Pullach:"Ein Püppchen hätte hier keine Chance"

Pullach: Als Bauhofleiterin ist Sylvia Schwaab die Chefin von 18 Männern. Wenn sie dazu kommt, packt sie gerne selbst mit an. "Ich hab schon noch dreckige Hände", sagt die gelernte Gärtnermeisterin.

Als Bauhofleiterin ist Sylvia Schwaab die Chefin von 18 Männern. Wenn sie dazu kommt, packt sie gerne selbst mit an. "Ich hab schon noch dreckige Hände", sagt die gelernte Gärtnermeisterin.

(Foto: Claus Schunk)

Sylvia Schwaab leitet den Pullacher Bauhof. Sie ist die einzige Frau in dieser Position im Landkreis München.

Von Johanna Lehn, Pullach

Sitzt sie am Steuer des großen Gelenksteigers, äußern die Herren der Schöpfung schon einmal ihre Zweifel. Doch sobald Sylvia Schwaab das große Gefährt in eine enge Parklücke gezwängt hat, wird aus Murren schnell Respekt. Seit Januar dieses Jahres ist Schwab die Leiterin des Bauhofs in Pullach - und damit die einzige Frau im gesamten Landkreis München in diesem Amt.

15 Jahre lang war sie zuvor die stellvertretende Bauhofleiterin. Als der Chefposten frei wurde, bewarb sie sich darauf und setzte sich gegen ihre Mitbewerber durch. Mehr Verwaltungsarbeit, E-Mails und Telefonate bestimmen ihren neuen Alltag, und sie muss mehr Entscheidungen treffen. Denn Schwab ist jetzt die Chefin von 18 Mitarbeitern, alles Männer. Sie setzt sie an Beeten und Maschinen ein, auf ihrem eigenen Plan hingegen steht jetzt eine Ortsbegehung statt der Bepflanzung.

Die händische Arbeit vermisst die gelernte Gärtnermeisterin schon, ihren Entschluss bereut sie jedoch nicht. Und wenn es zeitlich passt, lässt sie sich die Mitarbeit an den Beeten, die momentan wieder bepflanzt werden, nicht nehmen. "Ich hab' schon noch dreckige Hände", sagt Schwaab.

Keine Sprüche von den Jungs

Von ihren "eigenen Jungs" muss sich die Bauhofleiterin keine Sprüche anhören oder gegen Klischees kämpfen. Im Team herrscht gegenseitiger Respekt, die Mitarbeiter kennen sich schon lange. Auch ihre Erfahrungen, die sie aus ihrer früheren Tätigkeit in Garten- und Landschaftsbaufirmen mitbringt, verschaffen ihr die nötige Achtung.

Ganz vorurteilsfrei kann sie ihrer Arbeit allerdings doch nicht nachgehen, wie Schwaab anhand einer Anekdote zeigt: In der Urlaubszeit wischt sie die Tische im Pausenraum ab, als ein Vertreter mit der Frage hereinkommt: "Is koana da?" Ob sie keiner sei, denkt sie sich und fragt, wen er denn suche. Als der Vertreter den Bauhofleiter zu sprechen wünscht und offenbar einen Mann erwartet, stellt Schwaab sich vor - und setzt den Besucher vor die Tür. Er wollte schließlich einen Mann sprechen.

Solch ein beherztes Auftreten sei nötig in diesem Beruf. "Ein Püppchen hätte hier keine Chance", sagt Schwaab, "wo die Fingernägel die richtige Länge und die richtige Farbe haben müssen." Ein einziges Privileg genießt die Bauhofleiterin aber doch: ihren eigenen Umkleideraum.

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