Polizeihubschrauber:Zwischen Widerstand und Fatalismus

Polizeihubschrauber: Die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei ist in Oberschleißheim stationiert, daneben sollen auch die Hubschrauber der Landespolizei unterkommen.

Die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei ist in Oberschleißheim stationiert, daneben sollen auch die Hubschrauber der Landespolizei unterkommen.

(Foto: Robert Haas)

Mit 1000 Unterschriften machen die Oberschleißheimer deutlich, dass die Hubschrauberstaffel der Landespolizei nicht willkommen ist.

Von Gudrun Passarge, Oberschleißheim

"Widerstand ist da", sagt Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler), der keineswegs bereit ist, klein beizugeben. In den vergangenen Wochen haben engagierte Oberschleißheimer etwa tausend Unterschriften gesammelt, alle mit dem Ziel, den Umzug der bayerischen Polizeihubschrauberstaffel vom Flughafen nach Oberschleißheim zu verhindern. Die Gemeinde selbst hat ihr Nein zu den Planungen der Regierung von Oberbayern mit einem Boten zugeschickt. Zudem wird sie den Klageweg weiter beschreiten. Vorrangiges Ziel ist laut Kuchlbauer Lärmschutz für die Bevölkerung.

Eine Gruppe wehrt sich gegen die "Zerstörung" Oberschleißheims

Dieses Ziel allerdings reicht Gabriele Kämpf nicht weit genug. Sie hat mit anderen zusammen 584 Unterschriften gesammelt für eine eigene Einwendung unter der Überschrift "Oberschleißheim soll nicht weiter zerstört werden". Sie verweist auf die Autobahnen, die B 13 und die B 471, die Schienen, die den Ort in zwei Teile zerschneiden, und den unerträglichen Berufsverkehr mit kilometerlangen Schlangen durch den Ort, wenn die Schranke geschlossen ist. Und zu all dem sollen jetzt noch 3500 Hubschrauberflüge hinzukommen, zusätzlich zu den 2500 der Fliegerstaffel der Bundespolizei, die bereits in Oberschleißheim stationiert ist. Für Kämpf ein Unding.

Aber nur Schallschutz und sich einbunkern sieht sie nicht als Mittel der Wahl: "Die einzig sinnvolle Lösung ist: Es muss gar nicht kommen." Sie lehnt die Pläne komplett ab und beschwört die Gefahr, dass sich Oberschleißheim das Fundament für die Zukunft nehme. Sie stellt die Schicksalsfrage: "Wo wollen wir denn hin? Großes Fragezeichen." Allerdings hat sie auch festgestellt, dass mancher Bewohner eher barsch auf die Unterschriftenaktion reagierte. Sie habe jedoch die Leute darauf hingewiesen, dass niemand hinterher sagen soll, er habe von nichts gewusst.

Als ein wenig zögerlich beschreibt auch Karl Schwärzell die Unterschriftensammlung. Er war zusammen mit der SPD-Gemeinderätin Brigitte Scholle und einigen Mitstreitern von Haustür zu Haustür gegangen, im Gepäck die zwölf Seiten, die der Rechtsanwalt der Gemeinde als Einwendung ausgearbeitet hatte. Die Leute hätten erst einmal lesen wollen, was sie da unterschreiben, erzählt Schwärzell, das war natürlich "nicht so einfach". Andere sagten gleich, damit komme man ja eh nicht durch, das sei ja schon beschlossene Sache. Aber 110 Unterschriften waren es am Ende doch, die so zusammenkamen.

Auch aus München und vom Bund Naturschutz wird Protest erwartet

Schwärzell findet es doch sehr merkwürdig, dass die Regierung gar keine anderen Standorte geprüft habe, und das, obwohl bei dem jetzt geplanten zirka 50 000 Menschen betroffen seien, wobei Schwärzell Feldmoching und Hasenbergl auf Münchner Flur hinzuzählt. All diese Hubschrauber an einem Ort zusammenzufassen, findet er nicht sinnvoll. "Wenn ein Anschlag zum Beispiel in Würzburg ist, dann brauchen sie da ja gar nicht erst hinzufliegen", sagt Schwärzell.

Nun ist es an der Regierung von Oberbayern, die Einwendungen zu bearbeiten. Bürgermeister Kuchlbauer erwartet Widerspruch vom Bund Naturschutz und auch die Stadt München hat ein eigenes Schreiben angekündigt. Sie hatte sich zuvor schon wie Oberschleißheim vor allem wegen der Lärmbelastung kritisch geäußert.

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