Ottobrunn:Von Kröten und Hunden

Ferdinand-Leiß-Halle, Isarcenter, Lenbachsiedlung - Rathauschef Loderer zeichnet bei der Bürgerversammlung das Bild einer geschäftigen Gemeinde. Die Einwohner beschäftigen eher die kleinen Sorgen

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Es kommt nicht oft vor, dass Bürgermeistern zur eigenen Kommune etwas wirklich Schlechtes einfällt. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) aber hat einen Punkt ausgemacht, der ihn - und mit ihm einen Großteil seiner Bürger - so richtig ärgert: der Bahnhofsplatz. Der, sagte Loderer in der Bürgerversammlung am Donnerstagabend, sei vermutlich der einzige, "auf dem kein Bus wenden kann". Da nickten die etwa 150 Ottobrunner Zuhörer im Ratssaal des Wolf-Ferrari-Hauses zustimmend - und noch etwas heftiger, als der Rathauschef ergänzte: "Städtebaulich ist das absoluter Murks."

Nur leider könne die Gemeinde hier nichts ändern; zu eng seien die Platzverhältnisse vor dem S-Bahnhof, sagte Loderer, dem der öffentliche Nahverkehr und vor allem der Ausbau der Busverbindungen sehr am Herzen liegen. Aber die flächenmäßig kleinste Kommune des Landkreises kämpft seit jeher mit derartigen Problemen. Punktuell schafft es die Gemeinde dennoch, städtebauliche Akzente zu setzen - in manchen Fällen wird sie freilich auch dazu gezwungen. Etwa bei der Sanierung der Tiefgarage in der Ortsmitte, die bis Ende 2019 läuft und etwa 3,6 Millionen Euro kostet. Eines der wichtigsten Projekte ist die Sanierung der in die Jahre gekommenen Ferdinand-Leiß-Halle, die mit 8,5 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren in ein modernes Sportzentrum verwandelt werden soll. Einer der wichtigsten Bausteine bei der Ortsentwicklung sind laut Loderer natürlich der Um- und Ausbau des Isarcenters sowie weitere Nachverdichtungen, "durch die neuer Wohnraum entsteht". Bei Bauvorhaben wie in der Lenbachsiedlung mit 24 neuen Wohnungen oder in der Robert-Koch-Straße lasse sich die Gemeinde von den Bauträgern zusichern, dass 30 Prozent des Wohnraums zu sozial vergünstigten Preisen angeboten werden müssen.

Loderer zeichnete das Bild einer aktiven Gemeinde - und eines aktiven Gemeinderats, der sich schnell und meist in großer Einmütigkeit Herausforderungen wie langer Wartelisten bei der Kinderbetreuung, der Übernahme des Wassernetzes von den Stadtwerken München oder dem Ausbau der Fernwärme widmet.

Und wer die Anliegen der Bürger auf der Versammlung als Maßstab nimmt, kommt unweigerlich zu dem Schluss, dass die Ottobrunner im Großen und Ganzen auch sehr zufrieden sind. Fehlende Stellplätze rund um die Zeisigstraße monierte etwa ein Bürger. Der Mangel solle durch neue Parkplätze im Zuge der Nachverdichtung beendet werden, sagte der Rathauschef. Belebung der Ortsmitte Unter den Lauben? Schwierig, gestand der Rathauschef - dort habe sich leider nie wirkliches Leben herausbilden können. "Außer samstags ist da der Hund verreckt", sagte Loderer.

Mehr Platz für die Wechselkröten nahe des Landschaftsparks? Da kam dann doch für einen Moment richtig Leben in die Bürgerversammlung. Lars Lehre, ein Anwohner am Kathi-Weidner-Weg, stellte den Antrag, nördlich des Wegs neue Laichgewässer für die Kröten durch das Landratsamt anlegen zu lassen. Also ausgerechnet an der Stelle, wo die Gemeinde eine Siedlung für Flüchtlinge geplant hatte, die aufgrund der sinkenden Flüchtlingszahlen dann doch nicht verwirklicht worden ist. Lehre gehörte zu den vehementesten Gegner des Baus eines Viertels für Schutzsuchende. Das Wort Flüchtlinge fiel in seinen Ausführungen freilich ebenso wenig wie in Loderers Antwort - es ging ja um die Kröten. Der Antrag Lehres wurde von der übergroßen Mehrheit des Plenums abgelehnt. "Wenn das die Probleme sind, die Ottobrunn hat, dann ist es um unseren Ort nicht so schlimm bestellt", flüsterte eine Besucherin.

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