Pullacher Ortsentwicklung:Geht nicht gibt's nicht

Pullacher Ortsentwicklung: Der Zug ist noch lange nicht abgefahren: Wenn es nach dem Pullacher Gemeinderat geht, soll trotz aller Schwierigkeiten eine Tieferlegung der Bahngleise geprüft werden, welche die Gemeinde durchschneiden.

Der Zug ist noch lange nicht abgefahren: Wenn es nach dem Pullacher Gemeinderat geht, soll trotz aller Schwierigkeiten eine Tieferlegung der Bahngleise geprüft werden, welche die Gemeinde durchschneiden.

(Foto: Claus Schunk)

In der Diskussion um die Ortsentwicklungsplanung zwingt der Pullacher Gemeinderat den beauftragten Architekten, eine Tieferlegung der S-Bahn sowie eine Brücke für Fußgänger und Radler über die Isar ins Auge zu fassen. Als Alternative soll auch eine Seilbahn geprüft werden

Von Michael Morosow, Pullach

Bahngleise verlaufen wie eine Trennlinie durch den Ort, wann der letzte Spion das Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) verlassen wird und die Mauern darum verschwinden werden, weiß keiner im Pullacher Rathaus und im Westen der Gemeinde wirkt die Isar wie ein Sperrriegel - die Voraussetzungen für einen seriösen, weitblickenden Ortsentwicklungsplan (OEP) könnten kaum schwieriger sein. Doch trotz aller Unwägbarkeiten wollen Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) und der Gemeinderat möglichst schnell wichtige Pflöcke einschlagen und dem im Vorjahr gefassten Beschluss der Leitlinien und Prioritäten erste Handlungsschritte folgen lassen.

Wie groß der Gesprächsbedarf zu den Zukunftsfragen der Gemeinde ist, erwies sich am Dienstagabend in der Sitzung des Gemeinderates. Die Beratungen zum zweiten Teil des OEP, dem Handlungsfeld "Freiflächen und Umwelt", mussten zu später Stunde auf die Augustsitzung verschoben werden, zu sehr beschäftigten Verkehrsfragen das Gremium. Dabei zeigte sich, dass der Gemeinderat zwei seiner Visionen nicht aus den Augen verlieren will: Tieferlegung der S-Bahn im Bereich des Ortskerns sowie Fuß- und Radwegeverbindung über die Isar nach Grünwald. Tenor vieler Wortmeldungen dazu: "Geht nicht gibt's nicht." Beide Vorhaben hat Architekt Christian Ufer vom Planungsbüro Terrabiota aufgrund der als gering erachteten Wahrscheinlichkeit einer baldigen Umsetzung unter "Priorität 3" aufgelistet, fast trotzig wurden beide von mehreren Gremiumsmitgliedern wieder in den Fokus gerückt.

"Nicht, dass Sie glauben, ich hätte was getrunken", leitete Andreas Most (CSU) einen Aufsehen erregenden Vorschlag ein: eine Seilbahnverbindung zwischen Pullach und Grünwald anstelle der bereits öfters diskutierten Fuß- und Radwegebrücke über die Isar, mit der sich auch Studenten der TU München schon seit geraumer Zeit beschäftigen. Auf der Expo Hannover und in Kitzbühel hätte sich die Seilbahn-Variante bereits bewährt, "für Pullach wäre das auch eine Attraktion", sagte Most. Sein Vorschlag, diese Alternative zu prüfen, wurde mit großer Mehrheit angenommen. Der Landkreis prüfe bereits eine Seilbahnverbindung zwischen Oberhaching und Neuried, sagte Bürgermeisterin Tausendfreund. Das dickste Brett, das zur Optimierung des Verkehrsflusses gebohrt werden soll, ist aber zweifellos eine lange gewünschte Tieferlegung der S-Bahn im Ortskern. Vom Planungsbüro Terrabiota "auf Grundlage der bisherigen unrealistischen Realisierungschancen" zur Zurückstellung empfohlen, nahm die Diskussion darüber den breitesten Raum ein. "Die Tieferlegung erscheint uns als Jahrhundert-Projekt, sagte Architekt Christian Ufer. "Die Tieferlegung ist die einzige Chance, dass die Ortsmitte überlebt, ansonsten machen wir den ganzen Ort kaputt", erklärte dagegen Angelika Metz (WIP) und schlug vor, die Handlungsempfehlung des Architekten zu ändern und als Planungsziel auszugeben: "Eine Tieferlegung der S-Bahn im Ortskern wird mittelfristig angestrebt." Ihr Vorschlag wurde mit 17 zu zwei Stimmen angenommen. Auch Walter Mayer (CSU) plädierte dafür, "mit allem Nachdruck eine Tieferlegung anzustreben".

Mit dem Beschluss kommt der Gemeinderat auch einem Pullacher Bürger ein wenig entgegen, der in einem Schreiben an die Gemeinde beantragt hatte, die Tieferlegung als Leitziel in den OEP aufzunehmen. Was die Gemeinden Ismaning und Unterföhring geschafft hätten, sollte auch die wohlhabende Gemeinde Pullach schaffen, schrieb der Bürger: eine "neue, noch positivere, Identität" durch diese Maßnahme. Agenda-Sprecher Bert Eisel meldete sich zu Wort und sagte, Pullach sei durch die Bahnlinie nur bedingt entwicklungsfähig. Nur mit einer Verbesserung der Taktzeiten sei nicht viel zu erreichen. Hierfür zeichnen sich aber laut Peter Kotzur, dem Leiter der Bautechnikabteilung, Lösungen ab. Die Bahn wolle durch den Einsatz einer neuen Signaltechnik die Schließzeiten der Bahnübergänge in Pullach verkürzen.

Die Zukunft des BND-Geländes, das immerhin ein Zehntel der Gesamtfläche der Gemeinde einnimmt, war nur kurz Thema der Sitzung. Man solle erst tiefer einsteigen, wenn es aktuell wird, sagte Reinhard Vennekold (WIP). Laut Architekt Ufer soll die Machbarkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre untersucht werden.

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