will zwischen Radlern und Naturschützern schlichten

Von Jürgen Wolfram, Pullch/Grünwald

Der Isartalverein sieht gute Chancen, Naturschutz und Radsport im Süden von München zu versöhnen. Es zeichne sich ab, dass trotz unterschiedlicher Interessen ein naturverträgliches Mountainbiking im Isartal möglich wäre, heißt es im aktuellen Jahresbericht der 1902 gegründeten Organisation. Alle Diskussionen in den vergangenen Monaten hätten die Bereitschaft beider Seiten erkennen lassen, aufeinander zuzugehen. Ein besserer Schutz der ökologisch sensibelsten Gebiete an der Isar soll unter anderem durch eine Reduzierung des Trail-Netzes für Radler erreicht werden. Zum Ausgleich ist daran gedacht, Ausweichrouten und Trainingsgelände jenseits des Isartals anzubieten. Eine Nutzungstrennung zwischen Radfahrern und Spaziergängern sei an der Isar aus topografischen Gründen nicht möglich. Das Thema wird bei der Jahreshauptversammlung des Isartalvereins am Donnerstag, 17. November, von 18 Uhr an im Künstlerhaus am Lenbachplatz in München eine wichtige Rolle spielen.

Dem sich abzeichnenden Kompromiss liegt das Projekt "Natur-Erholung Isartal im Süden von München" zugrunde, das 2014 mit Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds gestartet wurde und ein "möglichst verträgliches Miteinander von Naturschutz und Erholung" sichern soll. Mit der fachlichen Konzeptionierung und der begleitenden Öffentlichkeitsarbeit ist das Institut für Umweltplanung und Raumentwicklung beauftragt. "Erwartungen und Handlungsdruck sind sehr hoch", weiß man beim Isartalverein. Ein Abgleich von naturschutzfachlich besonders wertvollen Räumen mit den favorisierten Wegen der Mountainbiker bei mehreren Ortsterminen mündeten in den Vorschlag, verschiedene Rückzugs- und Erholungszonen auszuweisen, durch die keine Mountainbike-Routen mehr führen sollen. Zugleich wurde versucht, an beiden Ufern möglichst durchgängige Strecken zu konstruieren. "Das Projekt kann jedoch nur erfolgreich sein, wenn sich alle Seiten damit abfinden, dass sie Abstriche machen müssen und nur einen Teil ihrer Wunschvorstellungen durchsetzen können", sagt Christine Kammermeier, Ausschussmitglied im Isartalverein.

Ähnlich bedeutsam wie die Umsetzung eines "Lenkungskonzeptes" für die Isar zwischen dem Tierpark Hellabrunn und der 18 Kilometer entfernten Dürnsteiner Brücke bei Kloster Schäftlarn sind für den Isartalverein jene Maßnahmen, die sich aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ergeben. Diese fordert, bis 2027 alle Flüsse in einen "guten ökologischen Zustand" zu versetzen. Für den Isar-Abschnitt zwischen der Einmündung der Loisach bei Wolfratshausen und dem Oberföhringer Wehr soll das Ziel schon bis 2021 erreicht werden. 2013 noch wurde der Zustand der Isar hier als "mäßig" eingestuft. Flussregulierungen im 20. Jahrhundert hätten die Isar strukturell verarmen lassen, Habitate, die den Fischen als Lebensraum dienten, seien seither verschwunden. Seit Anfang der Neunzigerjahre wird intensiv gegengesteuert, etwa durch die Schaffung von Fischunterständen und Laichplätzen. Weitere Maßnahmen sollen folgen.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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