Pullach:Container oder Module hinter der Mäuseburg

Die Gemeinde setzt auf dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen. Einige sollen nun an der Margarethenstraße wohnen

Von Melanie Artinger, Pullach

Bis Ende des Jahres muss die Gemeinde Pullach 242 Asylsuchende unterbringen. Dieser Quote ist sie nun deutlich näher gekommen. Neben 30 anerkannten Flüchtlingen leben nun 72 Asylbewerber und rund 100 minderjährige Flüchtlinge in Pullach. Die fehlenden gut 40 Plätze sollen kurzfristig durch temporäre Unterkünfte bereit gestellt werden. Der bestehende Gemeinderatsbeschluss sieht dafür zwei Grundstücke vor: die Polizeiwiese an der Margarethenstraße und die Grundelbergwiese. Am Dienstag beauftragte der Gemeinderat die Münchner Architektin Sandra Krinner mit der baulichen Umsetzung der Unterkunft an der Margarethenstraße hinter der Kinderkrippe Mäuseburg.

Die Maßnahme an der Grundelbergwiese hingegen stellte der Gemeinderat einstimmig und auf unbestimmte Zeit zurück. Zu klären bleibt, wie die Unterbringung weiterer 100 Asylbewerber gestaltet werden soll, wenn die jugendlichen Bewohner der Burg Schwaneck Mitte nächsten Jahres Pullach verlassen. Der Beschluss aus der Sondersitzung Anfang Februar sieht dafür die Errichtung von Feel-Home-Häusern auf dem Grundstück der Heilmannstraße 53/55 vor. Fraglich ist jedoch, ob die Jugendlichen dort überhaupt einziehen können. Da es bisher keinen Investor für das Vorhaben gibt, wurde eine weitere Entscheidung vertagt. Johannes Burges (FDP) warnte in diesem Zusammenhang vor einem Schnellschuss und plädierte für eine "vernünftige Planung" auf dem Grundstück. Natürlich müsse man bei einem Projekt für langfristigen Wohnungsbau Geld in die Hand nehmen, doch diese Ausgaben würden sich durch Mieteinnahmen auch wieder amortisieren.

Nach Einschätzung von Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) würde die Errichtung dauerhafter Wohnungen auf dem Grundstück rund ein Dreivierteljahr länger in Anspruch nehmen als die Errichtung von Feel-Home-Häusern. Die Unterkunft an der Margarethenstraße soll bis Dezember fertig sein. Untersucht wird die Errichtung einer eingeschossigen Containeranlage gegenüber der Unterbringung in sogenannten Mobilheimen. Als Alternative dazu sei auch Modulares Wohnen möglich. Für Andreas Most (CSU) bleiben für diesen Standort lediglich noch Detailfragen zu klären, wie zum Beispiel die Ausrichtung der Unterkünfte nach Westen, weg von der BND-Mauer. Holger Ptacek (SPD) steht dem Standort hingegen kritischer gegenüber, da dadurch die Freiflächen der Kinderkrippe stark eingeschränkt werden. Gegen insgesamt fünf Stimmen aus der SPD-Fraktion sowie der Grünen-Gemeinderäte Marianne Stöhr und Lutz Schonert wurde die weitere Planung des Standorts an der Margarethenstraße in Auftrag gegeben.

Auf der Grundelbergwiese wäre mit der Fertigstellung einer Unterkunft nicht vor Juli 2017 zu rechnen. Dies ist vor allem auf die notwendigen und aufwendigen naturschutzfachlichen Gutachten zurückzuführen, da es sich bei der Grundelbergwiese um ein Biotop handelt, in dem auch Rote-Liste-Arten heimisch sind. Dieser Umstand zieht auch einen hohen Kostenaufwand nach sich, da für die vorgesehenen Eingriffe in das Biotop Ausgleichsflächen bereitzustellen wären.

Darüber hinaus sei die Erteilung einer Baugenehmigung unwahrscheinlich, solange die Gemeinde über bebaubare Alternativflächen verfügt, sagte Peter Kotzur von der Rathausveraltung. Arnulf Mallach (SPD) argumentierte daher, dass alle Fakten, die bisher auf den Tisch gekommen sind, "doch glasklar gegen dieses Grundstück sprechen". Einen Architekten zu beauftragen, wäre daher "rausgeschmissenes Geld". Cornelia Zechmeister (Wir in Pullach, WIP) räumte ein, dass eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge wünschenswert sei. "Wenn wir nicht mehr unter Zeitdruck stehen, können wir uns noch weiter Gedanken machen", resümierte Zechmeister. Nach einer Sitzungspause stellte CSU-Fraktionssprecher Most aufgrund der in der Sitzung vorgelegten Zahlen den Antrag, die Beschlussfassung über die Grundelbergwiese auf unbestimmte Zeit zurückzustellen. Dieser wurde einstimmig angenommen.

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