Ottobrunn:Totes Pferd auf Schienen

Ottobrunns Bürgermeister wettert gegen U-Bahn- oder Tramausbau

Von Stefan Galler, Ottobrunn

Eine breite Phalanx an Interessenvertretern und Politikern propagiert seit Monaten die Anbindung der Bundeswehr-Universität Neubiberg, des Firmengeländes von Airbus und des Gewerbegebiets Taufkirchen-Brunnthal an U-Bahn oder Tram. Zuletzt sprach sich beispielsweise der Neubiberger Gemeinderat auf Initiative der FDP-Gemeinderatsfraktion einstimmig für die Verlängerung der Trambahnlinie 17 von der Schwanseestraße aus. Der Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach hatte einen SPD-Antrag zur Verlängerung der U 5 über Neuperlach-Süd hinaus ebenfalls einstimmig verabschiedet. Nun outete sich Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) als Gegner einer schienengebundenen Lösung.

"Ich muss hier eine negative Stellungnahme abgeben", sagte der Rathauschef zuletzt im Mobilitätsausschuss des Landkreises. Loderer verwies auf ein Gutachten, das seine Gemeinde beim Beratungsunternehmen Intraplan in Auftrag gegeben hat. Danach wäre das Kosten-Nutzen-Verhältnis sowohl bei einer Tram als auch bei einer U-Bahn-Verlängerung negativ. "Man muss auch mal von einem toten Pferd absteigen", sagte Loderer wörtlich.

Seiner Meinung nach sei die richtige Strategie, um den Verkehr zwischen Neuperlach und dem Gewerbegebiet Taufkirchen-Brunnthal aufzufangen, die Gleise für die Linie S 7 doppelt auszubauen und verstärkt Busse einzusetzen. "Gleise funktionieren in diesem Bereich nicht, Busse sind flexibler", sagte Loderer.

Landrat Christoph Göbel (CSU) widersprach den Ausführungen seines Parteikollegen. Zwar seien aktuelle Fahrgastzahlen bekannt, man wisse aber noch nicht, wie das Angebot angenommen werden würde, wenn die Linie erst einmal bestehe: "Eventuell ist die Nachfrage dann viel größer", sagte Göbel. Immerhin lebten und arbeiteten an dieser Strecke bis zu 60 000 potenzielle Fahrgäste. Er erhalte immer wieder Anfragen von Airbus, den öffentlichen Nahverkehr bis zum Firmengelände auszubauen: "Die sagen, sie sitzen in der letzten Ecke", sagte der Landrat. Man müsse die Frage auf alle Fälle weiterverfolgen, ohne konkret zu werden und ohne Festlegung auf bestimmte Trassen. "Und zwar ganz unabhängig von gängigen Berechnungen", sagte Göbel und griff Loderers Metapher auf: "Das Pferd ist nämlich noch gar nicht geboren."

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