Pullach:Ein Coach hilft bei der Wohnungssuche

Die Gemeinde Pullach richtet mit Hilfe der Arbeiterwohlfahrt eine eigene Obdachlosenberatung ein. Bisher gibt es dieses Angebot im Landkreis nur in Planegg, Gräfelfing und Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Von Melanie Artinger, Pullach

Hochschwanger stand die junge Frau vor dem Rathaus, sie war plötzlich obdachlos geworden. Nun lebt sie mit ihren fünf Monate alten Zwillingen im Pullacher Gemeindewohnheim. Eine eigene Wohnung zu finden, das schafft sie aus eigener Kraft nicht. Die neue Obdachlosenberatung, welche die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) einrichtet, soll ihr nun dabei helfen.

Immer mehr Menschen können sich das Wohnen im Landkreis München nicht mehr leisten, bezahlbarer Wohnraum wird knapp. Mietschulden, Zwangsräumungen, Eigenbedarfskündigungen, Burn-out oder eine Trennung sind häufige Gründe für den Verlust von Wohnraum. Um Betroffene wieder in die eigene Wohnung und ein von Normalität geprägtes soziales Umfeld zurückzuführen, hat der Gemeinderat einstimmig die Einrichtung einer Obdachlosenberatung beschlossen.

Gemeinsam mit der jungen Mutter leben derzeit eine weitere Frau und fünf Männer in der Pullacher Obdachlosenunterkunft. Ihre Beratung übernimmt ein Sozialpädagoge der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt. Für das verbleibende Jahr stellte der Gemeinderat dafür etwa 17 000 Euro zur Verfügung. Nur in den Gemeinden Planegg, Gräfelfing und Höhenkirchen-Siegertsbrunn gibt es bereits eine solche Einrichtung im Landkreis. Im vergangenen Jahr konnte die Awo mit dem Programm, das es seit 2009 gibt, 47 Menschen im Landkreis erfolgreich wieder in 26 eigene Haushalte zurückführen. Denn auch viele Kinder seien von Obdachlosigkeit betroffen, sagt Stefan Wallner, Chef der Wohnungsnotfallhilfe des Awo-Kreisverbandes München-Land.

Besonders wichtig ist laut Jana Fröhlich, in der Gemeindeverwaltung zuständig für das Wohnungswesen, dass die Beratung am Ort stattfindet. Bisher hat Fröhlich darüberhinaus auch noch die Obdachlosen in der Unterkunft unterstützt. Denn oftmals schafften es Betroffene aus eigener Kraft nicht mehr, auf ein Amt zu gehen oder einen Termin wahrzunehmen.

Zweimal in der Woche kommt deshalb von Anfang April an ein Sozialpädagoge für fünf Stunden in die Unterkunft. Dies ermöglicht in intensiver Beziehungsarbeit die Ursachen der Obdachlosigkeit anzugehen. Der Beratungsbedarf sei sehr individuell. Von der Überweisung über das Aufstellen eines Haushaltsplans bis zur Erstellung einer Bewerbungsmappe für die Wohnungssuche fällt alles in den Aufgabenbereich des Sozialpädagogen. Es gebe Menschen, bei denen müsse man diese Fähigkeiten nur wieder wecken, sagt Wallner. Unter all dem Gram seien sie zugedeckt. "Hilfe zur Selbsthilfe" nennt Wallner das. "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen dann wieder anders im Leben stehen. Oft stigmatisieren sich Betroffene selbst. Entscheidend ist deshalb, ihnen in kleinen Motivationsschritten wieder das nötige Selbstbewusstsein zu vermitteln." Das bedarf langer pädagogischer Arbeit. Haben Betroffene eine Wohnung gefunden, können sie weiter Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen.

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