Kultur in Pullach:"Nicht nur für Superchristen"

Die Wanderausstellung "Expedition Bibel" entführt mit Düften und anderen sinnlichen Eindrücken in die Welt des Volkes Israel.

Von Melanie Artinger, Pullach

Ein Beduinenzelt voller Düfte - Weihrauch und Myrrhe, aber auch Mastix und Kassia - schon nach nur einem Schritt findet sich der Besucher nicht mehr im Pfarrsaal der Heilig-Geist-Kirche in Pullach, sondern taucht ab in eine fremde Welt. Ein Kind zerreibt Minze aus einer Tonschale zwischen den Fingern und riecht daran. Das ist hier nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.

Mehr als 80 000 Menschen haben die Ausstellung schon gesehen

"Entdeckungsreise mit allen Sinnen", lautet das Motto der Ausstellung "Expedition Bibel", die die gemeinsamen Wurzeln der drei monotheistischen Weltreligionen erfahrbar machen will. Bereits seit vierzehn Jahren reisen elf baugleiche Versionen der Ausstellung des Bibelwerks Linz durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auch in Jerusalem war die Ausstellung schon zu sehen. Mehr als 800 000 Besucher haben sich in dieser Zeit auf Entdeckungsreise begeben.

In Pullach sind bereits 30 Schulklassen, fünf Kindergartengruppen und einige Erwachsenengruppen für einen Vormittagsbesuch angemeldet, Termine für Gruppen sind in den kommenden zwei Wochen nur noch wenige frei. Nachmittags ist die Ausstellung für das Publikum geöffnet.

Das Tolle an der Ausstellung ist, dass "man keine Führung braucht. Sie erklärt sich selbst", findet Pfarrer Wolfgang Fluck. "Man bleibt stehen, berührt Ausstellungsgegenstände und lässt sich berühren". Dabei ist die Ausstellung nicht nur etwas für "Superchristen" sagt die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Christine Salfer, sondern auch für jene, die sich für den kulturgeschichtlichen Hintergrund interessieren. Schließlich prägt die Bibel seit fast 2000 Jahren das Denken der Welt.

Von landestypischen Holzarten über jüdische Kultgegenstände bis zum Bibelquiz

In der Mitte des Pfarrgemeindesaals sind Tafeln aufgebaut. Auf der oberen Hälfte erfahren Erwachsene mehr über die Sitten und Gebräuche des Volkes Israel. Auf der unteren Hälfte führt die Ziege Ezi die Kinder durch die Ausstellung. Anders als im Museum werden hier neben dem Betrachten der Exponate auch andere Sinne angesprochen. Eine junge Familie lässt die ausgestellten Getreidesorten durch die Finger rieseln. Der Älteste untersucht währenddessen die Maserung der landestypischen Holzarten Feige, Zeder oder Lorbeerbaum. Neben Tierfellen sind auch jüdische Kultgegenstände zu finden. Eine Station zeigt eine große Torarolle, einen Chanukka-Leuchter und eine Kippa.

Neben dem großen Beduinenzelt sitzt die neunjährige Salome aus Großhesselohe und ritzt mit großem Eifer ihren Namen in eine Wachstafel. Auf Griechisch, denn schließlich ist das die Sprache des Neuen Testaments. Darin wird überliefert, wie ihre Namenspatronin die Kreuzigung Jesu erlebte. Weiter hinten sitzen drei Jungen vor einem Computerbildschirm und grübeln über die kniffeligen Fragen eines Bibelquiz.

Ein Pullacher hat eine Bibel von 1662 beigesteuert

Daneben findet sich ein Tisch mit verschiedenen Bibelausgaben, darunter auch solche in hebräischer oder griechischer Sprache sowie in Braille-Schrift. Die älteste Bibel im Pfarrsaal ist jedoch nicht üblicher Bestandteil der Ausstellung: Ein Pullacher Bürger hat das in Leder gebundene Werk aus dem Jahr 1662 für die zwei Wochen zur Verfügung gestellt.

Überhaupt haben die Pullacher an der Gestaltung der Ausstellung intensiv mitgewirkt, mehr als vierzig ehrenamtliche Helfer sind daran beteiligt. Eine Station weiter sieht man Figuren, die die Heilung des Gelähmten darstellen. Auch sie sind normalerweise nicht Teil der Ausstellung. Hergestellt wurden sie in Handarbeit von Schwester Maurilla vom Haus Betanien in Pullach. Auch an dieser Station stehen Kinder, bestaunen die Szene, nehmen eine der Figuren und spielen mit ihr. "Wo dürfen Kinder das schon", freut sich Pfarrer Fluck.

Nicht nur die Kinder sind von der Ausstellung begeistert. Abgerundet wird sie durch ein biblisches Geschmackserlebnis: Datteln und Brotsorten wie Feigenbrot oder das Brot der Witwe in Zarpat stehen auf einem Buffet bereit.

Die Ausstellung "Expedition Bibel" ist noch bis zum 28. Februar im Pfarrsaal der Heilig-Geist-Kirche, Parkstraße 11a, zu sehen.

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