Pullach:Chancen und Grenzen der Bürgerbeteiligung

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Christiane Thalgott neben SPD-Gemeinderat Holger Ptacek bei dem Vortragsabend in Pullach. (Foto: Angelika Bardehle)

Die ehemalige Münchner Stadtbaurätin Christine Thalgott erläutert in Pullach den Weg zu einem Ortsentwicklungsplan

Von Konstantin Kaip, Pullach

Ein Ortsentwicklungsplan ist ein Prozess, und Pullach steht noch ganz am Anfang. Um ihn in Gang zu bringen, braucht es Zahlen, mit denen man arbeiten kann und die richtige Kommunikation. Das hat Christine Thalgott den Bürgern und Gemeinderäten am Donnerstag im Bürgerhaus klar gemacht. Auf Einladung der örtlichen SPD erläuterte die ehemalige Stadtbaurätin Münchens und langjährige Präsidentin der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, wie der Prozess für einen Ortsentwicklungsplan (OEP), den der Gemeinderat kürzlich beschlossen hat, funktionieren kann.

Thalgott aber kam erst zu Wort, nachdem die Bürger lange über eine mögliche Bebauung der Seitnerfelder und über die Herausforderungen wie Schwimmbadneubau, Grundschulerweiterung und Immobilienpreise diskutiert hatten. Sie forderten verlässliche Zahlen, um zu klären, was in der räumlich stark begrenzten Gemeinde tatsächlich notwendig ist. Thalgott erklärte ihnen schließlich, dass man Fakten und Zukunftsprognosen zusammentragen müsse, um einen Ortsentwicklungsplan zu starten. Das gelte für die Grundschule, aber auch mit Blick auf die Altersstruktur. Bereits heute müsse man sich fragen, wie die Betreuung und Versorgung der Ältesten in 30 Jahren organisiert werden könne. Rechtzeitig reagieren müsse man auch auf Veränderungen der Mobilität, Entwicklungen im Einzelhandel und in der Arbeitswelt. Gut vorbereiten müsse sich die Gemeinde auch auf die Umwandlung des frei werdenden Teils des BND-Geländes, dem für die künftige Ortsentwicklung wohl wichtigsten Areal.

Der richtige Partner für den OEP müsse auch Kompetenzen in Sachen Bürgerbeteiligung haben. Noch bevor man öffentlich Standortfragen diskutiere, müsse die Grundsatzfrage geklärt werden, wie wichtig das Projekt sei. Sonst werde man immer auf großen Widerstand stoßen, besonders von den betroffenen Nachbarn. Ein Ortsentwicklungsplan gelinge daher nur mit der richtigen Kommunikation, erklärte Thalgott. Zugleich müsse klar gemacht werden, dass Bürgerbeteiligung kein Wunschkonzert sei, und dass am Ende die gewählten Gemeinde-Vertreter die Entscheidung träfen. Die könnten nicht zu guten Ergebnissen kommen, wenn alle "karierte Maiglöckchen wollen".

Die Gemeinde habe sich bereits darauf verständigt, bei der Auswahl des Planungsbüros eine gute Bürgerbeteiligung ins Zentrum zu stellen, berichtete SPD-Gemeinderat Arnulf Mallach. Im Publikum war man mit dem skizzierten Weg zufrieden , äußerte jedoch Zweifel, ob der Prozess eines OEP die Planungen für die Grundschule verzögern oder gar auf Eis legen könnte. Nein, sagte Gemeinderat Holger Ptacek: Denn anders als etwa bei Sportstätten habe die Kommune die Verpflichtung, adäquate Räumlichkeiten für Schule und Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen. Um eine Schulerweiterung komme man also nicht herum. Sein Fraktionskollege Odilo Helmerich erinnerte daran, dass die Standortfrage noch offen sei.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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