Prozess um ermordeten Manager:"Die Familie hatte Angst vor ihm"

Im Mordfall Dirk P. belastet ein Schwager den Angeklagten. Dieser soll bereits 2006 von seinen Mordplänen erzählt haben.

Christian Rost

Der Mann, der den Manager Dirk P. erschossen haben soll, um an dessen Audi A8 zu kommen, nimmt die Anwürfe gelassen hin. Am Montag sagte im Prozess gegen den wegen Mordes Angeklagten Rainer H. dessen Schwager aus.

Poschinger Mord

"Er hatte schon immer etwas Überhebliches." Mit seiner Aussage belastet ein Schwager den Angeklagten sehr.

(Foto: dapd)

Als der 33-jährige Informatiker der Schwurgerichtskammer am Münchner Landgericht die Angst der Familie vor dem Hausmeister beschreibt, dass man sogar damit gerechnet habe, H. werde eines Tages mit einer Waffe vor der Tür stehen und jemanden "ausschalten", da schmunzelt H. Und lässt den Kopf auf den Schultern hin und her rollen.

Die Lockerungsübung ist ein Tick des Angeklagten. Vielleicht will er damit seine innere Anspannung überspielen und demonstrieren, wie gelassen er den Prozess gegen sich sieht. Immer wieder stuppst er auch seinen vor ihm sitzenden Verteidiger Christian Finke an, um ihm etwas zuzuraunen, begleitet von einem verächtlichen Lächeln. Diese Art, sich weit über den Dingen zu wähnen, störte auch den Schwager. "Er hatte schon immer etwas Überhebliches, Herablassendes. Er wollte einem die Welt erklären."

Eine dieser Ausführungen betraf das Kapitel: Wie werde ich reich? Da erzählte der 40-jährige H. im Jahr 2006 seiner Schwiegermutter, man müsse sich nur mit der Russenmafia zusammentun, um den Verkäufer eines hochwertigen Autos auszunehmen und umzubringen. Zwei Jahre später legte er seiner Frau Sandra einen solchen Wahnsinnsplan dar, den er mutmaßlich am 14. Januar dieses Jahres bei Dirk P. umgesetzt hat.

Rainer H. hatte seiner Frau bei einem Spaziergang gesagt, man müsse einen Autoverkäufer bei einer Probefahrt auf eine Landstraße locken, ihn erschießen und in Leichensäcken wegschaffen. Man könne das auch zehn Mal machen. Sandra H. informierte ihren Bruder über diesen Plan, und nicht zuletzt auf Druck von Christian K. ging sie zur Polizei.

Doch bei der Kripo nahm man die Frau nicht ernst, auch ihre Aussage, wonach ihr Mann Waffen in einer Garage horte und die Familie Angst vor ihm habe, glaubte man nicht. Am Dienstag wird ein Kripobeamter aus Fürstenfeldbruck vor dem Schwurgericht eine Erklärung dazu finden müssen.

Der Schwager hatte H. schon längere Zeit als kriminell unter Verdacht. Als vor Jahren ein Betrugsfall bei Ebay aufflog und die Polizei auch gegen den Hausmeister ermittelte, schrieb Christian K. die Namen aller Verdächtigen auf. "Der Einzige, der alle kannte, war Rainer", fand der Schwager heraus.

Im Mordfall Dirk P. ist es nun ähnlich: Von der Tatwaffe über die Leichensäcke, in die das Opfer eingewickelt wurde, bis zu den vorangegangenen Telefonaten mit dem Manager - der Einzige, der überall Spuren hinterließ, war Rainer H.

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