Ottobrunn:Naivität und Ergebenheit

Effi Briest

Foto: Karl Forster

"Effi Briest" auf der Bühne des Wolf-Ferrari-Hauses

Ottobrunn - Sie gehört zu jenen literarischen Frauenfiguren, die, gefangen in den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit, ihr Leben weit entfernt von leidenschaftlichen Gefühlen und kühnen Träumen führen. In seinem Roman "Effi Briest" beschreibt Theodor Fontane Ende des 20. Jahrhunderts das Schicksal einer jungen Frau zu Zeiten der Wilhelminischen Ära. Aufgewachsen in großbürgerlichen Verhältnissen, wird die 17-jährige Effi standesgemäß mit dem 20 Jahre älteren Baron von Innstetten verheiratet, der einst schon Effis Mutter den Hof machte. Die ermahnt ihre lebenslustige Tochter seit jeher mit so restriktiven Sätzen wie: "Nicht so wild, Effi, nicht so leidenschaftlich!"

Naivität und eine selbstverständliche Ergebenheit gegenüber der für sie vorgesehenen Rolle treiben Effi schließlich in die Ehe mit dem emotionslosen Baron und in ein Leben, das in vorherbestimmten Bahnen verläuft. Hier ist kein Ausscheren mehr möglich. Und ein einziger mit dem falschen Mann getauschter Kuss bedeutet für die junge Frau den Anfang einer Katastrophe, die von ihrem Umfeld und ihr selbst als persönliches Scheitern wahrgenommen wird und schließlich mit dem Tod an gebrochenem Herzen endet. Ein sehr differenziertes Gesellschaftsbild wird anhand dieses Frauenschicksals entworfen und gleichzeitig ein psychologisches Drama, das Begriffe wie Treue, Ehre und Schuld auf den Prüfstand stellt.

Die Regisseurin Pia Richter hat Fontanes "Effi Briest" gemeinsam mit der Dramaturgin Anne Verena Freybott für die Bühne adaptiert und mit dem Ensemble des Landestheaters Schwaben einstudiert. Elisabeth Hütter spielt die junge Effi in diesem Drama, das bis heute ein Lehrstück über weibliche Emanzipation ist. In weiteren Rollen sind Jens Schnarre, Fridtjof Stolzenwald und André Stuchlik zu sehen. An diesem Freitag, 28. Oktober, von 19.30 Uhr an wird das Schauspiel im Festsaal des Wolf-Ferrari-Hauses, Rathausplatz 2, in Ottobrunn aufgeführt. Karten gibt es an der Theaterkasse im Wolf-Ferrari-Haus, ☎ 089/608 08-302, am Donnerstag von 16 bis 19 Uhr. stz/Foto: Karl Forster

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