Pullach:Teurer Teer

Pullach: Altlasten in Asphalt und Boden verzögern den Ausbau der Habenschadenstraße (hier noch als Allee vor den Fällungen im Februar).

Altlasten in Asphalt und Boden verzögern den Ausbau der Habenschadenstraße (hier noch als Allee vor den Fällungen im Februar).

(Foto: Stephan Rumpf)

Hiobsbotschaft in Pullach: Der Asphalt der Habenschadenstraße und das darunterliegende Erdreich sind erheblich belastet. Die Beseitigung erschwert und verteuert den Ausbau. Die Kommune trägt die Kosten

Von Konstantin Kaip, Pullach

Der Ausbau der Habenschadenstraße zwischen der Jaiserstraße und dem Josef-Breher-Platz wird teurer und dauert länger als ursprünglich vorgesehen. Verantwortlich dafür sind erhebliche Belastungen mit Teer, die im Asphalt und auch im darunterliegenden Kiesbett festgestellt wurden. "Das stellt uns vor extreme Entsorgungsschwierigkeiten", sagte Peter Kotzur, Leiter der Abteilung Bautechnik der Kommune, im Pullacher Gemeinderat. Wie Kotzur dem Gremium berichtete, wurden im Zuge der Planung für den Straßenausbau Bodenproben genommen. Diese hätten nicht nur ergeben, dass der Asphalt des Straßenabschnitts "sehr stark mit Teer verunreinigt ist". Die hohe Belastung mit Schadstoffen wie krebserregenden polycyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) finde sich auch in dem Unterbau der Straße - teilweise in einer Tiefe von bis zu 1,50 Metern, wie Kotzur erklärte. Nachdem erste Analysen des Unterbodens eine "extreme Belastung" ergeben hätten, habe die Ingenieursgesellschaft weitere Proben entnommen, welche die hohen Belastungswerte bestätigt hätten.

Wie Kotzur darlegte, muss zunächst der Asphalt des Abschnitts abgetragen, von Spezialfahrzeugen abtransportiert, aufbereitet und entsorgt werden. Danach müsse man den verseuchten Unterboden abtragen und den Kies lagern. Weitere Analysen müssten dann zeigen, ob dieser gereinigt und erneut verfüllt werden könne oder aber aufwendig entsorgt werden müsse. "Das klingt teuer und ist auch sehr zeitintensiv", verkündete Kotzur die Hiobsbotschaft. Insgesamt verursachen die entdeckten Altlasten nach der Schätzung der Verwaltung Mehrkosten von 340 000 Euro für die Gemeinde und ihre am Ausbau beteiligten Gesellschaften VBS und IEP.

Nach dem vom Gemeinderat einstimmig bewilligten Vorschlag Kotzurs übernimmt die Kommune den Löwenanteil von 200 000 Euro und kommt für Abbau und Entsorgung der Asphaltdecke sowie für den Aushub des Bodens bis zu einer Tiefe von 50 Zentimetern auf. Die Abtragung tieferer Schichten sollen die gemeindeeigenen Gesellschaften VBS und IEP, die in der Straße Wasserleitungen, Regenwasserkanal und Fernwärmeleitungen verlegen, anteilig übernehmen. Die kommunale Geothermiegesellschaft IEP trage den bislang errechneten Anteil von 40 000 Euro an den Mehrkosten bei der Verlegung der Fernwärmeleitungen, sagte Kotzur. Sollte sich die Summe im Zuge der Untersuchungen erhöhen, übernimmt die Gemeinde laut Beschluss den Rest, damit der Netzausbau in der Straße für das Energieunternehmen wirtschaftlich tragbar bleibt.

Mit dem zusätzlichen Aufwand ändert sich auch der Ablauf des Straßenausbaus. Dieser soll laut Kotzur nun nicht mehr wie geplant in einem Aufwasch erfolgen, sondern in zwei Abschnitten: Heuer sollen nur die Wasserleitungen und der neue Regenwasserkanal von der UWS verlegt werden. Zum Jahresende soll der Straßenabschnitt dann provisorisch mit Asphalt versiegelt werden. 2016 soll die IEP die Fernwärmeleitungen verlegen, danach erst erhält die Straße ihre endgültige Fahrbahn. "Unterm Strich bleibt für uns mehr Arbeit und für Sie mehr Geld", sagte Kotzur.

Auf die Frage der Gemeinderäte, woher die Altlasten im Boden stammten, konnte Kotzur nur Vermutungen anstellen. So eine Belastung habe man bisher im Gemeindebereich noch nirgends vorgefunden, sagte er. Weil der Abschnitt aber auch der einzige sei, unter dem eine Industriewasserleitung verlaufe - errichtet von den Peroxidwerken und heute vom Nachfolger United Initiators genutzt - könne sie wohl mit deren Verlegung zusammenhängen. "Teer hat man bis in die Fünfziger-, Sechzigerjahre verwendet", sagte Kotzur. Man habe wohl bei der Verlegung der Rohre einen "fundamentalen Fehler gemacht" und die Teeraufschüttungen wieder mit Erdreich verfüllt. Im Bereich der Gehwege, wo die Gemeinde im Februar für den Straßenausbau beidseitig die Linden der ehemaligen Allee abholzen ließ, wurden laut Kotzur keine Belastungen im Boden festgestellt. Unter den Wurzeln habe man lediglich alte Kabel gefunden, sagte er. "Aber das ist eine andere Geschichte."

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