Pfarrer Martin Zöbeley bewahrt in seinem Keller edle Weine für besondere Momente auf. Am Sonntag brachte er zwei Flaschen zu den Besuchern seiner Jakobuskirche in Pullach. Der Grund: Zöbeley braucht dringend Geld. Insgesamt sind es rund 81 000 Euro. Sie sollen in die Sanierung des Kirchendachs fließen. Zudem klagen die Mitarbeiter im Pfarrbüro und Mesnerhaus über Kälte und Feuchtigkeit. Die Gebäude müssen energetisch saniert werden. Deshalb erinnerte sich Zöbeley an die Schätze seines Kellers und beförderte einen Grand Vin de Château Latour aus dem Jahr 1975 sowie einen Château Lafite-Rothschild aus dem Jahr 1973 zutage. Sie wurden jetzt zugunsten der Dachsanierung versteigert.
Armin Grübl, der die Auktion moderierte, betonte den hohen Wert der edlen Tropfen. "Externe Bieter würden diese Weine für jeweils 600 Euro kaufen." Ein Hinweis, der die Auktion nur zögerlich in Gang setzte. Eine Pullacher Familie zeigte Interesse an dem Weinkonvolut und machte ein Angebot, das Pfarrer Zöbeley nicht ausschlagen konnte. 1000 Euro kamen dadurch in die Kasse, die bereits durch zahlreiche Spendenveranstaltungen gut gefüllt ist. Trotzdem will Zöbeley weitersammeln. "Bei meiner Recherche zu den Kosten der Sanierung kam heraus, dass wir wohl mindestens mit 100 000 Euro rechnen sollten." Auf die Hilfe durch die Gemeinde und die Kirche ist er auch angewiesen.
Der Pfarrer hatte den Wein in jungen Jahren gekauft
Seit Mai hängt eine Art Spendenbarometer im Eingang zur Jakobuskirche. Es zeigt eine Zeichnung des Kirchendachs. Jene Dachziegeln, die durch Spenden bereits abgezahlt sind, hat der Pfarrer rot angemalt, die übrigen weißen sind noch nicht finanziert. Laut Zöbeleys Rechnung entspricht auf dieser Skizze der Wert eines Ziegels 300 Euro. Lediglich eine Reihe ist noch weiß. Den Wein, der am Sonntag zur Versteigerung angeboten wurde, hatte der Pullacher Geistliche in jungen Jahren in München gekauft. "Damals wollte ich unbedingt ein Teil der Weinkennerszene sein." Eine Haltung, die ihn heute eher amüsiert. "Dahinter verbirgt sich oft eine Einstellung, die suggeriert, man gehöre einem exklusiven Kreis an. Das ist mir jetzt völlig fremd."
Mittlerweile verbindet der Pfarrer mit dem Wein neben dem sinnlichen Genuss vor allen Dingen Gemeinschaft und Zusammenhalt. "Es ist ja auch der Kelch, der die Gemeinschaft symbolisiert." Ein Aspekt, der auch bei einer anderen Aktion in der Gemeinde eine Rolle spielte. Kürzlich verschickten Zöbeleys Mitarbeiter 2000 Teile eines Puzzles, das in Gänze die Jakobuskirche zeigt, an alle Gemeindemitglieder Pullachs. Diese Post enthielt auch die Bitte, die einzelnen Teile an das Pfarrbüro zurück zu senden. Damit wollte Zöbeley sehen, wie stark der Zusammenhalt der Gläubigen im Ort ist.
Noch haben nicht alle die Puzzleteile zurückgeschickt
Noch sind es nur Fragmente, die ebenfalls in der Jakobuskirche vom Puzzlebild zu sehen sind. Doch der Pfarrer ist zuversichtlich: "Wir werden mit der Ergänzung der einzelnen Teile noch sehr viel weiter kommen." Ein zweites Puzzlespiel mit nur 200 Teilen, aber demselben Motiv versteigerte Zöbeley für 60 Euro. Daneben fanden die Bilder der jüngsten Gemeindemitglieder reißenden Absatz.
In einem Malwettbewerb hatten die Kinder ihre Version der perfekten Jakobuskirche gezeichnet. Dabei kamen auch ausgefallene Wünsche zu Papier. Ein Kind zum Beispiel ergänzte das Pullacher Gotteshaus um einen großen Swimmingpool mit Rasenfläche und Sonnenliegen. Die kreativen Ideen sorgten jedenfalls für einen guten Umsatz. 200 Euro kamen durch den Verkauf der Kunstwerke aus Kinderhand zusammen.