Pullach:Übers Smartphone die Natur erleben

Umweltpädagogen lernen den Umgang mit Neuen Medien

Von Johanna Mayerhofer, Pullach

Ein gewohntes Bild am Morgen: Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule, Ausbildung oder Arbeit, vornübergebeugt, den Blick starr auf ihren Smartphone-Bildschirm gerichtet, das Geschehen um sie herum völlig ausgeblendet. Neue Medien sind im Leben von Heranwachsenden nicht mehr wegzudenken - das wissen auch Pädagogen, die täglich mit Jugendlichen arbeiten. Diese Tatsache nehmen sich 60 Teilnehmer der Tagung "Natur 2.0 - Natur und Medien" in der Burg Schwaneck in Pullach zu Herzen. Als Umweltpädagogen, Mitarbeiter der Kinder- und Jugendarbeit oder Lehrkräfte informieren sie sich zwei Tage lang über die Chancen und Einsatzmöglichkeiten von Neuen Medien in ihrer Arbeit - und diskutieren die Frage: Sind Medien und Natur im Spannungsverhältnis oder kann man sie füreinander nutzen?

"Wir möchten zum Nachdenken anregen in Bezug auf die Digitalisierung und den Wandel in der Gesellschaft", sagt Anke Schlehufer, Leiterin des Naturerlebniszentrums Burg Schwaneck. Die Tagung ist ein gemeinsames Projekt des Naturerlebniszentrums, des Vereins Ökoprojekt MobilSpiel und der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bayern. Zwanzig Referenten aus ganz Deutschland werden den Teilnehmern an den zwei Tagen in Vorträgen, Diskussionen und Workshops ihre Erfahrungen aus der Umweltpädagogik und den Einsatz Neuer Medien weitergeben.

Unterstützung bekommen die Organisatoren der Tagung von der Politik. Christoph Goppel vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz betont die Allgegenwärtigkeit und damit die Relevanz der Neuen Medien: "Wir dürfen uns den neuen Entwicklungen nicht verschließen und müssen neue partizipative Lernformen unter Einsatz der neuen technischen Möglichkeiten entwickeln." Auch Landrat Christoph Göbel weiß: "Um die Neuen Medien kommen wir nicht mehr herum." Er sei vor allem gespannt, wie die Teilnehmer die Frage, ob sich Natur und Technik ergänzen oder widersprechen, nach den zwei Tagen für sich beantworten können.

Marion Loewenfeld, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bayern sieht die Neuen Medien vor allem als Chance für die Vernetzung und Neuorganisation in der pädagogischen Arbeit. Die Tagung soll ihrer Meinung nach vor allem das Technikdefizit seitens der Teilnehmer ausgleichen: "Umweltpädagogen sind nicht genug medienaffin und wissen nicht, wie sie Neue Medien nutzen können." Auch Schlehufer weiß um das oft mangelnde Technikverständnis: "Es muss ein Dialog zwischen den Generationen stattfinden." Radiobeiträge und Blogartikel zum Thema Umwelt und Natur erstellen, einen Film über das eigene Erklimmen eines Baumes für Facebook gestalten - bei Workshops am Nachmittag werden die Pädagogen selbst aktiv und lernen die verschiedenen praktischen Möglichkeiten kennen, wie Naturerlebnisse bei den oft mediengesteuerten Kindern wieder reizvoll werden können. Für die teilnehmenden Pädagogen ist die Tagung in Pullach vor allem eine Bereicherung für ihren Arbeitsalltag: "Ich möchte mir neue Impulse für meine Arbeit in der Umweltstation Kloster Ensdorf holen", sagt Ute Meindl-Kett. "Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen für meinen Job", ergänzt Marco Fischer, Mitarbeiter im Jugendforum Erlangen, "ich möchte mit der Zeit gehen und erfahren, wie ich die Jugendlichen mit neuer Technik anlocken kann."

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