Pullach:Universal-Lebensretter

Pullach Ärzte Partnergemeinde Ukraine Apotheke

Ärzte aus der Pullacher Partnergemeinde Baryschiwka besuchen eine Apotheke.

(Foto: oh)

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Partnerschaft schenkt die Gemeinde Pullach ihren ukrainischen Freunden für deren Klinik ein Notfallgerät

Von Konstantin Kaip, Pullach

Im Gegensatz zu den Tagen, die die Delegation aus Baryschiwka im Sommer anlässlich des 25-jährigen Bestehens der ukrainisch-bayerischen Gemeindepartnerschaft in Pullach verbracht hat, durchlebt die kleine ukrainische Gruppe, die noch bis kommenden Mittwoch in Pullach weilt, keine Vergnügungsreise. Die vier ukrainischen Ärzte, die bei Pullacher Gastfamilien untergekommen sind, haben ein volles Programm: Am Dienstag besuchten sie die Pullacher Schubert-Apotheke, wo ihnen Apotheker Axel Schwarz erklärte, was in Deutschland mit einem Rezept geschieht, bis der Patient sein Medikament bekommt. Außerdem besuchten sie die Praxis des Gynäkologen Martin Schuster. Nach der Einführung werden sie in den kommenden Tagen den medizinischen Alltag in Deutschland kennenlernen: Alle vier Ärzte werden in Krankenhäusern - im Klinikum Dritter Orden, Großhadern, Harlaching, Maria Martha und Agatharied - jeweils einen Tag auf der Station ihres jeweiligen Fachgebietes hospitieren.

"Das ist ein richtiger Arbeitsaufenthalt", sagt Otto Horak, der Vorsitzende des Pullacher Partnerschaftsvereins, und fügt hinzu: "So soll es ja auch sein." Denn es war der ausdrückliche Wunsch der Ärzte, auf ihrer Reise nach Pullach möglichst viel über die Arbeit ihrer deutschen Kollegen zu lernen. Um die Hospitanzen hat sich Barbara Kammerer-Fischer gekümmert, die normalerweise beim Partnerschaftsverein für den Jugendaustausch zuständig ist. Viele Krankenhäuser habe sie einfach "blind angeschreiben", erzählt die Kinderkrankenschwester, begeistert von der "großen Bereitschaft" der Häuser, die ukrainischen Kollegen einen Tag lang mitlaufen, an Visiten und Operationen teilhaben zu lassen.

Die Kurzpraktika der Ärzte sind dennoch nur das Rahmenprogramm ihres Besuchs. Denn die Gruppe um den Leiter des Klinikums in Baryschiwka, Chefarzt Volodymyr Ryabyk, ist gekommen, um sich ihr Geschenk zum 25-jährigen Bestehen der Gemeindepartnerschaft abzuholen: ein Multifunktionsgerät zur Notfallversorgung und Therapie, das Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund am Dienstag übergeben hat.

Das sogenannte Lifepak beherrscht zahlreiche Funktionen, unter anderem kann es als professioneller Defibrillator genutzt werden und EKGs schreiben. Es ist ein Wunsch-Geschenk. Anlässlich des Jubiläums habe er sich mit dem Vorsitzenden des ukrainischen Partnerschaftsvereins, Boris Skyrok, zusammengesetzt und gefragt, was die Partnergemeinde wirklich brauchen könne, erzählt Horak. Schließlich herrsche in vielen Lebensbereichen Not in Baryschiwka, "da wäre es Blödsinn, ein Bild oder so was zu schenken".

Das Lifepak konnte der Zweite Kommandant der Pullacher Feuerwehr, Harald Stoiber, beschaffen, der auch im Rettungsdienst fährt und Kontakte zu zahlreichen Krankenhäusern hat. Er konnte das gewünschte Multifunktionsgerät schließlich gebraucht, aber voll funktionstüchtig für 5000 Euro auftreiben. Neue Geräte dieser Art kosten nach Angaben von Bürgermeisterin Tausendfreund zwischen 30 000 und 40 000 Euro.

Damit die Ärzte das Gerät richtig nutzen können, gibt es am Freitag für sie noch eine Schulung an einer speziellen Puppe, bei der "die Gäste im Umgang geprüft werden", wie Horak erklärt. "Wir hätten das Geschenk schon zu unserem Besuch in Baryschiwka im August mitnehmen können", sagt Horak. "Aber dann hätte es keiner richtig bedienen können." So bekommen die ukrainischen Ärzte nicht nur ein nützliches Geschenk inklusive praktischer Einweisung, sondern auch noch spannende Einblicke in deutschen Krankenhäuser - und ein klein wenig Gaudi. Denn trotz des umfangreichen medizinischen Programms, verrät Horak, ist mit den Gästen auch ein Besuch im Hofbräuhaus geplant.

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