Klimaschutz:Aufgesattelt!

Klimaschutz: Auch mehrere Bürgermeister, darunter die Pullacher Rathauschefin Susanna Tausendfreund, waren beim Auftakt dabei.

Auch mehrere Bürgermeister, darunter die Pullacher Rathauschefin Susanna Tausendfreund, waren beim Auftakt dabei.

(Foto: Claus Schunk)

In diesem Jahr machen noch mehr Landkreisbürger bei der Aktion Stadtradeln mit. Bei der Auftaktveranstaltung in Pullach wird deutlich: Es geht natürlich um Klimaschutz - und die eigene Vorbildfunktion.

Von Trang Dang, Pullach

Zumindest zum Start der neuen Saison haben sich die Hoffnungen der mit Helmen und atmungsaktiven Klamotten bestückten Teilnehmer auf etwas Sonne und trockene Straßen erfüllt - und das ist in diesem bisher eher verunglückten Sommer mehr, als sie erwarten konnten. Beste Bedingungen als zum Auftakt der beliebten Aktion Stadtradeln des Landkreises in Pullach, zu der sich in diesem Jahr bisher 204 Teams und 1827 Radler aus 22 Kommunen angemeldet haben.

204 Teams und 1827 Radler aus 22 Kommunen haben sich angemeldet

Das haben sie freilich nicht allein der Auszeichnungen und Preise wegen getan, die ihnen für gute Platzierungen winken. Vielmehr stecken hinter der Teilnahme soziales Engagement für die eigene Kommune. Und sie wollen den Fokus der Gesellschaft auf den Klimaschutz richten und mit gutem Beispiel vorangehen - oder besser gesagt: voranradeln.

Hoch motiviert mit Holland-Rad und California Cruiser standen etwa Charlotte Lederer, 27, und Johanna Zeitler, 25, vom Verein Pullacher Madln bereit. Die Vereinsvorsitzende Charlotte Lederer sagte beim Start in Pullach, sie habe sich kürzlich sogar eigens ein Regencape besorgt. Einen zusätzlichen zeitliche Aufwand für das Stadtradeln fürchten die beiden Madeln nicht: Das seien ja nur "Extra-Kilometer" auf Strecken, die sie ohnehin zurücklegen müssten - und schließlich würden sie so etwas Gutes für die Umwelt tun. Gut möglich, sagten Lederer und Zeitler, dass ihr Verein in der nächsten Zeit mit dem Radl auch Ausflüge in benachbarte Gemeinden unternimmt, nach Schäftlarn zum Beispiel. Vom Kirchplatz Pullach zur Abtei Schäftlarn, erzählten beide mit einem Blick auf die Karte, seien es etwa elf Kilometer. Addierten sie das zu den Strecken, die sie fahren "müssen", "läppert sich schon was zusammen".

Klimaschutz: Zum Stadtradeln zeigten die Pullacher Kunstradfahrer ihr Können.

Zum Stadtradeln zeigten die Pullacher Kunstradfahrer ihr Können.

(Foto: Claus Schunk)

Auch viele Kommunalpolitiker radeln mit

Dass der Auftakt zur Aktion Stadtradeln in Pullach stattfand ist keine große Überraschung. Hier amtiert schließlich seit der letzten Kommunalwahl die bisher einzige grüne Bürgermeisterin in einer Kommune des Landkreises - und Susanna Tausendfreund ist begeisterte Radfahrerin. Und glücklich darüber, dass auch die Werbung der Gemeinde für das Stadtradeln Früchte getragen habe.

Wirklich vorbildlich präsentierten sich an diesem Samstag viele Bürgermeister und Gemeinderäte der teilnehmenden Kommunen: Mit dabei waren unter anderem Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander in voller Radmontur und auch Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair schwang sich in den Sattel. Aus dem Pullacher Rathaus war freilich auch Ralph Baasch als Organisator mit dabei, ebenso Andreas Most, der Vorsitzende des Vereins "Pullach aktiv".

Das Stadtradeln hat mittlerweile einen hilfreichen Bekanntheitsgrad erreicht. Emanuel Kittlaus von der Jugendeinrichtung Freiraum Zwei in Pullach wollte es sich freilich auch nicht nehmen lassen, ein gutes Vorbild abzugeben. Er könne mindestes 60 Kilometer durch Fahrten zum Starnberger See beitragen, sagte er, hinzu kämen dann noch die Strecken in die Arbeit. Er sei auch für alle wettertechnischen Kapriolen gerüstet und habe stets Ersatzkleidung dabei.

Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Beitrag zur Aktion Stadtradeln zu leisten: im Team, als einsamer Radler, in der Freizeit und auf dem Weg in die Arbeit. Die Pullacher Madeln radeln lieber als Verein; Sozialpädagoge Kittlaus hat sogar mit Kollegen ein Großteam gegründet. Gewissermaßen die "Schulpädagogen-Mannschaft".

Bis Mitte Juli radeln die Bürger im Landkreis um die Wette

Wie viele Kilometer in diesem Jahr zusammen kommen, wird sich zeigen. Bis Mitte Juli radeln Kommunalpolitiker und Bürger im Landkreis um die Wette. 793 402 Kilometer legten die Radler im Landkreis im vergangenen Jahr zurück - in Pullach waren es 23 279 Kilometer. Und so hofft Ralph Baasch wieder auf ein "fünfstelliges Ergebnis, oder mehr".

Dabei helfen wird sicher der diesjährige Pullacher "Stadtradler-Star" Bodo Haacke. Der Saunameister im Freizeitbad hat sogar seine Autoschlüssel im Umweltamt der Gemeinde abgegeben - und dafür einen Radcomputer erhalten, der ihm bei der Dokumentation seiner Aktivitäten helfen soll. Als eines der jüngsten Teams gehen Florian Leeb, 18, und Verena Peterreins, 17, von der Jungen Union Pullach in diesem Jahr an den Start. Abiturient Leeb, der sich intensiv mit dem Klimawandel beschäftigt, sagte, auch und gerade die Jüngeren müssten ihren Beitrag leisten. Hürden seien dazu da, genommen zu werden.

Als Samstagmittag die acht Stadtradel-Delegationen der teilnehmenden Landkreiskommunen am Gemeindezentrum ankamen, waren die Radparkplätze überfüllt. Das lag freilich am festlichen Rahmenprogramm. Passenderweise fand am Wochenende das deutsch- französischen Freundschaftsfest statt. Zudem luden die zahlreichen Gartenflohmärkte Fußgänger und Radfahrer zum Bummeln ein.

Das Stadtradeln ist heute eine echte Klimaschutzbewegung

Gesprächsthema Nummer eins unter den Radlern war aber freilich das Stadtradeln selbst - und die Ziele, die sich jeder gesteckt hat. Eines hat die Aktion selbst schon erreicht: Nach Angaben von Anne Kösler, Projektverantwortliche des Landratsamtes Münchens, sei die Teilnehmerzahl noch einmal leicht angestiegen. Was 2008 in Nürnberg als Kampagne begann, ist heute eine angesehene Klimaschutzbewegung, die noch dazu viel Spaß macht.

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