Preis der Musikschulen:Kurze Beine, große Oper

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Die neunjährigen Adrian Kleemann und Felix Lohmann aus Unterschleißheim überzeugten als virtuoses Klavierduo die Jury und gewannen einen zweiten Preis (Foto: Claus Schunk)

17 Ensembles schaffen es beim ersten Musikschulpreis im Landkreis München ins Finale nach Taufkirchen. Dort zeigen die jungen Talente in den Kategorien "Ensembles bis Nonett" und "Orchester/Big Bands/Chöre" ihr Können

Von Laura Zwerger, Taufkirchen

Der dünne Holzstab trommelt immer schneller auf das Blech, das sich unter den Schlägen langsam krümmt. Die ersten Beulen formen sich in die Dose; und das Publikum grölt. Bei dem Musikschulpreis im Landkreis München, der am Freitag im Kultur- und Kongresszentrum Taufkirchen verliehen worden ist, haben Schüler der lokalen Musikschulen mit unterschiedlichsten Aufführungen überzeugt - von Pop bis Jazz und Klassik war viel geboten.

Die Stiftung der Kreissparkasse für den Landkreis München hat in diesem Jahr erstmalig zu ihrem zehnjährigen Bestehen den Preis ausgerufen, an dem alle Musikschulen im Landkreis teilnehmen konnten. Insgesamt war der Preis mit 43 100 Euro dotiert, das Geld wird unter allen teilnehmenden Schulen und den Preisträgern aufgeteilt. Wer letzten Endes im Finale in Taufkirchen auf der Bühne stand, das hat eine professionelle unabhängige Jury in den vergangenen Monaten entschieden. Neben Bianca Bodalia, der Vorsitzenden der Jury und Professorin für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater München, haben unter anderem auch Eckart Rohlfs, Gründer des Wettbewerbes "Jugend musiziert", sowie weitere Experten aus der Musikbranche die Fähigkeiten der jungen Talente bewertet. Dafür sind die Juroren an die Musikschulen im Münchner Umland gereist und haben bereits dort die besten der jeweiligen Schulen für das Finale ausgewählt. "Es war ein Mammutprojekt", so Bodalia. "Ich hatte bei der Idee aber sofort das Gefühl, dass etwas Schönes und Sinnvolles dabei entstehen kann."

Am Freitag sind dann insgesamt 17 Musikgruppen aus neun der 16 Schulen im Landkreis in den beiden Kategorien "Ensembles bis Nonett" und "Orchester/Big Bands/Chöre" in Taufkirchen beim Finale gegeneinander angetreten. Vergeben werden, sollten jeweils ein erster und ein zweiter Platz - viele der Musiker haben allerdings so eine überzeugende Performance an diesem Finalabend geliefert, dass die Jury in jeder Kategorie zwei Preise für den ersten sowie für den zweiten Platz vergeben hat. "Wir waren alle einer Meinung, das ist nicht immer so", unterstreicht Bodalia die Qualität der Vorführungen bei der Preisverleihung.

In der ersten Kategorie, "Ensembles bis Nonett", haben die Geschwister Kainz der Musikschule Sauerlach-Brunnthal für ihr Hackbrettduett von Georg Friedrich Telemann den ersten Platz erhalten, ebenso wie das Saxofon-Quartett der Musikschule Gräfelfing, die mit dem Premier Quatuor Opus 53 von Jean Baptiste Singelée begeistert haben. Die beiden zweiten Plätze der Kategorie gingen an zwei Klavierduos, die aus besonders jungen Künstlern bestanden und bei denen teils der ein oder andere Fuß den Boden vom Klavierhocker aus noch nicht so ganz erreichen wollte: Eine Gavotte von Giuseppe Galluzzi, gespielt von den beiden neunjährigen Adrian Kleemann und Felix Lohmann aus Unterschleißheim, sowie das bekannte Stück "Cantina Band" aus "Star Wars" von dem Komponisten John Williams, welches das Klavierduo Steinborn aus Sauerlach-Brunnthal vortrug, führte ihre sehr jungen Interpreten auf den jeweils zweiten Platz.

In der Kategorie der größeren Gruppierungen, den Orchestern, Big Bands und Chören, hat der stimmgewaltige Opernausschnitt aus der italienischen Oper "Der Liebestrank" von Donizetti, den der Projektchor "Stimmpfeffer" der Musikschule Grünwald vorgetragen hat, die Jury besonders überzeugt und dem Ensemble den ersten Platz eingebracht. Gerade die junge Sopranistin Nina Ertl hat neben ihrer Stimme auch mit ihrer ausdrucksstarken Mimik und Gestik überzeugt - lächelte sie in einem Moment noch leicht süffisant über das Geschwätz ihrer Hofdamen, so schmettert sie im nächsten Moment entschlossen und mit starker Stimme ihre Gedanken in den Saal hinaus.

Neben der Opernaufführung wurde auch ein zweites Stück mit dem ersten Platz in der Kategorie ausgezeichnet: Ein Medley aus dem Musical "Spring Awakening" von Ducan Sheik, gesungen von den "Independent women" aus Grünwald. Mit tollen Solo-Passagen und viel weiblichem Elan konnten sie die Jury überzeugen. Ebenso für Begeisterung haben auch die kleinen Musiker des Kinderchors der Musikschule Sauerlach-Brunnthal gesorgt, die mit glockenheller Stimme das Lied "Vois sur ton chemin" aus dem bekannten Film "Die Kinder des Monsieur Matthieu" gesungen haben. Ebenfalls den zweiten Platz hat die Jazz-Combo der Musikschule Grünwald bekommen. Besonders die funky Interpretationen der beiden Saxofon- und Klarinettenspieler beim Jazzstandard "Chameleon" von Herbie Hancock sorgten dafür, dass die Bühne in Taufkirchen sich mit ein wenig Imaginationskraft in eine Jazz Bar in New York verwandelte.

Nun, bei all der Qualität, die an diesem Abend im Saal des Kultur- und Konferenzzentrums in Taufkirchen gezeigt wurde, war es oft schwer, einen Favoriten zu benennen. Oft auf ganz unterschiedliche Weise haben die Schüler ihr Publikum begeistert: So hat der Kinderchor der Musikschule Taufkirchen für viele Lacher gesorgt, als er in dem Lied "Mein Zimmer ist ein Dschungel" die Liebe zum Chaos und ihre Verärgerung über den mütterlichen Putzfimmel ausdrückte. Und wenn man die Schüler der Streicherschule aus Grünwald betrachtete, deren Instrumente teils sie selbst noch an Größe überragten, dann haben sich die Worte des Landrats Göbel zu Beginn der Veranstaltung bewahrheitet: "Die Musikschulen im Landkreis stehen für Kultur, Bildung sowie Vielfalt - und für die Zukunft."

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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