Pullach:Transformationen in Raum und Bild

Ein Architekturbüro wird zur Galerie: Sandra Holzmann und Alwin Hoefelmayr zeigen in Pullach für eine Woche ihre Werke.

Von Laura Zwerger, Pullach

Farbfelder von Rot, Orange und Pink verschwimmen, fließen in Linien ineinander, um sich dann wieder in Punkten zu verlieren. "Die Farben sollen den Betrachter erreichen und in ihm Gefühle auslösen - ohne, dass es genau geplant ist", sagt Alwin Hoefelmayr. Er ist Künstler und Architekt und stellt zusammen mit der Therapeutin und Künstlerin Sandra Holzmann in einer gemeinsamen Ausstellung etwa 90 Werke vor. "Unsere Arbeiten unterscheiden sich dabei stark", sagt Hoefelmayr. "Sie arbeitet mehr mit Farben, ich hingegen mit Formen."

Gut eine Woche, vom 11. bis 17. Juni, hängen die Bilder in dem dafür umgestalteten Architekturbüro von Hoefelmayr und seiner Frau. Zirkel und Stifte sind in den Schränken verschwunden und vor die Regale wurden weiße Planen auf Dachlatten gespannt, um einen ruhigen Hintergrund für die Bilder zu schaffen. Betritt man die Ausstellung in dem hellen Holzhaus, dann fängt zuerst eines der farbenfrohen Bilder von Sandra Holzmann die Aufmerksamkeit ein, das - ihrer künstlerischen Handschrift entsprechend - verschiedene Farbakzente auf einer Leinwand vereint. Sie selbst kann am Tag vor der Vernissage nicht anwesend sein, Hoefelmayr kennt jedoch die Vorgehensweise der befreundeten Künstlerin: "Es ist eine Arbeitsweise, die nicht geplant ist, sondern im Prozess entsteht", erklärt er. Und genau so frei, wie die Kunst entsteht, so offen zeigt sie sich dann auch dem Betrachter gegenüber. "Es ist eine gegenstandsfreie Malerei, die immer zulässt, dass jeder etwas anderes darin sieht", sagt Hoefelmayr.

Pullach: "Man geht mit offenen Augen durch die Welt, tappt aber doch im Dunkeln". Alwin Hoefelmayr in seinem zur Galerie umgewandelten Architekturbüro.

"Man geht mit offenen Augen durch die Welt, tappt aber doch im Dunkeln". Alwin Hoefelmayr in seinem zur Galerie umgewandelten Architekturbüro.

(Foto: Schunk)

Die Form tritt in den Vordergrund

Seine eigenen Bilder sind in diesem Punkt den Werken von Holzmann ähnlich, eine individuelle Interpretation sei stets gewünscht. Ansonsten unterscheiden sich die Arbeiten der beiden Künstler aber bedeutend, in Hoefelmayrs Bildern stellen prägnante Formen die eher unaufdringlichen Farbmuster in den Hintergrund. "Ich benutze viel schwarz-weiß-Töne, beinahe grafisch", sagt er. "Wenn die Form in den Vordergrund tritt, dann gehen die Farben automatisch zurück." Und seine Formen haben die Aufmerksamkeit verdient: Ein stürzender Engel, der Tanz eines Nachtfalters oder ein Mensch in embryonaler Stellung - womöglich sterbend oder gerade neu geboren. Alles Darstellungen einer Transformation - dem Grundgedanken seiner Werke: "Mir geht es darum, wie sich die Dinge verändern", sagt Hoefelmayr. "Überall, wo man hinschaut, verändert sich etwas." Durch seinen Beruf als Architekt bekomme er die Veränderungen von Geschaffenem oft vor Augen geführt, er schaue deshalb genauer hin, was er sieht. "Und dann zeichne und male ich, um zu verstehen", sagt der 64-Jährige. "So nähert man sich dem Thema von verschiedenen Seiten." Diese Sichtweise von verschiedenen Seiten spiegeln sich auch in den vollendeten Werken wieder, wenn Figuren in großen Kugeln ständig durcheinander wirbeln, den Einflüssen von außen ausgesetzt - so wie es seines Empfinden nach auch im Leben sei: "Man bewegt und dreht sich andauernd", erklärt er. "Dabei muss man aber auch vorwärts kommen."

Offene Augen, dunkle Welt

Viele der Werke Hoefelmayrs haben eine kritische Ausstrahlung, so auch die Porträts alter Herren, die skeptisch in den Raum blicken. Dabei erweckt einer der Köpfe den Anschein, den Betrachter direkt zu visieren, wiederum ein anderes Porträt zeigt einen Mann mit Augenbinde. "Er ist im Dunklen und tastet sich an das ganze Geschehen nun heran", sagt der Künstler. Diese Interpretationen sind jedoch nur seine eigenen Ansichten. "Jeder hat eine eigene Historie und sieht demnach etwas anderes darin", sagt er. Die Augenbinde verkörpere für ihn jedoch auch einen Prozess, den er selbst an jedem Tag erlebt: "Ich bekomme meine Inspiration aus dem täglichen Zeitung lesen oder Fernsehschauen", erklärt Hoefelmayr. "Man geht dabei zwar mit offenen Augen durch die Welt - man kann aber nie alles sehen und tappt doch im Dunklen."

Pullach: Ihre farbintensiven Werke lösen nicht zuletzt durch ihre Gegenstandsfreiheit bei den Betrachtern unterschiedliche Gefühle aus: Sandra Holzmann.

Ihre farbintensiven Werke lösen nicht zuletzt durch ihre Gegenstandsfreiheit bei den Betrachtern unterschiedliche Gefühle aus: Sandra Holzmann.

(Foto: Claus Schunk)

Die Ausstellung dauert von 11. bis 17. Juni, das Architekturbüro Hein-Hoefelmayr, Wettersteinstraße 6, in Pullach ist geöffnet von 9 bis 18 Uhr.

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